Frachter der größten Klasse fährt heute Hamburg an. Gegner der Elbvertiefung sehen sich bestätigt

Stade/Hamburg. Das Regionale Bündnis gegen Elbvertiefung ist der Auffassung, dass die geplante Elbvertiefung in Wahrheit für sehr viel größere Schiffe erfolgen soll, als in den Planunterlagen angegeben. So gefährde Hamburger jedoch den in Wilhelmshaven entstehenden Jade-Weser-Port. Dieser drohe, so das Bündnis in einer offiziellen Stellungnahme, zu einer "Investitionsruine" zu werden.

Den Anlass bietet die Tatsache, dass heute in Hamburg das größte Containerschiff erwartet wird, das jemals den Hafen angelaufen hat. Dabei handelt es sich um die "CMA CGM Christophe Colomb", die eine Kapazität von 13 880 Twenty-Foot-Equivalent-Units (TEU) hat. Die Maßeinheit bezeichnet die Größe eines Standardcontainers von 20 Fuß Länge. Die Christophe Colomb gehört damit zu den Schiffen der Klasse "Very Large Container Ships" (VLCS). Die Christophe Colomb soll künftig regelmäßig Hamburg anlaufen.

"Mit der Ankunft dieses Schiffes wird deutlich, dass die Elbvertiefung weniger auf das Bemessungsschiff in den Planunterlagen mit 350 Metern Länge und 10 000 TEU abzielt, sondern auf die Schiffsklasse darüber, die VLCS", sagt Walter Rademacher, der Sprecher des Bündnisses.

Kritiker sagen, Hamburg mache Jade-Weser-Port Konkurrenz

Seiner Auffassung nach stellt sich damit auch die Frage nach die Zukunftsfrage für den Jade-Weser-Port, der als Tiefwasserhafen ausgelegt ist. Wie die Ankunft der Christophe Colomb zeige, versuche Hamburg, dem Elbe-Weser-Port den Rang abzulaufen. Rademacher fürchtet eine "Verschwendung von Steuergeldern", zumal Niedersachsen bereits mehr als 600 000 Euro investiert habe.

Bei der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord (WSD), die auf Seiten des Bundes Planungsträger der Elbvertiefung ist, stößt Rademachers Argumentation auf wenig Verständnis. Laut WSD-Sprecher Matthias Visser sei in den Planunterlagen keine Obergrenze von 10 000 TEU für Schiffe angegeben, die zukünftig die Elbe befahren sollen. Zudem sei die Kennzahl auch nicht die entscheidende. "Bei der Elbvertiefung geht es um den Tiefgang der Schiffe, nicht so sehr um die Zahl der TEU. Denn es geht nicht darum, wie viel ein Schiff theoretisch laden kann, sondern darum, mit wie viel Ladung es tatsächlich die Elbe herunter kommt", so Visser. Das mache auch der Fall der Christophe Colomb deutlich: "Das Schiff hat zwar fast 14 000 TEU, wird aber nicht viele Container geladen haben, wenn es heute nach Hamburg kommt. Der Tiefgang kann nicht mehr als 12 Meter betragen."

Wenig Verständnis beim Planungsträger für die Argumentation

Vor diesem Hintergrund entkräfte sich auch Rademachers Argument, die Elbvertiefung stelle den Jade-Weser-Port in Frage. "Der Port in Wilhelmshaven soll nach wie vor der Tiefwasserhafen für Schiffe mit mehr als 14,50 Meter Tiefgang werden. Diese können Hamburg auch nach der Elbvertiefung nicht erreichen. Das gelte ebenso für die Christophe Colomb: Auch nach der Ausbaggerung werde sie nie vollbeladen nach Hamburg fahren können.