Roman-Autor Dietrich Alsdorf nimmt sein Publikum am Sonnabend mit auf eine abenteuerliche Reise in das Mittelalter

Horneburg/Beckdorf/Stade. Kaum ein Adeliger des Mittelalters hat im Elbe-Weser Dreieck so viel Aufsehen erregt wie Hinrik von Borch IV. Zahlreiche Legenden und Sagen ranken sich um den Horneburger, der im Sommer 1306 erstmals als Knappe seines Vaters in die Schlacht bei Ütersen (heute Uetersen in Schleswig-Holstein) zog und sich dort im Kampf gegen aufständische Bauern seinen Namen Isern Hinnerk verdiente.

Der Stader Autor Dietrich Alsdorf hat dem legendären Hinrik in seinem historischen Roman "Isern Hinnerk" feinfühlig und mit großem Sachverstand ein literarisches Denkmal gesetzt. Alsdorfs Roman (erschienen im Verlag Atelier im Bauernhaus Fischerhude, ISBN 978-3-88132-321-5) erzählt atemberaubend spannend von der Sagengestalt des Isern Hinnerk, verwebt Mythen und historisch belegte Fakten zu einer fesselnden Geschichte um Liebe, Intrigen und den ritterlichen Kampf um Gerechtigkeit.

Eine wichtige Rolle spielt - wie so oft - eine Frau. Die schöne Ideke von Borlah vom Hof im Bärenwald und Hinrik von Borch IV kennen sich schon als Kinder. Sie ist die große Liebe seines Lebens, aber leider nicht standesgemäß. Ideke und Hinrik, später bekannt unter dem Namen Isern Hinnerk, bleiben einander trotz dramatischer Verwicklungen und schlimmster Intrigen dennoch über Jahre innig verbunden. Hinrik kämpft ritterlich um seine Geliebte, die ihm ein Stück auf seinen abenteuerlichen Wegen begleitet. Eine schicksalsträchtige Bedeutung hat dabei eine blaue Kette (kleines Foto oben), die Hinrik seiner Liebsten schenkt. Am Ende heiraten die Liebenden. Sie leben eine glückliche Zeit auf der Burg Dannsee unweit von Beckdorf, bis das Schicksal sie wieder trennt.

Um Hinrik von Borch rankten sich schon zu seinen Lebzeiten Legenden

Der junge ungestüme Hinrik von Borch verliert im Kampf einen engen Freund, der von einem Pfeil heimtückisch von hinten in den Hals getroffen wird (kleines Szenenfoto Mitte). Sein bis dahin naiver Glauben an ritterlich geführte Kämpfe wird tief erschüttert. Er erlebt Brandschatzungen, sinnlose Verwüstungen und Gewalt in den Dörfern. Zudem gerät Hinrik von Borch in erbitterten Streit mit Johann von Brobergen, der Burgherr auf Brobergen an der Oste und Vogt von Stade ist.

Das abenteuerliche und gefahrvolle Leben des jungen von Borch, der später als Raubritter, ähnlich wie Robin Hood, mit seinem "Braunen" durch das Land zwischen Elbe und Weser zog, beschreibt der Autor und Grabungstechniker Alsdorf vor der Kulisse der Originalschauplätze in Beckdorf, der Burg Dannsee unweit von Beckdorf, in der Bliedersdorfer Kirche sowie in Horneburg. Dort wurde Hinrik um 1290 als Sohn des bremischen Ministerialengeschlechts derer von Borch geboren.

Die von Borchs waren seit 1255 Burgmänner auf der Horneburg und Herren des Gerichts auf dem Delm in Apensen. Es heißt in den Legenden, Isern Hinnerk habe, um seine Verfolger auf falsche Spuren zu locken, die Hufeisen seines Pferdes verkehrt herum aufschlagen lassen. Und als er seine Burg im Dannsee nicht mehr halten konnte, soll er seine Schätze in einer goldenen Wiege im Moor versenkt haben. Diese soll alle 100 Jahre in der Johannisnacht wieder an die Oberfläche kommen. Einer anderen Sage nach soll Isern Hinnerk bei seiner Flucht vor den Schergen des Erzbistums Bremen von Kiebitzen verraten worden sein, die sich von ihm gestört fühlten, als er sich hinter Torfstapeln vor ihnen versteckte. Hinrik von Borch wird zuletzt 1347 urkundlich erwähnt, danach verliert sich seine Spur.

