Die 14-jährige Apenserin Carolin Scheibel wird Deutschland und die Region ein Jahr lang in den USA vertreten

Apensen. Dass eine Schülerin aus der Region ein Jahr in den USA verbringt, ist nicht direkt etwas Ungewöhnliches. Bemerkenswerter ist da schon, dass diese Schülerin erst 14 Jahre alt ist. Doch dass diese 14-Jährige nicht einfach nur ihr Englisch aufbessert und Land und Leute kennenlernt, sondern dank eines Stipendiums des Deutschen Bundestages ihr Heimatland und ihre Region für ein Jahr in den USA vertritt, ist in der Tat selten - und beeindruckend.

Ein Stipendium des Deutschen Bundestages macht die Reise möglich

Die Schülerin, von der die Rede ist, kommt aus Apensen, geht auf das Buxtehuder Gymnasium Süd und heißt Carolin Scheibel. In etwa drei Wochen, nämlich am 11. August, wird sie in Frankfurt am Main ein Flugzeug besteigen, das sie nach Seattle bringt. In einem Ort in der Nähe der amerikanischen Großstadt wird sie bei einer Familie leben und auch die dortige High School besuchen. Dann beginnt auch ihr Auftrag, für den Carolin Scheibel in einem aufwendigen Verfahren ausgewählt worden ist. Sie soll nämlich, als "junge Botschafterin", einen "dauerhaften Beitrag zu einer besseren Verständigung zwischen Deutschen und Amerikanern" leisten, wie es in der offiziellen Beschreibung des Stipendiums heißt.

"Parlamentarisches Patenschafts-Programm" (PPP) nennt sich der besondere Austausch, mit dem jährlich bis zu 360 jungen Menschen eine Zeit in den USA ermöglicht wird. Mit dem Stipendium werden die Reise- und Versicherungskosten finanziert, außerdem werden die jungen Leute vor Ort besonders betreut.

Jugendliche vertreten jeweils den Wahlkreis, in dem sie leben

Die Zahl der 360 Plätze ist nicht zufällig gewählt. Sie soll gewährleisten, dass alle 299 Bundestagswahlkreise einen oder mehrere junge Botschafter in die USA schicken können. Carolin Scheibel wird dabei den Bundestagswahlkreis 31 (Stade I - Rotenburg II) vertreten. Neben Apensen gehören dazu Stade, Buxtehude und Jork, sowie die Samtgemeinden Fredenbeck, Harsefeld, Horneburg und Lühe. Hinzu kommen noch einige Kommunen im Landkreis Rotenburg (Wümme). Viele Gemeindebürgermeister können von so viel Verantwortung nur träumen.

Carolin Scheibel scheint die große Aufgabe allerdings gar nicht schwer auf den Schultern zu liegen. Die groß gewachsene Schülerin wirkt entspannt und fröhlich, gleichzeitig ernst und sehr erwachsen für ihr Alter. Und wer eine Weile mit ihr spricht, wundert sich nicht darüber, dass sie als eine der jüngsten Stipendiatinnen aller Zeiten in das Programm aufgenommen wurde, das seit dem Jahr 1983 existiert. "Ich freue mich riesig auf die USA. Dann kann ich endlich einmal den Ursprung dieser vielen Einflüsse kennen lernen, die uns hier prägen", sagt sie. Und man nimmt ihr auch ab, dass sie sich tatsächlich auch auf die dortige Schule freut - auf "die vielen Fächer und Sportkurse" nämlich.

Carolins Weg zur "jungen Botschafterin" begann vor etwa in einem Jahr. In einer Zeitung las sie von dem Programm und bewarb sich, einige Zeit später wurde sie, gemeinsam mit weiteren 30 Jugendlichen, die sich auf den Platz beworben hatten, zu einem Auswahlwochenende eingeladen. Zum Schluss blieben noch fünf Jugendliche übrig, die in das Büro der CDU-Politikerin Martina Krogmann nach Stade eingeladen wurden, die damals den Wahlkreis 31 im Bundestag vertrat. Nach dem Gespräch entschied sich die Abgeordnete für Carolin.

Die Vorbereitungen für die große Reise fingen damit allerdings erst an. Gemeinsam mit anderen "jungen Botschaftern" nahm Carolin an mehreren Vorbereitungswochenenden teil, eines davon fand in Weimar statt. Dabei standen nicht nur Besuche in den Wohnhäusern Goethes und Schillers auf dem Programm, sondern auch eine Besichtigung des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald.

"Ich finde es schockierend, wie wenig von der deutschen Vergangenheit wirklich aufgearbeitet worden ist.", sagt Carolin Scheibel. Und so habe die Besichtigung des Konzentrationslagers auch ihr Deutschlandbild verändert. Gerade deshalb will sie aber auch dabei helfen, in den USA "Vorurteile über Deutschland abzubauen", wie es das Programm vorsieht. Und natürlich soll auch die Region nicht zu kurz kommen, die sie repräsentiert. "Ich kann mir vorstellen, dort drüben vom Alten Land zu erzählen, von den Traditionen und den Festen. Außerdem von der Elbe, vom Meer natürlich", sagt Carolin. Und auch ein Märchen will sie im Gepäck haben: Das von "Has' und Igel" natürlich.