Nach dem Giftfund von Beckdorf schließen andere Schulträger in der Region aus, dass es die Chemikalie bei ihnen gibt

Stade/Buxtehude. Rund zwei Wochen ist es her, dass in einer Beckdorfer Schule der giftige Stoff Pentachlorphenol, kurz PCP, gefunden wurde. Die Chemikalie, die seit 1989 nicht mehr verwendet werden darf, greift das Immunsystem an und kann Krebs erzeugen. Die Schule in Beckdorf wurde geschlossen, die Kinder werden mit Bussen zu einer anderen Einrichtung gefahren und was mit dem Gebäude in Beckdorf passiert, ist ungewiss.

Auch in anderen Kommunen wird sich jetzt die Frage gestellt, ob PCP, das vor allem in Holzschutzmitteln vorkommt, in Schulgebäuden verbaut sein könnte. Während manche Gemeinden in den vergangenen Jahren bereits die Gebäude überprüft haben, sollen entsprechende Tests in anderen Orten erst dann stattfinden, wenn es einen Verdacht gibt. In Beckdorf hatten Kinder über Kopfschmerzen und Müdigkeit geklagt - die typischen Symptome für einen Kontakt mit PCP.

Buxtehudes Bauordnungsleiter Michael Nyveld kann eine Belastung in den insgesamt zwölf Schulgebäuden der Stadt ausschließen. "Ein Gutachter hat in den vergangenen beiden Jahren alle Schulgebäude in der Trägerschaft der Stadt auf Schadstoffe untersucht." Es habe keine Beanstandungen gegeben, so Nyveld weiter.

Ähnlich sicher wähnt man sich in Horneburg: "Im vorigen Jahr sind alle Schulgebäude begutachtet worden", sagt Samtgemeindebürgermeister Gerhard Froelian. In den fünf Schulen habe es "keine Beanstandungen" gegeben. In der Samtgemeinde Lühe rechnet man ebenfalls nicht mit PCP-Funden, wenn auch aus anderen Gründen. Wie Rolf Riggers, Bauamtsleiter der Samtgemeinde, sagt, sei die überwiegende Zahl der Klassenräume in den vier Schulen, die in der Trägerschaft der Kommune liegen, nicht älter als zehn Jahre. Weil PCP im Jahr 1989 verboten wurde, könne eine Belastung ausgeschlossen werden. Die wenigen älteren seien bereits renoviert worden.

Harald Müller, Fachbereichsleiter für Hochbau in der Samtgemeinde Harsefeld, sieht nach dem Beckdorfer Vorfall keinen Anlass, die vier Schulen in der Trägerschaft der Samtgemeinde zu überprüfen. Denn wegen des Alters beziehungsweise der Bauweise der Schulen seien keine PCP-Funde zu erwarten. Etwas anders sieht es in der Gemeinde Jork aus. Zwar gebe es "keinerlei Verdachtmomente", wie Bauamtsleiter Thomas Bültemeier sagt. Zudem seien die vier Schulgebäude mehrfach vom TÜV überprüft worden. Dennoch soll das Schulzentrum Jork, in dem es reichlich Holzverschalungen gibt, jetzt erneut überprüft werden. Die Entscheidung sei aber schon vor dem Beckdorfer Giftfund gefällt worden.

"Wir haben es überprüft und können eine Belastung ausschließen", sagt Schulleiter Wolfgang Struck vom Schulzentrum Fredenbeck. Auch die Grundschule in Fredenbeck sei gründlich auf gängige Schadstoffe überprüft worden, sagt der Erste Samtgemeinderat, Ralph Löblich. Die Grundschulgebäude in Kutenholz und Mulsum seien nicht überprüft worden, es gebe aber keine Verdachtsmomente.

In der Gemeinde Apensen will die Verwaltung indes Klarheit schaffen. Die Schulen und Sporthallen der Samtgemeinde Apensen sollen in Kürze von einem Gutachter auf PCP untersucht werden, sagt Bauamtsleiterin Sabine Benden. In Nordkehdingen hat sich die Gemeinde bereits in den 90er-Jahren abgesichert. "Nach dem PCP-Verbot 1989 haben wir alle Schulgebäude untersuchen lassen" sagt Bauamtsleiter Ernst Hülsen.

In Stade glaubt man nicht an mögliche PCP-Funde; Untersuchungen stehen deshalb nicht an. Wie der Erste Stadtrat Dirk Kraska sagt, seien mittlerweile fast alle der 14 Schulen unter der Trägerschaft der Stadt in den vergangenen Jahren saniert worden. Lediglich die Grundschule am Burggraben sehe noch aus. Problem gebe es dort aber keine. "Es wurden keine gesundheitlichen Probleme festgestellt und an mich herangetragen, weder von den Eltern noch von den Kollegen", sagt Schulleiterin Cordula Wuttke.

Insgesamt elf Schulen in der Region befinden sich in der Trägerschaft des Landkreises Stade. Das Gymnasium in Harsefeld und die Förderschule mit dem Schwerpunkt "Geistige Entwicklung" in Stade sind nach 1989 gebaut worden, sodass keine PCP-Belastung vorliegen kann. Bei der Förderschule in Freiburg ist der Landkreis zwar der Träger, das Gebäude befindet sich aber im Besitz der Samtgemeinde Nordkehdingen. In Bezug auf die übrigen acht Einrichtungen sagt der Erste Kreisrat Eckart Lantz: "Wir würden Untersuchungen durchführen, wenn wir Anhaltspunkte hätten."