Werke von Hermann Martens im Buxtehude-Museum und Kulturforum am Hafen

Buxtehude. 100 Jahre alt wäre Hermann Martens in diesem Jahr geworden. Grund genug für das Buxtehude-Museum und das Kulturforum am Hafen, dem Künstler in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro der Stadt Buxtehude die Ausstellung "Hermann Martens in Buxtehude - Bilder und Dokumente" zu widmen. Bis zum 5. September können Interessierte 41 Werke an den zwei Ausstellungsorten Museum und Kulturforum bestaunen und dabei auf Tuchfühlung gehen mit einem Künstler, der bereits 1952 im jungen Alter von 42 Jahren verstorben ist.

Kraftvoll und klar sind seine Werke, dunkles Grautöne, Grün oder Blau dominieren. Das ernste Gesicht eines Pfeife rauchenden Mannes - Martens im Selbstporträt - gehört ebenso dazu wie ein abstraktes Stadtbild, das die Fachwerkhäuser im Hintergrund nur erahnen lässt.

Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg prägten den Künstler

Es waren wohl die Erlebnisse im Zweiten Weltkriegs, die zu der Schnörkellosigkeit beitrugen, die Hermann Martens' Bilder bestimmen. In Russland erfrieren ihm im Jahre 1942 beide Füße. Er kommt in ein Lazarett in Schlesien, doch die Kälte hatte ihm zu sehr zugesetzt: Im Januar des Jahres 1943 werden ihm die Zehen amputiert. Zur gleichen Zeit organisiert ein Freund in Hamburg eine Ausstellung seiner Kriegszeichnungen in der Deutschen Buchgesellschaft. Auch im Lazarett stellt er aus, die Schau nennt er "Mit Gewehr und Skizzenblock".

Die Malerei mag ihm geholfen haben, die schwere Kriegszeit zu überstehen. Dabei war die Laufbahn als Künstler keineswegs vorgezeichnet. Am 25. Februar 1910 wird Hermann Martens als jüngstes von sieben Kindern einer Arbeiterfamilie in Buxtehude geboren. Schon früh überschreitet er die Grenzen seiner Heimatstadt, das Meer ruft, die weite See.

Martens heuert mit nur 15 Jahren als Schiffsjunge an und entdeckt Südamerika, Ostasien und Nordafrika. 1929, nach seiner Rückkehr aus der großen weiten Welt, bekommt Martens ein Stipendium der Halepaghen-Stiftung. Er studiert an der Kunstgewerbeschule Hamburg, die sich heute Hochschule für bildende Künste nennt. Im Anschluss an sein Studium übt er die unterschiedlichsten Jobs aus - er arbeitet als Kulissenmaler am Eden-Theater an der Reeperbahn oder streicht Lichtmasten.

Anfang der dreißiger Jahre werden die Zeiten schwerer. Martens wird im 1934 wegen Besitzes eines nicht erlaubten Buches für zwei Monate in Stade inhaftiert. Seinem künstlerischen Wirken tut das keinen Abbruch, in den Jahren 1935 und 1936 erkundet er auf einer Studienreise Ostpreußen. 1939, mit Beginn des Zweiten Weltkriegs, wird der 29-jährige Martens als Krankenträger in eine Sanitätskompanie nach Frankreich einberufen, später kommt er an die Ostfront.

1944 kehrt der Künstler nach Buxtehude zurück. So etwas wie Normalität macht sich in seinem Leben breit, er heiratet, ein Sohn wird geboren. Doch es folgt ein weiterer Schicksalsschlag, Martens muss sich erneut einer Amputation unterziehen. Und wieder ist es die Malerei, die ihm zum Rettungsanker wird und ihn in eine intensive Arbeitsphase führt.

Im Jahr 1946 kauft er sich für eine Stange Zigaretten, die er für ein Bild erhalten hat, ein Boot, von dem aus er die Landschaft der Buxtehuder Umgebung malt. Ein Jahr darauf folgt gemeinsam mit seinem Studienfreund Walter Stiller eine Ausstellung seiner Ölbilder, Aquarelle und Pinselzeichnungen in der Agentur des Rauhen Hauses in Hamburg. Von 1950 bis 1952 ist Martens Lehrer an der Malerschule in Buxtehude, bevor er 1952 an den Folgen seiner Kriegsverletzungen stirbt.

Hermann Martens sei in den 50-er Jahren für Buxtehude ein "moderner Maler" gewesen, sagte der Buxtehuder Künstler Thomas Peiter anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Kennen Sie Martens?" im Jahre 1975. Vor allem in seinen letzten Bildern, in denen er immer freier mit Formen und Farben experimentierte, wird dem Betrachter sein Suchen nach neuen künstlerischen Ausdrucksweisen deutlich. Er liebte Paul Cézanne und dessen Kunst des Bildaufbaus, doch auch Einflüsse des Kubismus finden sich in seinen Werken wieder.

Viele der gezeigten Bilder stammen aus Privatbesitz

In der Ausstellung im Buxtehude-Museum und im Kulturforum sind Bilder aus allen Schaffensperioden des Künstlers zu sehen - im Museum vor allem Stadtansichten, Landschaftsbilder, Stillleben und Tierdarstellungen, während im Kulturforum der Schwerpunkt auf maritimen Motiven liegt. Ein Hauptakzent liegt auf Martens' Lieblingsmotiven: Booten.

Das Besondere an der Ausstellung sei, dass es sich bei den Bildern überwiegend um Leihgaben aus Privatbesitz handelt, sagt der Leiter des Buxtehude-Museums, Bernd Utermöhlen. Der Großteil der Bilder ist in Buxtehude und Umgebung zu Hause. Glücklicherweise seien viele Bildeigentümer bereit gewesen, "ihren Martens" für eine Weile wegzugeben, sagt Utermöhlen. Als Dank dafür und um die leeren Wandflächen zu füllen, die es in ihren Häusern bis zum Ende der Ausstellung im September gegeben wird, bietet das Kulturbüro Buxtehude allen Leihgebern an, sich bis zum Ausstellungsende kostenlos Bilder aus der Artothek, Telefonnummer 04161/50 14 41, auszuleihen.