Benjamin Koch-Böhnke befürchtet, dass radioaktiver Müll in die Region kommt

Stade/Wischhafen. Die Pläne Hamburgs, Hafenschlick auf den umliegenden Mülldeponien abzulagern, sorgt abermals für Diskussionen im Landkreis Stade. Die Kreisverwaltung hatte sich im Juni nach eingehender Beratungen an der Ausschreibung für die Müllaufnahme beteiligt und plant, den Hamburger Hafenschlick auf der Wischhafener Mülldeponie zu lagern, sofern der Landkreis den Zuschlag erhalten sollte.

Der Linken-Kreistagsabgeordnete Benjamin Koch-Böhnke hegt weiterhin Bedenken gegen das Vorgehen. Im Juni hatte er von der Kreisverwaltung um eine Auskunft über eine mögliche Kontamination des Hafenschlicks mit radioaktiven Stoffen gebeten. Der Hintergrund hierfür war, dass der Jahresbericht 2007 des Bundesamtes für Strahlenschutz einen Befund radioaktiver Stoffe in der Unterelbe und in der Deutschen Bucht gemeldet hatte. Nach Ansicht des Linken-Politikers bestehe nun die Gefahr, dass der Landkreis kontaminierten Hafenschlick aufnehmen könnte, sofern keine weitreichenden Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Daher hat er die Verwaltung um eine Prüfung gebeten.

Auf die Anfrage der Partei Die Linke im Kreistag, ob Landrat Michael Roesberg definitiv ausschließen könne, dass sich Transurane wie etwa Plutonium im Hafenschlick der Elbe befinden, bleibe Roesberg, so Koch-Böhnke, eine klare Antwort schuldig. Roesberg erklärte, dass der Abfall aus der Behandlung von Sedimenten von den zuständigen Hamburger Behörden und den Bundesbehörden als "nicht gefährlicher Abfall" eingestuft würde.

"Es ist daher davon auszugehen, dass entsprechende gefährliche Substanzen in dem für die Ausschreibung vorgesehenen Material nicht enthalten sind", so Roesberg in einem Schreiben an den Linken-Politiker. Für eine Messung von Transuranen habe die zuständige Aufsichtsbehörde nach Auskunft der Hamburg Port Authority (HPA) bislang keine Veranlassung.

Koch Böhnke sieht hierin einen Widerspruch. "Wenn bisher keine Messungen dieser Stoffe vorgenommen wurden, kann auch nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass sich keine derartigen Stoffe in den Sedimenten befinden", sagt Koch-Böhnke. Bevor der Hafenschlick auf einer Deponie im Landkreis gelagert wird, bedürfe es gesicherter Erkenntnisse über die darin enthaltenen Stoffe, so der Politiker. Vage Annahmen und allgemeine Erwartungen würden hier nicht ausreichen und dem Schutz der Gesundheit der Bevölkerung nicht gerecht werden.

Die HPA plant, etwa 500 000 Kubikmeter Hafenschlick zu entsorgen. In Wischhafen könnten nach Auskunft des Landkreises bis zu 600 000 Kubikmeter gelagert werden.