“Stade exklusiv“: 15 Einzelhändler schließen sich zusammen, um gemeinsam anspruchsvolle Kunden zu werben

Stade. Ulf Brokelmann schüttelt einem Kunden die Hand. Die beiden kennen sich seit Jahren. Der Inhaber des gleichnamigen Modegeschäftes in der Stader Innenstadt legt großen Wert auf das persönliche Gespräch. Seit 52 Jahren gehört das Modehaus Brokelmann zum Stader Stadtbild. Doch die Zahl der inhabergeführten Einzelhändler in der Hansestadt nimmt seit Jahren stetig ab. Das ist ein Grund, warum sich Brokelmann und 14 weitere Geschäfte jetzt unter der Dachmarke "Stade exklusiv" vereint haben.

Ein Ziel dieses Zusammenschlusses sei es, den Standort Stade für eine gewisse Kundschaft zu sichern, sagt Brokelmann. Wer in diesen Tagen durch Stade schlendert, hat vielleicht schon den kleinen Aufkleber in einigen Schaufenstern oder an den Eingangstüren erblickt. Wer künftig dazugehört, das entscheiden die Mitglieder. Die Idee für solch einen Zusammenschluss ist bereits vor knapp zehn Jahren entstanden. Ziel war es, starke Stader Unternehmen unter einer gemeinsamen Dachmarke zu vereinen und diese somit zu vernetzen. Ohne die weite Verbreitung des Internets gestaltete sich dieses Vorhaben allerdings als zu schwierig. Das ist heute anders.

Aufgenommen wird aber bei weitem nicht jeder. "Wir alle wollen Kunden mit einem gewissen Anspruch bedienen", sagt Ulf Brokelmann. So hätten seine Kunden beispielsweise einen hohen Anspruch, was Stil und Qualität angeht, weiß der Geschäftsmann. Auch die Verlässlichkeit von ihm und seinen 13 Mitarbeitern würde geschätzt. Brokelmanns Kunden kommen von überall her, sei es Kiel, Osnabrück, Oldenburg oder der Süden der Republik. Selbst ins Ausland ließen sich einige Kunden ihre Maßanzüge schicken. "Wir kennen unsere Kunden, was mir besonders wichtig ist", sagt Brokelmann. Deshalb setzt er sich auch jede Woche mit seinen Mitarbeitern zum Austausch über die Kunden oder internen Weiterbildungen zusammen. Viele seiner Mitarbeiter seien schon lange im Unternehmen, und haben ein persönliches Verhältnis zu den Kunden aufgebaut.

Das haben auch Lotti und Marius Vocke vom Delikatessenladen "Liebelein" an der Großen Schmiedestraße. Ein Mann betritt den Laden, Lotti Vocke lächelt ihn an. Er lächelt zurück, bestellt neun Pralinen, aufgeteilt in drei Tüten. Die Inhaberin packt die Pralinen ab, weiß genau, welche der Kunde haben will. Ein kurzer Plausch und der Kunde verlässt das Geschäft.

"Das gehört für uns dazu, wir wissen aber auch, wie es der Oma geht und ob die neue Küche schon da ist", sagt die Geschäftsfrau und lacht. Seit knapp drei Jahren führt sie mit ihrem Mann das rund 70 Quadratmeter große Geschäft in der Innenstadt. Neben allerlei Delikatessen bieten die Jungunternehmer auch einen Cateringservice und Kochkurse. Wie schwer es ist, sich am Markt zu etablieren und erfolgreich zu arbeiten, merkt das junge Ehepaar jeden Tag. "Wir arbeiten beide etwa 16 Stunden täglich und das sieben Tage die Woche", sagt Lotti Vocke.

Mittlerweile ist sie mit ihrem Mann und ihrer Geschäftsidee in Stade angekommen. Das ging in den vergangenen Jahren nicht allen so. "Ich habe viele Läden kommen und gehen sehen. Seit wir hier sind, haben 30 autarke Einzelhändler in der Innenstadt geschlossen", sagt sie. Die zunehmende Filialisierung in Stades Innenstadt war der Hauptgrund für das junge Ehepaar, dem Verband "Stade exklusiv" beizutreten. "Ganz gleich ob in Stade, Lüneburg oder Celle, wir haben überall das gleiche Stadtbild", sagt Marius Vocke mit Blick auf bestimmte Geschäfte großer Handelsketten.

Die kleineren, eigentümergeführten Einzelhändler blieben dabei häufig auf der Strecke. Deshalb sei es wichtig, dass sich in Stade jetzt Einzelhändler zusammengeschlossen haben, die eine identische Zielgruppe haben. Es habe sich ein starker Verband gegründet, der sich nicht an die breite Masse richte, sondern an Kunden mit einem bestimmten Lebensgefühl, betont Lotti Vocke. "Wir ziehen an einem Strang, nur so kann es in einer Kleinstadt funktionieren", ergänzt sie.

Seit 20 Jahren betreibt die Goldschmiede-Meisterin Doris von Lehe ihr Geschäft an der Stader Poststraße. Auch sie gehört jetzt dem Kreis exklusiver Stader Geschäfte an. In ihrer offenen Werkstadt fertigt Doris von Lehe hochwertigen Schmuck an, den sie selbst entwirft. Sie arbeitet in der Regel mit der Montagetechnik. Das heißt, sie sägt Einzelteile aus Edelmetallen und verbindet diese dann zu fertigen Schmuckstücken. Wer bei ihr etwas in Auftrag gibt, trägt später mit Sicherheit ein Unikat am Körper. Von Lehe übt ihren Beruf mit einer großen Leidenschaft aus. "Hier kann ich meine handwerklichen Fähigkeiten mit Kreativität verbinden und habe viel mit Menschen zu tun", schwärmt die Geschäftsfrau. Kürzlich sei beispielsweise eine Kundin bei ihr im Laden gewesen, die sich extra einen Laufzettel mit inhabergeführten Geschäften zusammengestellt hatte. "Ein solches Angebot wird also gesucht", sagt von Lehe. Deshalb musste sie auch nicht lange überlegen, dem Verbund "Stade exklusiv" beizutreten. Wichtig sei ihr, dass alle Mitglieder auf einer Wellenlänge liegen und einen gewissen Anspruch an ihr eigenes Geschäft und ihr Angebot haben.

Auch der Goldschmiedin sei aufgefallen, dass in den vergangenen Jahren in Stade gerade inhabergeführte Geschäfte mit besonderer Ware oder einem individuellen Konzept geschlossen hätten und an deren Stelle häufig Filialen getreten sind. Doch anders als die Vockes vom Delikatessenladen "Liebelein" betont von Lehe, dass auch die Filialen wichtig sein. "Wir brauchen eine gemischte Käuferschicht in Stade", sagt von Lehe. Dennoch warnt auch sie davor, dass sich unterschiedliche Städte nicht gleich entwickeln dürften. Ihrer Meinung nach werde mit dem Verbund "Stade exklusiv" auch etwas für die Stadtentwicklung getan. "Die Stadt wird lebenswerter für eine bestimmte Käuferschicht", sagt von Lehe.

Wer sich selbst ein Bild von "Stade exklusiv" machen und wissen möchte, wo in Stade exklusiv geshoppt werden kann, findet die wichtigsten Informationen wie Kontaktdaten und Öffnungszeiten von allen Mitgliedern auf der übersichtlichen Internetseite.

www.stade-exklusiv.de