Schrott- und Altmetallhändler zahlen bis zu fünf Euro pro Kilogramm. Der hohe Preis für das Edelmetall ruft zahlreiche Diebe auf den Plan.

Stade/Buxtehude. Die Stader Polizei hat ein Problem. Kupferdiebe sind verstärkt im Landkreis unterwegs. Allein an diesem Wochenende schlugen sie dreimal in Stade zu und entwendeten insgesamt 16 Kupferrohre. "Die Zahl der Kupferdiebstähle hat seit Sommer wieder zugenommen", sagt Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Grund dafür sei vermutlich der hohe Preis, der für den Rohstoff Kupfer momentan gezahlt wird. Auf dem Weltmarkt wird Kupfer mit 7911 US-Dollar pro Tonne gehandelt. Bei den Händlern vor Ort wird ebenfalls dementsprechend gut gezahlt.

Der Stader Schrott- und Altmetallhändler Thomas Trabandt kennt den Wert der Metalle nur zu gut. "Der Kupferpreis liegt bei etwa fünf Euro pro Kilogramm", sagt er. Andere Rohstoffe seien bei weitem nicht so rentabel für den Verkäufer wie das rötliche Metall. Für Aluminium werde zurzeit ein Kilopreis von etwa 60 Cent gezahlt, der Messingpreis liege derzeit bei rund 2,50 Euro pro Kilogramm und für Blei beziehungsweise Altblei würden etwa 80 Cent pro Kilogramm gezahlt. "Am meisten wird allerdings Stahlschrott angeliefert", sagt Trabandt . Dieser stamme häufig aus alten Autoteilen, Heizungen oder Rasenmähern. Der Wert: zwischen 15 und 20 Cent pro Kilogramm.

Trabandt verschwindet in seiner Lagerhalle, kurz darauf kommt er mit einem Gabelstapler wieder herausgefahren. Mit mehreren großen Kisten beladen hält er an. Der Händler steigt von seinem Fahrzeug, nimmt die oberste Kiste herunter. Darunter kommt ein großes Knäuel glänzender Kupferkabel zum Vorschein. "Es gibt Kupfer ganz unterschiedlicher Güte", sagt er. Qualitativ hochwertig sei der Rohstoff, der aus alten Kabeln gewonnen wird.

Das wissen offensichtlich auch die Kriminellen, die zurzeit in Buxtehude unterwegs sind. Dort beklagt sich die Polizei, dass die Serie von Kabeldiebstählen kein Ende nimmt. Erst vor einer Woche haben unbekannte Täter vom Gelände des Verwaltungsgebäudes der Stadt Buxtehude an der Bahnhofstraße frisch verlegte Kupferkabel in Längen von zehn bis 20 Meter entwendet. Die Polizei schätzte den Gesamtschaden auf mehrere zehntausend Euro. Der Stader Schrotthändler Trabandt kennt das Problem. Steigt aus unterschiedlichen Gründen der Preis für Kupfer auf dem Weltmarkt, erhöhe sich auch die Zahl der Langfinger. Dass die Täter die gestohlene Ware dann bei Altmetallhändlern verkaufen, davor können sich die Händler in der Regel kaum schützen.

"An der Nasenspitze oder an der Ware selbst erkennt man es oft nicht, ob sie gestohlen ist", sagt Trabandt. Deshalb registriert er zum eigenen Schutz die Kunden, notiert Kontaktdaten und lässt sich jeden Kauf unterschreiben. Wenn ihm die Ware merkwürdig vorkommt, kauft er sie gar nicht erst. Trabandt: "Neuwertige Ware, wie zum Beispiel eine neue Regenrinne, nehme ich nicht an".

Aus gutem Grund: Die Kupferdiebe sind nicht nur auf der Jagd nach Kabeln, sondern entwenden mit Vorliebe Regenrinnen oder Fallrohre aus Kupfer. Diese finden sie häufig an Schulen, Kindergärten, Kirchen und öffentlichen Gebäude, die nachts verlassen sind. Privathäuser würden nach Aussage von Polizeisprecher Bohmbach eher selten aufgesucht. Deshalb bittet die Polizei auch um Mithilfe. "Wer nachts etwas Ungewöhnliches bemerkt, sollte am besten die Polizei rufen, damit wir die Täter auf frischer Tat ertappen können", sagt Bohmbach. Die Beamten seien gerade bei Kupferdiebstählen auf die Hilfe von Zeugen angewiesen.

Ein notiertes Kennzeichen würde den Beamten auch schon weiterhelfen, ergänzt der Polizeisprecher. Gleichzeitig appelliert er jedoch auch an die Schrott- und Altmetallhändler, sich bei auffälligen Angeboten wie zum Beispiel großen Mengen Kupferkabel sofort an die Polizei zu wenden. "Ich kann mir schon vorstellen, dass es Händler gibt, die die gestohlene Ware einfach kaufen", sagt Bohmbach. Diesen Vorwurf könne Thomas Trabandt allerdings klar von sich weisen, er spricht sogar von einem guten Draht zur Polizei und zu den Firmen im Landkreis. "Ich glaube auch nicht, dass mir jemand Ware anbietet, die er im Landkreis gestohlen hat. Da könnte er sich auch gleich selbst anzeigen", sagt Trabandt.