Der SPD-Politiker Egon Ohlrogge erklärt im Planetarium Grünendeich den Nachthimmel

Grünendeich. Galaktische Sphärenklänge, stark gedämpftes blaues Dämmerlicht und ein futuristisch anmutendes Gerät sind die ersten Eindrücke beim Betreten des Planetariums im Keller des Hauses der Maritimen Landschaft Unterelbe in Grünendeich. Der runde Raum mit der Kuppeldecke bietet Platz für 30 Personen. Schnell sind alle Plätze besetzt. Familien mit Kindern, ältere und jugendliche Besucher erwarten mit Spannung eine interessante "Reise durch das All zur Milchstraße" zu der Egon Ohlrogge einlädt.

Der erfahrene Kapitän ist vielen Menschen im Landkreis hauptsächlich aus der Politik bekannt. Seit fast zwei Jahrzehnten ist er als Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion aktiv. Doch zur nächsten Wahl im kommenden Jahr will Ohlrogge nicht mehr kandidieren und sich mit fast 70 Jahren aus der aktiven Politik zurückziehen.

So bleibt dem Kapitän auf großer Fahrt im Ruhestand mehr Zeit für seine persönlichen Interessen, zu denen neben maritimen Exkursionen auch die Sternenkunde gehört. Ohlrogge ist zudem Mitglied in drei Segelsportvereinen und passionierter Sport- und Hochseeschiffer.

Navigation und Astronomie faszinierten Egon Ohlrogge schon als Jugendlichen

Ganz klar, dass Navigation und Astronomie für ihn mehr als ein Steckenpferd sind. "Die Astronomie hat mich schon immer interessiert. Ich bin zwei Jahre lang über den Pazifik gefahren. Wenn man da nachts Wache steht und das herrliche Sternenzelt sieht, packt einen das unter dem Aspekt der Wissenschaft und Philosophie gleichermaßen", sagt Ohlrogge.

Nach seiner aktiven Zeit auf See, in der er für die "Norddeutsche Lloyd" und die "Hamburg-Süd-Gruppe" mit Kühl- und Frachtschiffen auf großer Fahrt war, wechselte Ohlrogge in Grünendeich zum "Landleben".

Er studierte Betriebswirtschaft und war als Studiendirektor stellvertretender Leiter der Seefahrtsschule Grünendeich. Dort unterrichtete Egon Ohlrogge angehende Seeleute in der terrestrischen und astronomischen Navigation.

Das heißt, er lehrte sie Standorte und Kurse eines Schiffes nach Seekartenlinien, Kompass und Funk (terrestrisch) oder mit Hilfe der Gestirne, Sonne, Mond oder ausgewählten Fixsternen (astronomisch) zu bestimmen.

Seit 2003 gibt der ehemalige Navigationslehrer sein umfassendes Fachwissen über die Welt der Sterne im Planetarium der ehemaligen Grünendeicher Seefahrtsschule, die heute Haus der Maritimen Landschaft Unterelbe heißt, weiter. Mehr als 150 Vorführungen bot Ohlrogge seitdem für Vereine, Schulklassen, Urlauber und Einheimische an.

Ist im Planetarium, das am 24. November 1980 eröffnet wurde, Publikumstag, verpackt Kapitän Ohlrogge alles Wissenswerte und Faszinierende zu unserem Sonnensystem spannend und auch für Laien sehr gut verständlich in seinem Vortrag.

Wenn unter der Planetariumskuppel das Licht ausgeht und die Sternenbilder am nachschwarzen Himmel sichtbar werden, geht ein Raunen der Zuhörer durch den Raum. "Sie sehen das Himmels-W, mit der Kassiopeia", erklärt Ohlrogge. "Die Kassiopeia ist ein Sternbild des Nordhimmels, das das ganze Jahr über zu sehen ist. Mythologisch war Kassiopeia die Königin von Äthiopien, Gemahlin des Cepheus und Mutter der Andromeda. Sie rühmte sich, schöner als andere Frauen zu sein und wurde deshalb an den Himmel verbannt", weiß Ohlrogge zu berichten.

Und Ohlrogge navigiert die Zuhörer weiter zum Sternbild "Zwillinge". "Es befindet sich nordöstlich des markanten Orion. "Besonders hell leuchten die Sterne Castor und Pollux." Es folgt auch hier die ergreifende Geschichte der Zwillinge aus der Mythologie, wo sie als unzertrennlich beschrieben werden.

Mit technischen Finessen, dem Fachwissen eines weitgereisten Navigators und dem Esprit eines unterhaltsamen Erzählers nimmt Ohlrogge seine Gäste mit zu eindrucksvollen Exkursionen in die Weiten des Alls.

So erfahren die Zuhörer unter der 6,3 Meter großen Kuppel, die sich wegen ihrer Lage im Keller, anders als bei Sternwarten nicht nach außen öffnen lässt, wie die Sternbilder und Sternzeichen am nördlichen und südlichen Himmel aussehen. Dazu gibt es viel Mythisches aus der aus der griechischen Sagenwelt, aus der die Namen der heutigen Sternbilder stammen.

Technisches Herzstück des Planetariums ist ein spezieller Zeiss-Projektor, der von 1980 an für die nautische Ausbildung genutzt wurde. Er besteht aus zwei Kugeln mit genau berechneten Öffnungen. Diese beiden Kugeln ermöglichen es, den nördlichen und südlichen Sternenhimmel mit bis zu 5.800 Lichtpunkten an die Kuppel des Planetariums zu projizieren. Der Betrachter kann so auf eine imaginäre Reise rund um den Erdball gehen und den Sternenhimmel des Äquators ebenso betrachten wie den des Nord- und Südpols.

Per Technik führt Ohlrogge die kosmisch Interessierten zu den markantesten Sternbildern und erklärt, zu welchen Jahreszeiten sie am Himmel besonders gut zu erkennen sind.

Und Egon Ohlrogge gibt Tipps, wie man auch als Laie den Polarstern sicher finden kann, oder wie man die Venus vom Saturn unterscheidet. Auch, dass die Erde für eine volle Umdrehung gar nicht 24 Stunden benötigt, sondern nur 23 Stunden du 56 Minuten, erfährt der staunende Zuhörer. Das astronomische Jahr wird demzufolge mit Dreihundertfünfundsechsigeinhalb (365,5) Tagen berechnet und muss deshalb alle vier Jahre in einem Schaltjahr mit einem zusätzlichen Tag, dem 29. Februar, ausgeglichen werden.

Zu den Wundern des Blauen Planeten, wie die Erde genannt wird, gehört auch die Neigung der Erdachse um 23 Grad, was die Ursache für das Erleben von verschiedenen Jahreszeiten in unseren Breitengraden ermöglicht.