Der ungewöhnlich lang andauernde Streit um den Buxtehuder Has'-und-Igel-Brunnen steht kurz vor dem Abschluss

Buxtehude. Was mussten Has' und Igel nicht alles über sich ergehen lassen! Mehr als ein Jahr hat die Buxtehuder Politik heiß darüber diskutiert, welcher neue Standort denn nun für die kleinen Tierchen, die einst in einem Brunnen vor dem Stadthaus an der Bahnhofstraße ihr Domizil hatten, am geeignetsten wäre. Der Platz am Geesttor? Oder liebe die ursprüngliche Stelle an der Bahnhofstraße? Wo kommt das Aushängeschild des märchenhaften Buxtehudes am besten zur Geltung?

Im April hatte der Stadtrat mehrheitlich für das Geesttor votiert. Jetzt steht noch der Feinschliff an, damit das Kapitel Brunnenstreit bald auch wirklich ein Ende findet. In einer Sondersitzung wird der Buxtehuder Stadtentwicklungsausschuss am Mittwoch, 14. Juli, von 18.15 Uhr an im Ratssaal des Rathauses an der Breiten Straße darüber beraten, wo genau die Has'-und-Igel-Skulpturen am Geesttor aufgestellt werden sollen. Und dann solle die Debatte auch endlich beendet sein, wie alle Fraktionsvorsitzenden betonen.

Parteien halten den Platz am Geesttor für den attraktivsten

"Wir wollen diesen Standort jetzt zum Abschluss bringen", sagt FDP-Fraktionsvorsitzender Rudolf Fischer. Seine Partei hätte sich von Anfang an für das Geesttor eingesetzt, weil der Platz am attraktivsten sei. Die Skulptur der Lautenspielerin, die dort jetzt steht, könnte ja vors Stadthaus ziehen, ergänzt Fischer. Das findet auch Heike Vollmers, Fraktionsvorsitzende der Grünen und ebenfalls Geesttor-Verfechterin der ersten Stunde. "Man sieht die Wasserspiele dort von allen Seiten, es ist einfach der ideale Standort."

Auch die CDU, die anfangs für das Stadthaus war und im Laufe der Debatte umschwenkte, ist mittlerweile vom Geesttor überzeugt. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Robert Kamprad hält es lediglich für wichtig, dass der Platz am Geesttor auch mit den Wasserspielen für Festivitäten nutzbar ist. Nur bei Hans-Uwe Hansen, Fraktionsvorsitzender der SPD, hält sich die Begeisterung in Grenzen. Schließlich hatte sich seine Partei von Beginn an klar für das Stadthaus ausgesprochen. "Die Mehrheit des Rates ist der Meinung, Has' und Igel lieber am Geesttor aufzustellen", drückt er sich diplomatisch aus. Jetzt müsse man nur überlegen, wo die Lautenspielerin hinsolle. Vielleicht wäre ja das Stadthaus eine Möglichkeit, sagt auch er.

Damit würden Lautenspielerin und Has' und Igel, beide vom Bildhauer Fritz Fleer geschaffen, letztlich einfach nur ihre Plätze tauschen, wenn das Votum am Mittwoch so ausfällt. "Warum nicht gleich so?", mögen sich jetzt viele Buxtehuder Bürger denken. Ja, warum eigentlich nicht? Vermutlich haben die Befürworter des Stadthaus-Standorts einfach die Hartnäckigkeit der Geesttor-Fraktion unterschätzt. Um uns den Ablauf der Ereignisse ins Gedächtnis zu rufen, stellen wir noch einmal die Eckdaten im Schnelldurchlauf vor - als Zeugnis der lebhaften Buxtehuder Diskussionskultur. Und weil's so schön war.

"Um Hase und Igel entbrennt ein Streit" lautete eine Abendblatt-Schlagzeile am 9. Mai 2009. Im Stadtplanungsausschuss war entschieden worden, dass der Has'-und-Igel-Brunnen, der dem Neubau des Stadthauses weichen musste, nicht wieder errichtet werden soll. Stattdessen sollte lediglich eine Skulptur mit den Märchenwesen erhalten bleiben, die in einem Blumenbeet Platz findet, wie es die Pläne des Landschaftsarchitekten Nikolaus Gurr aus Hamburg vorsahen.

FDP und Grüne machten sofort ihr Missfallen deutlich, scheiterten aber an der Mehrheit von SPD und CDU, die für den vorgestellten Plan stimmten. Hase und Igel seien ein Juwel und würden in einem Blumenbeet nur in Vergessenheit geraten, sagten die Grünen, während die CDU schon darüber nachdachte, ob lieber Hase oder Igel in Richtung des neuen Stadthauses schauen sollte. Doch damit war die Debatte noch lange nicht erledigt, denn einen Monat später stellten FDP und Grüne einen gemeinsamen Antrag, den Brunnen wieder zu errichten - und zwar am liebsten in der Fußgängerzone, in Höhe der Altstadt-Buchhandlung.

Dieser Einsatz sollte aber vergebens sein, denn im Oktober 2009 stimmte der Bauausschuss erneut dafür, lediglich eine Skulptur vor dem Stadthaus zu errichten. Schließlich sei das der ursprüngliche Standort, an dem Has' und Igel schon rund 25 Jahre, seit der Schenkung durch die Sparkasse, gestanden hätten, hieß es seitens der SPD.

Im Spätherbst wurden Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt

Mit dieser Niederlage wollten sich die Befürworter des Brunnens am Geesttor - zu denen nicht nur FDP und Grüne, sondern unter anderem auch Antje Ghosh von der Märchengesellschaft gehörten - nicht zufrieden geben, sie setzten im November dazu an, ein Bürgerbegehren ins Leben zu rufen. Um das zu realisieren, gründete sich im Dezember die "Interessengemeinschaft Has' und Igel am Geesttor", die zur Bürgerinitiative "Wir in Buxtehude" wurde und Unterschriften für ein Bürgerbegehren sammeln wollte.

Der Erfolg kam überraschend schnell: Im Februar beugte sich die CDU dem Druck der Geesttor-Befürworter und signalisierte Zustimmung für diesen Standort. Mit dem Bürgerentscheid wäre ein komplexes Verfahren auf die Stadt zugekommen, mit einem hohen Arbeitsaufwand und ebensolchen Kosten, begründete die Fraktion diesen Schritt. Offiziell wurde diese Entscheidung im März im Stadtentwicklungsausschuss - bei Enthaltung der SPD. Danach folgte im April das positive Votum des Rats. Man halte den Standort in der Fußgängerzone zwar für Quatsch, hieß es bei der SPD. Aber die Stadt hätte Wichtigeres zu tun, als sich über einen Brunnen zu streiten.

Antje Ghosh kann diese Meinung nicht ganz nachvollziehen. Has' und Igel seien das absolute Aushängeschild für Buxtehude. "Was wären wir ohne sie? Eine Stadt wie jede andere." Deswegen ist sie froh, dass die Statuen jetzt bald die zentrale Stelle am Tor zur Altstadt beziehen können. "Wenn eine Sache gut ist, muss man dafür kämpfen", sagt sie.