Die Internationale Orchesterakademie kommt im Oktober in den Kreis Stade

Buxtehude. Anfangs, da war ihr Englisch noch nicht so gut. Da beschäftigte sich Julia Vötig lieber mit ihrem Kontrabass und sprach mit den anderen Deutschen in der Gruppe. Doch von Mal zu Mal gewann die Buxtehuderin an Mut hinzu. Mittlerweile kann sie viele Serben und Kroaten zu ihren Freunden zählen. Die Internationale Orchesterakademie hat der 18-Jährigen geholfen, mit Jugendlichen aus anderen Teilen Europas in Kontakt zu treten und über Ländergrenzen hinweg Kontakte zu knüpfen. In diesem Jahr wird das musikalische Ereignis, das bisher viermal auf der kroatischen Ferieninsel Hvar stattfand, erstmalig Buxtehude erobern. Vom 9. bis 23. Oktober werden dann 91 Musiker aus acht verschiedenen Ländern in der Estestadt gemeinsam ihre Instrumente zum Klingen bringen. 50 Streich- und 35 Blasinstrumentalisten sowie fünf Schlagzeuger werden mit von der Partie sein.

Die Jugendlichen üben Werke von Gustav Mahler

"Wir haben uns diesmal die erste Sinfonie von Gustav Mahler vorgenommen", sagt Organisator Christian Klett, Dirigent des Buxtehuder Jugendsinfonieorchesters. Sowohl dieses Orchesterstück als auch verschiedene Kammermusikprojekte wollen die Musiker, die allesamt qualifizierte Laien und gut geschulte Musikstudenten sind, in einer zweiwöchigen Probephase erarbeiten, um sie dann in mehreren Konzerten zu präsentieren. Auf das gemeinsame Musizieren freut sich Julia Vötig schon sehr. Die Schülerin der Buxtehuder Halepaghen-Schule war von Anfang an in Kroatien dabei und fand die Kombination aus Sonne, Musik, einem fremden Land und jungen Leuten einfach unschlagbar. "Für mich war das wie Urlaub", erzählt sie. Morgens standen die Proben an, danach ging es an den Strand und abends wurde wieder geprobt. Gewohnt haben die Teilnehmer in Bungalows oder in Ferienhäusern.

"Ich hab' mich schon gefragt, was ich in diesem Sommer machen soll, wenn wir nicht nach Kroatien fahren", sagt Julia Vötig. Schließlich hat sie die vier vergangenen Sommer ausschließlich dort verbracht. Das Gute sei aber, dass sie ihren Freunden aus dem Ausland jetzt endlich Buxtehude und das Umland zeigen könne. "Für die Serben und Kroaten wird das sicher sehr interessant sein", sagt sie.

Erstmalig werden die jungen Musiker in Buxtehude proben

Das glaubt auch Christian Klett - selbst wenn für ihn praktischere Gründe den Ausschlag gaben, die Orchesterakademie vom Adria- an den Estestrand zu verlegen. "Die Stücke sind immer großformatiger geworden, und in Kroatien hatten wir nicht genügend große Proberäume", erklärt er. Die Aula der Halepaghen-Schule sei dafür jedoch ideal. Aber wie kam die Idee der Internationalen Orchesterakademie überhaupt zustande? Christian Klett erklärt: Er sei seit 1985 Lehrer an der Halepaghen-Schule und Dirigent des Jugendsinfonieorchesters. In diesen 25 Jahren sei er mit den Jugendlichen in viele Länder gereist, unter anderem nach Litauen, Florida, Chile - und im Jahr 2005 nach Kroatien. "Ich bin selbst ein großer Kroatien-Fan", fügt er hinzu.

In Stari Grad, wo die Gruppe residierte, kam ihm die Idee, eine Sommerakademie auf die Beine zu stellen. Man trifft sich, bildet ein Orchester, erarbeitet Projekte, und am Ende gibt es ein Konzert. Für Christian Klett hörte sich das gut an, und so fand 2006 die erste Akademie statt. "Wir waren ein bunt gemischtes Völkchen aus blutigen Laien und professionellen Spielern", sagt er zurückblickend. Damals hatten sie sich die neunte Sinfonie von Dvorak auserkoren - "eine mutige Entscheidung", wie Klett heute findet. Über Schubert tastete sich die Truppe schließlich zu Tschaikowsky hinauf, "da war eine Art Endpunkt erreicht, das Niveau war am höchsten". Auch aus dieser Tatsache heraus war die Zeit reif für eine Veränderung. Und da passt der Wechsel nach Buxtehude gut.

Geplant sind während des zweiwöchigen Aufenthalts in Deutschland unter anderem ein Solo-Violinabend, öffentliche Workshops, ein Auftritt im Audimax der Hamburger Universität und ein Abschlusskonzert in der Friedrich-Ebert-Halle in Heimfeld. "Wir suchen nur noch Gastfamilien, die Musiker bei sich aufnehmen wollen", sagt Klett. Wer einen Platz anbieten will, kann sich bei ihm unter Telefon 04161/64 93 02 oder per E-Mail melden.

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