Wer sich für diese geschichtsträchtigen Ereignisse interessiert, kann gemeinsam mit dem Roman-Autor auf den Spuren des Isern Hinnerk in das Mittelalter eintauchen. Dietrich Alsdorf lädt zu Exkursionen mit Lesungen an die noch heute existenten Schauplätze seines Romans. Dort gibt es auch die Möglichkeit, sich ein lebendiges Bild von den Helden und Gefährten um Isern Hinnerk zu machen und die Phantasie schweifen zu lassen.

Die Akteure spielen Roman-Szenen in historischen Gewändern nach, kämpfen mit Pfeil und Bogen, Schild und Schwert, lieben, leben und sterben wie einst die Helden im 14. Jahrhundert. Die Ritter-Darsteller (Martin Prestel/Christian Lorenz) agierten bei den Proben im 25 Kilogramm schweren Kettenhemd bei Temperaturen um 35 Grad Celsius mit Schild und Schwert geradezu filmreif. Der schönen Ideke (hinreißend gespielt von Lara-Maria Wichels), die barfuß im glutheißen Sand gehen musste, brannten die Fußsohlen, und das mitwirkende Knappen- und Frauenvolk (unter anderen Holger Göbel, Jan Breckebrede und Corinna Kolf) schwitzte reichlich in den schweren Gewändern. Auch Welsh-Hengst "Ace", der als "der Braune" treuer Begleiter des Isern Hinnerk bis zu dessen Ende bleibt, schlug sich während der Szenenproben wacker gegen den Angriff der stechwütigen Bremsen.

Roman-Autor Alsdorf legt großen Wert auf Originalität bei den Exkursionen

Roman-Autor Alsdorf legt bei allem großen Wert auf möglichst authentische Darstellungen an den Originalplätzen. Das gelingt ihm hervorragend und lässt die Exkursion zu einem einzigartigen Erlebnis werden.

Die Reise ins Mittelalter beginnt am 17. Juli in Horneburg am Burgmannshof, führt über die ehemalige Horneburger Burgstelle zur Eigenkirche derer von Borch in Bliedersdorf, bis es dann auf historischer Wegstrecke gen Süden in die Gegend des Beckdorfer Moores geht. Dort befand sich einst die Burg im "Dannensee". Durch den Wald von Wiegersen, wo ein Brunnen an Idekes Heimat, das einstige Borlah, den Hof im Bärenwald, erinnert (Szenenfoto auf Seite 1). Von dort aus geht es zum restaurierten Burgplatz der Dannseeburg. Den Abschluss und Höhepunkt der Tour bildet der Einsatz der Blide (Steinschleuder) auf dem Beekhoff in Beckdorf (kleines Szenenfoto unten). Dort kommt das nachgebaute Steinwurfgeschütz zum Einsatz, welches einst die Burg des Isern Hinnerk zerstörte. Eine Ausstellung zeigt Funde der archäologischen Grabungen. Die Exkursion endet gegen 17 Uhr. Die Fahrten zu den Schauplätzen erfolgen für die Exkursionsteilnehmer in eigenen Pkws. Auf Wunsch stellt die Exkursionsleitung Fahrgemeinschaften zusammen. Anmeldungen nimmt Corinna Kolf ( faehrverein.brobergen@t-online.de ) per E-Mail oder telefonisch unter 01520/664 97 36 entgegen. Die nächsten Veranstaltungen mit Dietrich Alsdorf finden am Freitag, 6. August, und am Sonnabend, 4. September, statt.

www.dietrich-alsdorf.de

www.faehre-brobergen.de