Experte sieht das Gesundheitsrisiko für Schulkinder als gering an, empfiehlt aber Sanierung

Apensen. Das Gutachten zu den Schadstoffwerten in der Beckdorfer Grundschule ist jetzt öffentlich. Der Chemiker Martin Wesselmann, der die Proben in dem Gebäude entnommen und untersucht hatte, stellte seine Ergebnisse am Donnerstagabend im Schulzentrum Apensen vor. Mit dieser Informationsveranstaltung hatte Samtgemeindedirektor Peter Sommer auf vehemente Forderungen seitens der Eltern der betroffenen Kinder reagiert, die auf eine Herausgabe der Daten gepocht hatten, nachdem die Schule wegen des PCP-Fundes geschlossen worden war. Zunächst hatte die Verwaltung geplant, das Gutachten erst bei einer Sitzung des Schulausschusses am 28. September öffentlich zu machen.

Wesselmann ließ keinen Zweifel daran, dass das Gebäude seiner Ansicht nach stark mit der Chemikalie Pentachlorphenol (PCP) belastet ist. In der Holzvertäfelung der Decke der beiden betroffenen Klassenräume hätte er "extrem hohe Werte" der als krebserzeugend eingestuften Chemikalie festgestellt. Diese hätten bei 6000 Milligramm PCP pro Kilogramm Holz gelegen. Bei mehr als 50 Milligramm spreche man bereits von einem "Gefahrenstoff".

Für die Gesundheit der Kinder und Lehrer ist entscheidender, wie hoch die Atemluft belastet ist. Wesselmann gab an, in einem der beiden Räume 220 Nanogramm PCP pro Kubikmeter Luft gemessen zu haben, in dem anderen Raum waren es 83 Nanogramm. Nach einer offiziellen Skala gelten Werte zwischen 100 und 1000 Nanogramm als potenziell gesundheitsgefährdend. Wesselmann bezeichnete die 220 Nanogramm dennoch als einen "sehr hohen Wert", den man heute kaum noch in Gebäuden finde.

Im deutlichen Gegensatz zur Höhe der Werte stand die Einschätzung Wesselmanns, wie gefährlich das PCP in der Beckdorfer Grundschule nun sei. Der Chemiker antwortete den rund 40 anwesenden Eltern, dass sie keineswegs "in Panik verfallen" müssten. Deutlicher wurde Dr. Bernd Rasenack, Mitarbeiter des Gesundheitsamtes Stade, der ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm. "In dieser Konzentration ist mit einer gesundheitlichen Schädigung nicht zu rechnen" sagte er. Wie Wesselmann hält er deshalb eine medizinische Untersuchung der Kinder nicht für erforderlich.

Eine höhere Gefährdung könnte allerdings Menschen betreffen, die vor rund 30 Jahren in dem Gebäude tätig waren oder unterrichtet wurden. Denn laut Wesselmann war die PCP-Belastung in den ersten Jahren nach dem Einbau der Holzdecke zehn bis 100 mal höher. Mögliche Betroffene sollten dies "im Hinterkopf" behalten, sagte Bernd Rasenack. Allerdings sei bisher noch nie Krebserkrankung gefunden worden, die eindeutig auf PCP zurück zu führen war. Das Risiko betreffe ohnehin hauptsächlich Menschen, die damals mit der Substanz gearbeitet haben.

Die bisher deutlichsten Konsequenzen betreffen das Schulgebäude. Martin Wesselmann empfahl, die Decken sowie die Böden und die Fensterbänke auszutauschen. Über eine mögliche Sanierung oder Alternativen berät der Schulausschuss am 28. September. Wer ein Exemplar des Gutachtens haben möchte, kann sich bei der Samtgemeindeverwaltung melden.