Neun Teams kämpften um den Titel bei der Grill-Weltmeisterschaft . Austragungsort war die Insel Krautsand

Krautsand. Karsten Fuchs reckt den Siegerpokal in den blauen Himmel. Seine Teamkameraden und die Zuschauer jubeln ihm zu. Dass sich die "Country-Freunde Kehdingen" am Ende des Nachmittags "Grillweltmeister 2010" nennen können, damit hatten sie selbst am allerwenigsten gerechnet. Mit den perfekten Bratwürsten haben sie die Jury auf der Elbinsel Krautsand überzeugt. Fuchs klatscht sich mit seinem Team ab, er grinst. Dann beißt er genüsslich in ein Nackensteak.

Hetzen ließen sich die Grill-Weltmeister auch während des Wettkampfes nicht. Blicken wir etwa eine Stunde zurück. Gespannt stehen neun Wettkampfgriller auf der Startlinie, einer aus jedem Team. In ihren Händen halten sie ihr wichtigstes Sportgerät an diesem Nachmittag - den Grill. 35 Meter entfernt halten sich ihre Mannschaftsmitglieder bereit.

Drochtersens Bürgermeister Hans-Wilhelm Bösch gibt das Startsignal. Die Athleten sprinten los. Unter ihnen auch der 13-jährige Jerry-Lee Borowski. Sein Cowboyhut verrät, zu welchem Team er gehört. Doch der 13-Jährige wird kurz vor seinem Team langsamer, lässt den anderen Grillsportlern den Vortritt. Später erklärt er auch warum: "Alle sind kreuz und quer gelaufen, da hab ich lieber etwas abgebremst."

Grillsportler müssen zuerst rennen und dann den Rost aufbauen

Eifrig versuchen nun alle Mannschaften, den Grill zusammenzubauen. Das gehört zum Wettkampf. Nicht allen Teams gelingt das auf Anhieb. Auch die Kehdinger "Country-Freunde" haben ein kleines Problem. Eine Schraube ist heruntergefallen, findet sich aber nach kurzer Suche wieder an. Nebenan wird schon die Kohle auf dem Grill verteilt und angezündet.

Jedes Team hat dazu nur drei Anzündwürfel zur Verfügung, weitere Hilfsmittel sind verboten. Mittlerweile stehen alle neun Grills und überall versuchen die Grillsportler, die Kohle anzuzünden. Die einzelnen Teams haben alle ihre ganz eigene Methode, den Grill möglichst schnell auf Betriebstemperatur zu bekommen. Einige pusten gleichzeitig, andere im Wechsel. Ein kühles Bierchen zur zwischenzeitlichen Erfrischung fehlt bei keiner Mannschaft. Die "Kehdinger-Country Freunde" haben kurzerhand ihre Hüte abgesetzt und sorgen so für einen Windzug, damit die Kohle gleichmäßig abbrennt. "Das ist erlaubt, wir haben extra gefragt", sagt Teammitglied André Latell. Der Drochterser steht mit Karsten Fuchs, Kalle Elfers und dem 13-jährigen Jerry-Lee um den kleinen Dreibeingrill herum. Brigitte Kunert und Renate Büttner sorgen aus der zweiten Reihe für moralische Unterstützung.

Erstmals dabei sind die "Germans" aus Buxtehude. Ausgerüstet mit Fahnen, Trikots, Hüten und Blumenketten in Schwarz, Rot und Gold, zählt für sie allein der olympische Gedanke. "Unsere Taktik ist, dabei zu sein", sagt Ismael Claussen. Sein Teamkollege Christopher Hartwig ergänzt: "Wir grillen einfach drauf los." Nebenan sind die Damen von Müllers Imbiss. Sie setzen auf Erfahrung. "Wir sind vom Imbiss, wir grillen jeden Tag", sagt Jennifer Müller.

Mit einer neuen Taktik versuchen es die amtierenden Weltmeister von den "Drochterser Jungschützen", die trotz der hohen Temperaturen standesgemäß in Schützenuniform am Grill stehen. "Letztes Jahr hatten wir Schnaps, dieses Jahr setzen wir auf Teamgeist"; sagt Matthis von Borstel grinsend. Die Zusammenarbeit ist wichtig. Darauf achtet die neunköpfige Jury. Neben dem Aussehen und natürlich dem Geschmack der Würstchen gehört auch die Teamarbeit zu den Bewertungskriterien.

Karsten Fuchs von den "Country Freunden" verrät die Taktik seines Teams: "Schnelle Flamme und dann langsam garen lassen." Nur 16 Minuten und 34 Sekunden nach Beginn des Wettkampfes serviert das erste Team seine acht Bratwürste der Jury. Damit hat das "Hydro Team" aus Finkenwerder einen neuen Inselrekord aufgestellt. Kalle Elfers von den "Country Freunden" lässt sich davon nicht beirren. Er nimmt noch einen Schluck aus seiner Bierflasche und sagt: "In der Ruhe liegt die Kraft."

Nach und nach bringen alle Mannschaften ihre Würste an den Tisch der Jury. Nach 21 Minuten und vier Sekunden sind auch die Country-Freunde fertig. "Wir haben uns Zeit gelassen, die Qualität der Würste ist entscheidend", sagt André Latell und grinst. Während die Jurymitglieder fleißig essen und die Bewertungsbögen ausfüllen, grillen die Mannschaften noch weitere Bratwürste, die kostenlos an die Zuschauer verteilt werden. Als sich die Jury zur Beratung zurückzieht, legen die "Country Freunde" noch ein paar Nackensteaks auf den Grill. "Training für die nächste Veranstaltung", sagt Karsten Fuchs. Nackensteaks im Brötchen bieten die Country-Freunde am ersten Radler- und Skatertag am Sonntag, 29. August, in Drochtersen an.

Dann ist es soweit. Moderator Dirk Ludewig bittet zur Siegerehrung. Verlierer gibt es eigentlich nicht. Alle Mannschaften zeigen Sportsgeist und freuen sich über ihre Platzierung. Die "Germans" feiern ihren sechsten Platz sogar wie den Titel. Christopher Hartwig reißt den kleinen Pokal in die Höhe. "So sehen Sieger aus", singen die anderen und feiern ihren Erfolg.

"Jungschützen" landen als Titelverteidiger auf dem dritten Platz

Es wird spannend. Ludewig bittet Vertreter der letzten drei Mannschaften zu sich. Neben den Country-Freunden, machen sich noch das "Team Hydro" und die Jungschützen Hoffnungen auf den Titel. Für letztere wird es dann aber nichts mit der Titelverteidigung. Sie landen auf dem dritten Platz, knapp hinter dem "Team Hydro". Damit steht fest. Die "Country Freunde" haben es geschafft. Am Ende haben Kleinigkeiten entschieden. Bei den Siegern war es vor allem das gute Aussehen der Würste, heißt es von der Jury. Karsten Fuchs verrät das Geheimnis der perfekten Wurst: "Geduld haben, nichts überstürzen und die Würste gleichmäßig durchbräunen."

Überrascht von dem Sieg war hingegen Brigitte Kunert. Schließlich hatte sie noch zwei Tage zuvor versucht, überhaupt ein Team zusammenzukriegen. "Das war nicht einfach, viele hatten keine Zeit. Aber nächstes Jahr wollen wir unseren Titel natürlich verteidigen", sagt Kunert. Kalle Elfers weiß, dass es eigentlich nur eine Möglichkeit gibt, wie sie im nächsten Jahr zu schlagen sind. "Da müssen schon welche mit Sombreros kommen", sagt er, fasst sich an seinen Cowboyhut und lacht.