Das Kulturforum am Hafen zeigt leuchtende Objekte des Künstlers Franz Winzentsen

Buxtehude. Wie einen Gott beten die Menschen die überdimensionale Glühbirne an. Sie recken die Arme empor, huldigen ihr, als wäre es eine Sonne, deren Strahlen die Erde wärmt und der sie für diese Wohltat danken müssen. Es ist eine Szene, die surreal anmutet, und damit symbolisch für das steht, was von Donnerstag, 12. August, an im Buxtehuder Kulturforum am Hafen zu sehen sein wird.

Dann wird dort die Ausstellung "Der Elektroheiler" des Stader Objektkünstlers, Filmemachers und Sammlers Franz Winzentsen eröffnet. Im Keller des Kulturforums, der erstmals für Besucher zugänglich ist, werden selbstgebaute Bühnenbildmodelle, Requisiten und Installationen ausgestellt sein. Winzentsen hatte die Modelle ursprünglich für ein Theaterstück entworfen, das jedoch nie aufgeführt wurde. In den Modellen hat der Künstler gläserne Elektroden versteckt, die ursprünglich aus zwei Koffern stammen. In diesen Koffern befanden sich zudem skurril wirkende Glaskolben und Elektrogeräte.

Die Schönheit der Elektrogeräte faszinierte den Künstler

Diese Geräte wurden in Deutschland in der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen als Hochfrequenz-Heilmethode eingesetzt. Die sogenannte Elektrotherapie, die eine Medizin ohne Medikamente versprach, fand damals großen Zuspruch. "Vor Jahren habe ich die zwei Koffer auf einem Flohmarkt erstanden", erzählt der 71-jährige Winzentsen. Dabei war es zunächst vor allem die Schönheit der Geräte, die den Künstler faszinierte.

Doch dann begann er sich mit ihrer früheren Verwendung zu beschäftigen. Ihn trieb die Frage um, warum diese Heilmethode im Laufe der Zeit als Scharlatanerie disqualifiziert wurde. Er beschloss, einen Wirtschaftskrimi über dieses Thema zu verfassen, der auch Grundlage für die zehn Bühnenbildmodelle des besagten Theaterstücks war.

Die Geschichten, die sich um diese Modelle spinnen könnten, hat Winzentsen in dem Film "Der Elektroheiler" verarbeitet. Was hat es mit dem Paar auf sich, für das ein Kraftwerk zum Traualtar wird? Warum bewegen sich die Menschen, gefangen in Spulen und Drähten, zwischen Isolatoren und Elektroden?

Schriftsteller und Maler liefern eigene Interpretationen

In dem Film, der ebenfalls im Kellergewölbe des Kulturforums gezeigt wird, liefern der Schriftsteller Gunter Gerlach sowie ein Maler-Bildhauer-Team aus Eva-Maria Jensch, Barbara Uebel und Herbert Eggert eigene Interpretationen - der eine ein expressionistisches Familiendrama, die anderen eine Oper mit brechtscher Verfremdung. Die Besucher sind jedoch eingeladen, ihre eigene Interpretation zu finden. Abgerundet wird die surreale und neo-dadaistisch angehauchte Ausstellung mit weiteren Installationen, darunter beispielsweise eine Gruppierung von alten Bürsten aus den Hamburger Zeise-Hallen.

Die Ausstellung "Der Elektroheiler" im Kulturforum am Hafen, Hafenbrücke 1, in Buxtehude wird am Donnerstag, 12. August, um 19 Uhr eröffnet. Besucht werden kann sie freitags von 15 bis 18 Uhr, sonnabends von 11 bis 18 Uhr und sonntags von 13 bis 18 Uhr. Aber Vorsicht: Wegen der sehr niedrigen Deckenhöhe und der damit verbundenen Verletzungsgefahr darf das Kellergewölbe des Kulturforums nur mit Helm betreten werden.

www.kulturforum-hafen.de