Wetterforscher erklärt , warum nach dem nassen und kalten August in der Region kein warmer Spätsommer mehr zu erwarten ist

Unter dem kräftigen Einfluss von Hoch "Helmut" über Skandinavien gehen wir mit so freundlichem Wetter wie am Sonntag auch in die neue Woche. Da das Hoch über Nordeuropa aber ortsfest bleibt, liegen wir an seiner Südseite in einer kühlen und trocken Ostströmung, in der die Tagestemperaturen, trotz der vielen Sonne, nicht über 18 Grad hinauskommen. Dabei kühlt es in den klaren Nächten teilweise sogar unter fünf Grad ab. In der zweiten Wochenhälfte ziehen aus Südwesten Regengebiete heran, sodass - nach Lage der Dinge - der warme Spätsommer auch am nächsten Wochenende noch auf sich warten lässt.

Als freundlicher Übergangsmonat ist der September dem Mai sehr ähnlich. Beide haben die geringsten Wolkenanteile aller Monate, eine vergleichbare Wärme und auch zwei Sommertage mit mindestens 25 Grad im Angebot. Klimatisch gesehen, folgt auf eine spätsommerlich warme erste Septemberwoche zur Monatsmitte ein massiver Herbsteinbruch. So lautet die entsprechende Bauernregel: "St. Ludmilla (16. September) das fromme Kind, bringt gern Regen und viel Wind", Gegen Ende September naht dann der Altweibersommer mit seinen sonnig-milden Tagen und kühlen, nebligen Nächten. Leider sind seine Schönwetterperioden in Norddeutschland weniger ausgeprägt als in Süddeutschland und dem Alpenraum.

Seit mindesten 50 Jahren war kein August im Kreis Stade so nass und so trübe wie der vergangene. Gab es im Juli lediglich zwölf Tage mit messbarem Niederschlag, so blieb im August kaum einer trocken. Über weite Strecken erinnerte das Wetter eher an den Herbst als an den Sommer. So fiel der dritte Sommermonat vielfach um 75 Prozent zu feucht aus und blieb beim Sonnenschein mit 128 Stunden noch deutlich unter dem Rekordminimum von 1948 (150 Stunden). Bei dieser üblen Mischung konnten auch die Temperaturen nicht versöhnlich stimmen. Anfänglich deutlich zu warm, wurden sie durch die sehr kühle letzte Augustwoche am Ende noch fast auf Normalmaß gestutzt.

Hitze, Dürre und Starkniederschläge bestimmten den meteorologischen Sommer. Wie unter einem Brennglas bündelten sich die Bedrohungsszenerien des Klimawandels auch in unserer Region. Drei extreme Witterungsabschnitte prägten den Sommer in einmaliger Weise: Einem Hochsommerblock, mit drei zum Teil massiven Hitzewellen zwischen dem 21. Juni bis 21. Juli und einer beispiellosen Trockenperiode im Juni und Juli, stand ein ebenso tropfnasser wie trüber August gegenüber. Die krassen Witterungsgegensätze sorgten besonders in der Landwirtschaft und dem Ostbau für viel Frust und zum Teil für deutliche Ertragseinbußen.

Über alle drei Monate gesehen, glichen sich die Unterschiede bei Niederschlag und Sonnenschein nur zum Teil aus. Gemessen am Klimamittel (1961 - 1990) war der Sommer im Raum Stade mit rund 180 Litern pro Quadratmeter um gut 15 Prozent zu trocken, während die Sonne knapp zehn Prozent hinter den Erwartungen zurückblieb. Abseits der Hitzespitzen konnten wir uns über sehr viele angenehm warme Tage mit perfektem Freizeitwetter freuen. 30 mal überstieg das Thermometer die 25 Grad-Marke, davon an zehn Tagen sogar die 30 Grad-Schwelle, mit brennend heißen Spitzenwerten um 35 Grad am 9. Juli. Mit einer Durchschnittstemperatur von 18,0 Grad fiel der Sommer 2010 im Kreisgebiet um 1,9 Grad und damit deutlich zu warm aus.