An der Hochschule 21 sind 200 junge Leute ins erste Semester gestartet. Vor allem die Mischung aus Theorie und Praxis zieht sie an

Buxtehude. Was die beste Freundin empfiehlt, kann ja nicht schlecht sein. Also beschloss Nadine Erdmann, sich um einen Platz im Studiengang Physiotherapie an der Hochschule 21 in Buxtehude zu bewerben. "Der duale Aufbau des Studiums hat mir besonders gut gefallen", sagt die 21-jährige Harsefelderin, die seit dieser Woche eine von 200 frisch gebackenen Erstsemestern ist, die ihr Studium in Buxtehude begonnen haben.

Ihre Kommilitoninnen Patrizia Müller, 21, und Antje Ott, 30, mit denen sie jetzt erst einmal die für sie völlig neue Hochschul-Welt erkundet, sehen das ähnlich. "Es ist eben nicht nur eine Ausbildung, sondern auch ein Studium", sagt Patrizia Müller. So wie Antje Ott wird sie aber nicht in Buxtehude wohnen, sondern von ihrem Wohnort Hamburg aus täglich mit dem Auto in die Estestadt pendeln.

Konkrete Vorstellungen von dem, was nach der Studienzeit kommt

Konkrete Vorstellungen von dem, was nach der Studentenzeit kommen soll, haben die drei auch schon: In einer kleinen Praxis würden sie gerne arbeiten, vielleicht wird es einmal die eigene werden. Nadine Erdmann will es sogar in den USA versuchen. "Ich war gerade ein Jahr dort und würde gerne wieder zurückgehen, weil mein Vater Amerikaner ist", erzählt sie.

Kein "Mal sehen, was danach kommt", keine Luftschlösser und keine unschlüssigen Träumereien. Die drei jungen Frauen wissen ganz genau, auf was sie sich mit ihrem Studium einlassen. Und für diese Philosophie steht auch die private Hochschule 21, die in diesem Jahr mit dem Rekordjahrgang von 200 Studienanfängern in das Wintersemester gestartet ist - das ist ein Zuwachs um 25 Prozent gegenüber dem Jahr 2009.

"Wir verbinden das Studium mit einer praktischen Ausbildung im Unternehmen", bringt Hochschulpräsident Martin Betzler das Konzept der Einrichtung auf den Punkt. 50 Prozent Theorie stehen während des dreijährigen Studiums 50 Prozent Praxis im Unternehmen gegenüber. Am Ende steht der Bachelor-Abschluss, den fast alle der Studenten erwerben: Die Abbrecherquote liegt bei unter zehn Prozent.

Studenten kommen auch aus Bayern und Baden-Württemberg

Bei den jungen Leuten sowie bei den 400 Partner-Unternehmen hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass die Hochschule 21 für ein straffes Studium steht, das viel Engagement erfordert. Sogar aus Baden-Württemberg und Bayern bewerben sich die angehenden Studenten um einen Platz in Buxtehude, auch wenn der Großteil aus Niedersachsen und dem Raum Hamburg kommt.

40 Prozent der Studenten haben bereits eine Berufsaufbildung, die anderen wollen direkt nach der Schule ins Studium starten. Ganz neu ist zudem der Zugang zu einer Hochschule ohne die bisherigen Voraussetzungen Abitur, Fachabitur oder Meisterprüfung aufgrund einer Änderung des Niedersächsischen Hochschulgesetzes: Wer drei Jahre einen Beruf erlernt und drei weitere Jahre Berufserfahrung gesammelt hat, kann sich für ein fachbezogenes Studium an der Hochschule bewerben. "Der erste Student ist schon bei uns", sagt Geschäftsführerin Susanne Russell. Jetzt müsse sich zeigen, wie sich der junge Mann in der Praxis bewähre.

"Die Öffnung für andere Zulassungsformen ist ein vernünftiger Weg", sagt Martin Betzler, der die Änderung des Hochschulgesetzes positiv sieht. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Unternehmen auch in Zukunft genügend Nachwuchskräfte erhalten.

Dabei hören sich die Zahlen zunächst positiv an. Alleine 121 der Neuanfänger haben einen der drei Bau-Studiengänge, Bauingenieurwesen, Bauen im Bestand, Bau- und Immobilienmanagement, gewählt, während der erst seit 2009 angebotene Studiengang Mechatronik bereits 22 Neuzulassungen hat. "Die Mechatronik ist bei uns noch sehr wenig bekannt", sagt Martin Betzler. Für den Physiotherapie-Studiengang gibt es hingegen regelmäßig drei- bis viermal so viele Bewerbungen wie Plätze. In diesem Jahr hat die Hochschule 57 Anfänger aufgenommen.

Trotzdem weist Betzler darauf hin, dass es vor allem für mittelständische Unternehmen in den kommenden Jahren immer schwieriger werden wird, qualifizierte Leute zu finden. Deshalb sei es für diese Firmen seiner Ansicht nach von Vorteil, die jungen Leute bereits zu Beginn ihrer Laufbahn an sich zu binden - als Trainees, die den Praxisteil ihres Studiums bei ihnen absolvieren. Dafür sprechen auch die Zahlen: Rund 80 Prozent der Absolventen finden später einen Job bei ihrem Partnerunternehmen.

Nähe zu Hamburg kommt der Hochschule zugute

Und wie blickt die Hochschule 21 in ihre eigene Zukunft? Eine Grenze nach oben bei Studierendenzahlen gebe es nicht, Kapazitäten seien vorhanden und die Räumlichkeiten könnten erweitert werden, sagt Susanne Russell. Auch der Standort in der Nähe von Hamburg komme der Einrichtung zugute. Viele Studenten würden von dort aus nach Buxtehude pendeln. Zudem spricht die 130-jährige Hochschultradition in der Estestadt für sich. Denn bevor vor sechs Jahren die Hochschule 21 als gemeinnützige GmbH gegründet wurde, gab es eine staatliche Fachhochschule, deren Schwerpunkte so wie jetzt auf den Studiengängen Architektur und Bauingenieurswesen lagen.