Das Unterfeuer muss ersetzt werden. Damit es Kapitäne nicht irritiert, sollte sein Laternenhaus abgebaut werden.

Jork. Lothar Buckow atmet auf. Der Sprecher des Freundeskreises "Mielstack" freut sich, dass der historische Leuchtturm sein Laternenhaus behalten darf; zumindest für eine sechsmonatige Testphase. Das gab das Wasser- und Schifffahrtsamt in Hamburg (WSA) nun bekannt. Eigentlich wollte das WSA die Haube des historischen Leuchtturms im Herbst dieses Jahres kappen. Der Neubau eines höheren Leuchtfeuers soll das antiquierte Bauwerk ersetzen. So war der Plan.

Grund für die Abbaupläne: Das alte Unterfeuer kann zusammen mit dem dazugehörigen Oberfeuer in Somerfleth nicht mehr zum Navigieren genutzt werden. "Das liegt daran, dass die heutigen Kapitänsbrücken höher sind als noch vor 100 Jahren", sagt Joachim Niezgodka, Sachbereichsleiter für Schifffahrtszeichen beim WSA. "Damit ist das Blickfeld aus dem Führerhaus anders und es kann nicht mehr mit hundertprozentiger Genauigkeit anhand von Unter- und Oberfeuer die Fahrrinne bestimmt werden." Wenn nun das neue Leuchtfeuer fertiggestellt ist, könne tagsüber, wenn die Kapitäne alle drei Leuchtfeuer sehen, "Mielstack" die ortsunkundigen Kapitäne verwirren und damit die Verkehrssicherheit auf der Elbe gefährden, so Niezgodka weiter. "Die Kapitäne wissen dann nicht unbedingt, anhand welchen Unterfeuers sie sich orientieren müssen." Wegen der Verwechslungsgefahr seien Havarien nicht ausgeschlossen. So sei es, laut Niezgodka, am sichersten, das Laternenhaus abzunehmen. Doch dagegen liefen die Altländer Sturm. "Jork ohne Mielstack wäre wie Paris ohne den Eiffelturm", sagt Lothar Buckow. Der Widerstand gegen den Abbau des Laternenhauses vom historischen Leuchtfeuer (Baujahr 1905) wurde belohnt: Das WSA lenkte ein. "Wir geben dem Leuchtfeuer 'Mielstack' eine Probezeit von sechs Monaten", sagt WSA-Amtsleiter Detlef Wittmüß. Sollte sich in der Zeit zeigen, dass das alte Leuchtfeuer keine Irritationen bei den Kapitänen verursacht, dürfe der historische Turm sein Laternenhaus behalten. "Es ist durchaus in unserem Interesse, das historische Gebäude zu erhalten, wenn wir die Verkehrssicherheit auf der Elbe weiterhin garantieren können", so Wittmüß weiter. "Wir reißen ja nichts aus Jux und Dollerei ab."

Wittmüß vermutet, dass sich in der Probezeit zeigen wird, dass "Mielstack" sein Laternenhaus behalten darf. Da größere Schiffe sowieso einen Lotsen an Bord nehmen müssen und Schiffe unter einer Länge von 300 Metern nur ohne Lotsen fahren dürfen, wenn sie die Elbe gut kennen, wird sich wohl zeigen, dass 'Mielstack' kein Sicherheitsrisiko ist", sagt er.

Eckhart Lantz, Erster Kreisrat, bewertet das Einlenken der WSA positiv. "Der Kreis hat das WSA mehrfach auf die Bedeutung des Leuchtfeuers hingewiesen, dass sie nun darauf reagiert haben, ist ein Erfolg", sagt er. Auch der Bürgermeister der Gemeinde Jork, Rolf Lühmann, freut sich. "Wir hatten uns schon notgedrungen damit abgefunden, dass das historische Leuchtfeuer sein Laternenhaus verliert", sagt er. Immerhin habe sich die Gemeinde bereits vor eineinhalb Jahren mit dem WSA über die Zukunft von "Mielstack" geeinigt. So habe der Jorker Rat geplant, den historischen Leuchtturm zu übernehmen. Das abgetragene Laternenhaus sollte einen Platz neben dem Turm finden. "Wichtig war mir vor allem, dass das Baudenkmal für die Öffentlichkeit erhalten bleibt", sagt Lühmann. Eine Nutzung als Standesamt, Museum und als Raststätte für Tagesausflügler: So hatte sich Lühmann das vorgestellt. "Ein Leuchtfeuer mit Laternenhaus ist uns natürlich noch viel lieber." Für Lühmann ist die Angelegenheit aber erst befriedigend abgeschlossen, wenn die Gemeinde Jork das Gebäude vom derzeitigen Besitzer, der Bundesrepublik Deutschland, übernehmen darf. "Wir können nur einen symbolischen Preis, etwa einen Euro, bezahlen", sagt er.

Ein Konzept für die Nutzung habe die Gemeinde dem Bund bereits vorgelegt. Unterstützung gibt es vom WSA. Denn das Amt würde diese Lösung befürworten. "Wir haben uns bei der Bundesvermögensanstalt dafür ausgesprochen, dass die Gemeinde Jork das Baudenkmal übernimmt", sagt Wittmüß.