Bürger und Politiker aus allen Parteien wollen Oldendorf bis zum Jahr 2020 zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgen

Oldendorf. Bürger und Politiker aus Oldendorf haben ein ehrgeiziges Ziel. Bis zum Jahr 2020 soll die Gemeinde zu 100 Prozent mit Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien versorgt werden - zumindest rechnerisch. Um dieses Ziel umzusetzen, wurde nun die "Energie Oldendorf GmbH und Co KG" gegründet. Mit Solarkraft, Biogasanlagen und Windkraft wollen die Gesellschaft und der Arbeitskreis Energie das ehrgeizige Ziel erreichen.

Seinen Ursprung hat die Initiative einiger Bürger in der Dorfentwicklung der Gemeinde. Während einer Diskussionsrunde des zuständigen Arbeitskreises kam die Frage auf, wie die Bürger die Energieversorgung in Oldendorf im Jahr 2020 sehen. Diesen Diskussionsabend haben der Oldendorfer Peter Wortmann und einige Mitstreiter genutzt und 2008 den Oldendorfer Arbeitskreis Energie gegründet.

Mittlerweile gehören diesem Arbeitskreis 23 Mitglieder an, darunter Vertreter aller politischen Parteien, die im Gemeinderat Oldendorf vertreten sind. Schnell hatten sie sich auf ein Ziel geeinigt: Nach dem Vorbild des Bioenergiedorfes Jühnde bei Göttingen soll die Strom- und Wärmeversorgung in der Gemeinde Oldendorf vollständig aus erneuerbaren Energien stammen.

"Wir wollen rechnerisch so viel produzieren, wie wir verbrauchen", sagt Peter Wortmann, Sprecher des Arbeitskreises Energie. Wie viel Wärme und Strom die etwa 2870 Einwohner verbrauchen, die in knapp 700 Haushalten in der Gemeinde leben, kann der Arbeitskreis Energie bislang nicht sagen. Ideen, wie Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien erzeugt werden sollen, gibt es hingegen einige.

Ganz oben auf der Liste des Arbeitskreises stehen Solaranlagen, genauer gesagt: Solaranlagen auf Privathäusern. Deshalb wurde jetzt die Gesellschaft "Energie Oldendorf" gegründet. "Dieser Schritt war nötig geworden, um Untersuchungen zu geeigneten Dächern für Bürgersolaranlagen in Auftrag geben zu können", sagt Wortmann.

Zudem sei es mit Hilfe der Gesellschaft möglich, Machbarkeitsstudien zur Wärmeversorgung von privaten und öffentlichen Gebäuden zu erstellen. Im Blick des Arbeitskreises ist aber zunächst das Schuldach. Gespräche mit der Samtgemeinde und der Schulleitung laufen bereits.

Die Hoffnung des Arbeitskreises besteht darin, dass das Schuldach auch eine Signalwirkung für die Bürger hat. Schließlich werde jetzt in Oldendorf nach Einwohnern gesucht, die in Solaranlagen auf Dachflächen investieren wollen.

Der Arbeitskreis möchte die Bürger nun aufklären und dabei auch mögliche Ängste abbauen. Obwohl bei vielen Bürgern noch eine Skepsis bestehe, was eine Investition in Solaranlagen angeht, glaubt Wortmann, dass diese das einfachste Mittel seien, um ihr Ziel zu erreichen. "Es werden nur Dächer gebraucht. Und dagegen gibt es kaum Widerstand", sagt Wortmann. Anders sei es beispielsweise bei Windkraftanlagen, die aufgrund ihrer Lautstärke in der Kritik stünden. Zudem seien örtliche Handwerker wie Dennis Buck und Rolf Fischer, die sich auf den Bau von Solaranlagen spezialisiert haben, bereits in die Arbeit der Gesellschaft "Energie Oldendorf" integriert.

Dass die Region gestärkt wird, ist ohnehin ein wichtiges Anliegen des Arbeitskreises Energie sowie der Gesellschaft "Energie Oldendorf". Deshalb sollen vorzugsweise örtliche Betriebe die Anlagen bauen und warten.

Doch der Arbeitskreis Energie will sich nicht allein auf die Sonnenkraft verlassen. Es gibt bereits Überlegungen, dass sich die "Energie Oldendorf" auch an Windkraft beteiligt.

Deshalb wurde bei der Gründung der Gesellschaft auch im Gesellschaftsvertrag festgelegt, dass ein Prozent der Einspeisevergütung aus dem Betrieb der Windkraftanlagen für gemeindliche und soziale Zwecke genutzt werden soll. Ebenfalls interessant auf dem Weg zur vollständigen Versorgung aus erneuerbaren Energien seien Biogasanlagen, sagt Wortmann. Bislang gibt es in der Gemeinde Oldendorf lediglich eine Biogasanlage, und zwar an der Straße Richtung Kranenburg. Diese produziert Strom und Wärme ausschließlich für einen landwirtschaftlichen Betrieb.

Darüber hinaus steht in diesem Jahr eine politische Entscheidung der Gemeinde an. Ein Landwirt plant den Bau einer Biogasanlage und hat gemeinsam mit dem Ökostromanbieter "Naturstrom" ein Wärmekonzept für Oldendorf entwickelt.

Der Arbeitskreis Energie möchte weiter für Biogasanlagen in der Gemeinde werben. "Wir beschäftigen uns auch mit dem Image von Biogasanlagen", sagt Barbara Backhaus vom Arbeitskreis. Dabei gehe es beispielsweise um sinnvolle Nebeneffekte wie die Reinigung der Gülle. "Es besteht großer Informationsbedarf", sagt Backhaus.

Allerdings müssten nicht nur die Bürger von den Biogasanlagen überzeugt werden. Insgesamt gibt es in de Gemeinde Oldendorf zwölf landwirtschaftliche Betriebe, einige werden zum Haupt-, andere zum Nebenerwerb genutzt. Noch ist das Interesse eher gering. Doch Peter Wortmann glaubt, dass aufgrund der "sicheren Einspeisung für 20 Jahre eine Gewinnsituation für alle Beteiligten" entstehen könnte.

Am kommenden Wochenende möchte der Arbeitskreis Energie während der Gewerbeschau in Himmelpforten weiter informieren und für seine Ziele werben. Die Messe beginnt am Sonnabend, 4. September, um 13 Uhr auf dem Marktplatz in Himmelpforten, in der Eulsete-Halle und einem zusätzlichen Zelt.