Fachbereich für Kultur organisiert ersten Wettbewerb für Kunstschaffende aus der Region

Buxtehude. Buxtehude hat viele Gesichter: Die Stadt an der Este präsentiert sich mal traditionell, mal modern, mal laut, mal leise. Touristen schätzen vor allem Wahrzeichen wie die historische Altstadt mit dem Rathaus und der St.-Petri-Kirche. Auch die Malerschule auf Malerinsel und natürlich Has' und Igel sind Aushängeschilder der offiziellen Märchenstadt. Wie aber sehen Buxtehuder eigentlich ihre Heimat? Angelehnt an diese Frage, organisierten drei engagierte Frauen unter der Leitung des Fachbereichs für Kultur und Tourismus einen mit 1.500 Euro dotierten Wettbewerb.

Alles begann mit dem Besuch des internationalen Hansetags vor zwei Jahren. Damals nahmen Vertreter aus Buxtehude an der Zusammenkunft im russische Nowgorod teil und begeisterten sich für das im Jahr 1989 initiierte Kunstprojekt der nordrhein-westfälischen Stadt Lünen. Bis zum Jahr 2019 soll dort unter dem Titel "Lüner Hansetuch" eine Gemäldesammlung mit 50 Kunstwerken aus verschiedenen Nationen entstehen, die Vielfalt, Kreativität und den verbindenden Charakter des Hansegedankens widerspiegelt.

Schon jetzt gilt das "Lüner Hansetuch" als Dokument repräsentativer, zeitgenössischer Kunst im Geiste der Hanse. Bestandteil der Sammlung ist auch das Bild "Stadt im Fluss" von Imke Korth-Sander, das im April 2009 von Buxtehudes Bürgermeister Jürgen Badur an die Lüner Stadtverwaltung übergeben wurde. "Dass die Organisatoren so angetan von meiner Arbeit waren, habe ich als große Anerkennung empfunden", erinnert sich die freischaffende Malerin und Illustratorin. Um anderen Künstlern die Möglichkeit zu bieten, sich an einem nachhaltigen Projekt zu beteiligen, nahm sie Kontakt zum Kulturamt der Stadt Buxtehude auf.

Idee stammt aus der Stadt Lünen in Nordrhein-Westfalen

Nach ein paar Treffen mit der Fachbereichsleiterin Sibylle Bruns-Decker und der Vorsitzenden des Kulturausschusses Christel Lemm stand das Konzept für ein lokales Projekt, das sich in erster Linie an Kunstschaffende aus der Region richtet, die von ihrer Kunst leben wollen. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer das heutzutage ist", sagt Korth-Sander. "Da kommt jede noch so kleine finanzielle Hilfe gerade recht." Außerdem sei der Wettbewerb als kleiner Ersatz für den Förderpreis für bildende Kunst gedacht, den die Stadt Buxtehude zuletzt im Jahr 1999 verliehen hat. "Wir wollen damit zeigen, dass wir was für unsere Künstler tun", so Bruns-Decker.

Besonders gereizt habe die Expertinnen auch die Chance, ein sich ständig änderndes Abbild ihrer Heimatstadt zu entwerfen. "Wir haben uns vorgestellt, dass jemand in 30 Jahren die Sammlung betrachtet und sagt: Ach, guck' mal, so war das also früher", erklärt Bruns-Decker. "Und natürlich ist es spannend, wie Künstler ihre Stadt darstellen. Und das alles auf einer 50 mal 70 Zentimeter großen Leinwand". Denn soviel Platz räumten die Juroren den Teilnehmern ein, die einen Monat lang Zeit für ihren Entwurf hatten. Bis zum Abgabetag legten 14 Kunstschaffende ihren Blick auf Buxtehude dem Kulturbüro vor. Einige gaben Skizzen ab und haben nun zwei Wochen zusätzlich Zeit, ihre Ideen auszuarbeiten.

Die Kulturamtschefin ist mit der Zahl der Teilnehmer sehr zufrieden: "Für das erste Mal ist das schon eine ganz ordentliche Resonanz. Ich hatte gedacht, wenn es in der Kürze der Zeit zehn werden, dann sind es schon viele", sagte Bruns-Decker. "Und ich könnte mir vorstellen, dass sich diesmal noch einige zurückgehalten haben und dafür im kommenden Jahr an dem Wettbewerb teilnehmen werden." Denn: die Ausschreibung ist auch für 2011 geplant; die Finanzierung für zwei Jahre gesichert. "Wir haben zwei Sponsoren, die uns tatkräftig unterstützten", sagt Lemm. "Natürlich sind wir aber über jede weitere Hilfe froh."

In den Sommerferien wollen sich Bruns-Decker, Lemm und Korth-Sander nun intensiv mit den eingereichten Arbeiten auseinandersetzen und den Gewinner des Wettbewerbs ermitteln, der dann im September offiziell bekannt gegeben werden soll. Außerdem haben die Kultur-Expertinnen eine Ausstellung aller Werke angedacht. "Wie, wann und in welchem Rahmen müssen wir aber noch klären", sagt Lemm. Sicher ist jedoch, dass das Siegerbild von der Stadt Buxtehude angekauft wird.

Auf der Suche nach vielen neuen Buxtehuder Ansichten

Die Idee ist nicht neu: Mit dem Wettbewerb setzt das Kulturamt das Projekt der Stadt Lünen leicht abgewandelt auf lokaler Ebene um. Die Organisatorinnen sind sicher, das gerade der lokale Charakter für Künstler einen gewissen Reiz ausmacht, in den nächsten Jahren weiter an der Sammlung zu arbeiten. Neue Buxtehuder Ansichten könnten also schon bald die Wände des Kulturamts im Stavenort 5 zieren.