Politiker widersprechen Darstellung Uwe Seggermanns, dass Fotos nach Fällaktion nicht Plätze am Naturlehrpfad zeigen

Oldendorf/Stade. Der Holzeinschlag im Sunder Waldgebiet bei Oldendorf mit schwerer Technik brachte führende Mitarbeiter der Stader Kreisverwaltung in die Kritik von Naturschützern, Bürgern und Politikern. Wie das Abendblatt berichtete, monierten sie unter anderem, dass dieses Vorgehen den Waldboden nachhaltig geschädigt haben könnte. In der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses für Regionalplanung und Umweltfragen stritt die Kreisverwaltung ab, dass es zu Schäden im Wald kam. Uwe Seggermann, der als Leiter der Naturschutzbehörde des Landkreises den Sunder Wald federführend in Obhut hat, sagte während der öffentlichen Sitzung des Kreisumweltausschusses: "Das, was da beschrieben wird, ist nicht in Sunde passiert, es entspricht nicht den Tatsachen. Es wurden keine Schäden verursacht, der Boden im Sunder Wald ist nicht sensibel, und die Fotos im Abendblatt wurden nicht im Sunder Wald gemacht. Das war eine organisierte Pressekampagne."

Politiker vergleichen vor Ort Fotos mit den noch sichtbaren Spuren

Nun trafen sich Politiker noch einmal am Naturlehrpfad des Landkreises im Sunder Wald, um Seggermanns Darstellung und die Situation vor Ort zu vergleichen.

Die Oldendorfer Ratspolitiker Heinz Haselmeier (SPD) und Peter Wortmann (Die Grünen) sowie der Kreistagsabgeordnete Benjamin Koch-Böhnke (Die Linke) sahen sich die tiefen Spuren und Rückeschäden, die Harvester und Rückemaschine hinterlassen haben, noch einmal an.

"Wir sind hier im Sunder Wald und die Spuren eingesunkener Maschinen sind deutlich zu sehen", sagt Peter Wortmann. "Überall dort, wo der Boden sensibel ist, sind tiefe Reifenspuren erkennbar. Auch da, wo sie nun mit Reisigbergen abgedeckt wurden."

Und Wortmann weiter: "Es kommt nicht darauf an, kritische Berichterstattung herunterzumachen, sondern mehr Transparenz in die Informationspolitik des Landkreises zu bringen. Wenn der Wald zum Mischwald ökologisch umgebaut werden soll, ist das völlig in Ordnung. Aber es sollte mit angemessener Technik erfolgen."

Der SPD-Mann Heinz Haselmeier stellt fest: "Ich habe die Stellen besichtigt und man kann die Fotos aus dem Sunder Wald zweifelsfrei zuordnen."

Haselmeier war am vergangenen Mittwoch bei der Begehung des Naturlehrpfades dabei, zu der das Naturschutzamt die Kreistagsabgeordneten eingeladen hatte, um über den Holzeinschlag vor Ort zu informieren. Empört berichtet Haselmeier, dass bei dieser Begehung die Mitglieder des Umweltausschusses an einer Stelle über den Holzeinschlag informiert wurden, die sich deutlich von anderen Stellen mit Rückeschäden unterscheidet.

"Man hat den Eindruck, wir wurden im Wald an eine Stelle geführt, die möglicherweise vorbereitet wurde, damit man denkt, da gibt es nichts zu beanstanden."

Dazu habe es Informationen und Erklärungen von Otto Fricke gegeben, dem Leiter des Forstamtes Harsefeld. Fricke habe den forstwirtschaftlichen Laien dargelegt, dass diese Art der Waldwirtschaft völlig normal sei, so Haselmeier.

"Was man jedoch wenige Meter davon entfernt sieht, zeigt deutliche Folgen der Eingriffe. Tiefe Wühlspuren und Schäden in den Rückegassen sind nicht zu übersehen", sagt Haselmeier.

Der Linken-Kreistagsabgeordnete Benjamin Koch-Böhnke sagt: "Wir Kreistagsabgeordneten haben erst durch die Berichte im Abendblatt erfahren, dass der Landkreis Stade in dem rund 80 Hektar großen Wald, der als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist, mit schwerer Maschinentechnik vorgegangen ist. Dem Abendblatt nun eine Art von Betrug vorzuwerfen, ist armselig."

Es habe ihn, wie auch viele andere Bürger erschüttert, welche Schneisen der Verwüstung entlang des Naturlehrpfades zu sehen waren, der auf vielen Wanderkarten als besonders sehenswert empfohlen wird. Deshalb habe er einen Antrag im Ausschuss für Regionalplanung und Umweltfragen gestellt, unabhängige Gutachter der Forstämter des "Bereichs Nord-Ost" und des Naturschutzbundes BUND einzuschalten. "Wenn alles in bester Ordnung ist, kann es dem Landkreis doch nur recht sein, wenn auch externe Gutachter und nicht nur Mitarbeiter des Umweltamtes das bestätigen."

Koch-Böhnkes Antrag wurde in der Ausschusssitzung am 1. September von dem CDU-Politiker Oliver Grundmann harsch kritisiert: "Externe Gutachter anzufordern, ist eine bodenlose Frechheit und hieße ja, die Mitarbeiter unseres Umweltamtes sind Deppen."

Der Kreistagsabgeordneten Verena Wein-Wilke (Die Grünen) warf Grundmann vor, mit "grüner Polemik" zu argumentieren, weil sie nach einer Begutachtung vor Ort die Maßnahme, die noch in der Brut- und Setzzeit stattfand, als "brutal" bezeichnete.

Landkreis bleibt bei der Darstellung, dass Fotos nicht Sunder Wald zeigen

Die Verwaltung des Landkreises bleibt indes bei ihrer Darstellung. "Das Foto mit den Spuren und dem Ruhezonenschild in der Abendblatt-Ausgabe vom 12. August kann nicht in Sunde entstanden sein. Das beauftragte Holz-ernte-Unternehmen hat gesagt, es ist deutlich erkennbar, dass die Reifenspuren nicht von ihren Maschinen sind", sagt der Erste Kreisrat Eckart Lantz. "Auch Detailaufnahmen des Harvesters können nicht den Maschinen des Unternehmens zugeordnet werden", so Lantz weiter.