Drochterser wollen für mehr als drei Millionen Euro ihren Ortskern sanieren und das Zentrum wieder mit Leben füllen

Drochtersen. Richtig einladend wirkt das Zentrum der Kehdinger Ortschaft Drochtersen nicht. Vor allem entlang der lang gezogenen Ortsdurchfahrt fallen mehrere Häuser mit unansehnlicher Fassade auf, einige davon stehen leer. Viele Menschen sind nicht zu sehen. "Wir haben große Probleme wegen der Leerstände", sagt Drochtersens Bürgermeister Hans-Wilhelm Bösch. Ein Antrag auf Fördermittel aus dem Programm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren" wurde gestellt, der Drochterser Gemeinderat hat weitere Schritte eingeleitet.

Seit 2008 bieten Bund und Länder das gemeinsame Förderprogramm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren" an. In vielen Kommunen schließen immer mehr Geschäfte. Häufig stehen die Gebäude im Anschluss leer und verkommen. Die Orte verlieren dadurch nicht nur mehr und mehr ihren zentralen Versorgungsbereich, sondern auch einen großen Teil der Lebens- und Wohnqualität. Um diesen Verlust zu stoppen, bietet der Bund in Kooperation mit den Ländern Finanzhilfen an. Bützfleth wurde bereits in das Förderprogramm aufgenommen. Bis zum Jahr 2017 sollen dort rund 5,53 Millionen Euro investiert werden. Die Drochterser wollen bis 2015 rund 3,4 Millionen Euro investieren, müssten davon allerdings rund 1,1 Millionen Euro selbst aufbringen. Aber ganz soweit ist es noch nicht. "Noch ist nichts in trockenen Tüchern", sagt Heino Baumgarten, SPD-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat. Bund und Länder haben genau festgelegt, welche Voraussetzungen eine Kommune erfüllen muss.

Zum einen muss die Gemeinde Drochtersen ein Sanierungsgebiet festlegen und die städtebaulichen Missstände in diesem Gebiet nachweisen. Zudem muss die Erforderlichkeit von Sanierungsmaßnahmen gut begründet werden. Weiterhin muss die zügige Umsetzung der Sanierungsarbeiten im öffentlichen Interesse liegen und die Bürger im Sanierungsgebiet müssen ihre Bereitschaft zur Beteiligung signalisieren. Dass die Eigentümer den Sanierungsarbeiten an ihren Häusern zustimmen und sich auch selbst finanziell beteiligen, gehört zu den wichtigsten Faktoren. "Ohne Beteiligung der Bürger geht es nicht", sagt Ratsherr Cornelius van Lessen von der Freien Wählergemeinschaft Drochtersen. Deshalb laden Rat und Verwaltung in Drochtersen für Mittwoch, 6. Oktober von 19.30 Uhr an in "Müller's Hotel", Kirchenstraße 4, in Drochtersen zu einer Bürgerversammlung ein. Um den Antrag zur Aufnahme in das Fördeprogramm vorzubereiten, wurde in Drochtersen in den vergangenen Monaten einiges bewegt.

Die Bremer BauBeCon Sanierungsträger GmbH und das Himmelpfortener Architektur- und Stadtplanungsbüro "Cappel und Partner" haben einen umfassenden Bericht zu den vorbereitenden Untersuchungen verfasst. "Wir haben jetzt eine hervorragende Analyse, die uns auch weiterhilft, selbst wenn wir nicht in das Förderprogramm aufgenommen werden sollten", sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Kai Seefried. Der vollständige Bericht ist auch im Internet einsehbar.

Darüber hinaus gibt es schon erste konkrete Pläne. Zum einen solle die Anzahl attraktiver Parkplätze im Ortskern erhöht werden, sagt Peter Kranzhoff von "Cappel und Partner". Im Blick haben die Stadtplaner das ehemalige KiK-Gelände für einen Zentralparkplatz. Dort solle zudem eine Querungshilfe wie zum Beispiel ein Zebrastreifen oder eine Ampel geschaffen werden. Vor allem die gefährliche Hauptverkehrsstraße ist den Planern ein Dorn im Auge. "Es soll sicherer werden", sagt Kranzhoff. Der Tourismus solle ebenfalls gestärkt werden, eine Möglichkeit wäre nach Ansicht der Planer die Stärkung des Fahrradtourismus beispielsweise mit einem überdachten Haltepunkt samt Informationstafel im Zentrum.

Weiterhin sollen vor allem die Geschäfte im Ortskern gestärkt werden, die zurzeit größtenteils leer stehen. "Vorstellbar ist die Ladenflächen zum Teil zusammenzulegen, um eine zeitgemäße Größe zu schaffen und die Geschäfte zu modernisieren", sagt Kranzhoff. Dazu bedürfe es allerdings wiederum der Kooperation der Eigentümer, weshalb für alle Beteiligten die Bürgerversammlung am Mittwoch enorm wichtig ist. "Wir müssen den Fokus auf die Bürger richten. Die Versammlung darf kein Flop werden", betont SPD-Ratsherr Dirk Ludewig.

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