Drochtersens Schulsozialarbeiter und Jugendpfleger sind oft die ersten Ansprechpartner für die Jugendlichen im Ort, wenn diese Hilfe brauchen.

Drochtersen. Jugendliche sorgen für Ärger in Drochtersen. Sie betrinken sich, ziehen durch den Ort, randalieren und verwüsten Vorgärten. Die Polizei konnte jetzt mehrere Fälle aufklären und die Täter überführen. Ob das Problem damit gelöst wurde, ist jedoch ungewiss. Gemeinde und Jugendpfleger versuchen die randalierenden Kids seit Jahren erfolglos auf den richtigen Weg zu bringen. "Das Angebot ist groß, aber diese kleine Gruppe nimmt es einfach nicht an", sagt Drochtersens Bürgermeister Hans-Wilhelm Bösch.

Jedes Jahr gibt die Gemeinde Drochtersen etwa 100 000 Euro für die Jugendarbeit aus. Zusätzlich fördert die Kommune die örtlichen Vereine und Verbände, unter anderem für die Nachwuchsarbeit. Seit mehr als zwei Jahrzehnten gibt es das sogenannte Jugendcafé. Gegenüber dem Hallenbad, ganz in der Nähe des Kehdinger Stadions, können sich Jugendliche zwischen 12 und 21 Jahren treffen. Es gibt dort unter anderem gemütliche Sitzecken mit Sofas zum Entspannen oder Kartenspielen, einen modernen Flachbildfernseher für Filme und Videospiele, einen Kickertisch, eine Tischtennisplatte und einen Billardtisch.

Jeden Tag kommen zwischen 30 und 50 Jugendliche in das Jugendcafé. Verantwortlich ist dort Fabian Loewe. Der 26 Jahre alte Sozialwissenschaftler ist seit 1. September des vergangenen Jahres einer von zwei Jugendpflegern und Schulsozialarbeitern in Drochtersen. Zwei Monate länger ist Sozialpädagogin Marie Tauchen, 33, im Amt. Beide kennen die Jugendlichen in der Gemeinde sehr gut, auch die Problemfälle. Wie berichtet hatte die Polizei in Drochtersen kürzlich mehrere Serien und damit eine Vielzahl von Straftaten aufgeklärt. In 33 Fällen waren Jugendliche betrunken durch den Ort gezogen und hatten in Vorgärten randaliert, Dekomaterial und Lampen entwendet und zerstört. Es entstand ein Schaden von rund 10 000 Euro. Weiter klärten die Polizeibeamten mehr als 40 Fahrraddiebstähle auf. Die Täter sind zwischen 14 und 18 Jahren alt. Viele von ihnen sind auch immer wieder im Jugendcafé zu Gast.

Fabian Loewe betont, dass es sich dabei jedoch nur um eine kleine Gruppe handelt. Im Jugendcafé gibt es neben vielen Beschäftigungsmöglichkeiten auch Hausaufgabenhilfe oder Tipps zum Bewerbungen schreiben. Doch das interessiert einige der Jugendlichen nicht. "Sie wollen die Hilfe nicht annehmen", sagt Sozialpädagogin Tauchen. Diese Jugendlichen schwänzten die Schule, seien auffällig, wenn sie da sind. Klassenkonferenzen und Schulverweise sind für diese Problemschüler nichts Ungewöhnliches.

Bei der Polizei sind sie ebenfalls bekannt, die meisten von ihnen waren schon im Jugendarrest. Die Jugendlichen sehen für sich schon jetzt überhaupt keine Perspektive mehr. "Sie haben schon aufgegeben, bevor sie angefangen haben", sagt Tauchen. Die Jugendpfleger geben aber nicht auf. "Wir sprechen viel mit ihnen, zeigen ihnen die Konsequenzen auf", sagt Loewe. Zu selten fruchten ihre Worte.

"Die Verhaltensmuster haben sich über Jahre gebildet und sind nur schwer zu lösen", sagt Loewe. Das Hauptproblem bei den Jugendlichen liege in der Familie. "Die Eltern sind überfordert", sagt Marie Tauchen. Sie und ihr Kollege versuchen, die Eltern an Stellen zu vermitteln, wo sie Hilfe bekommen können. Die Kompetenzen der Jugendpfleger seien da längst überschritten, sagt Tauchen. Fabian Loewe fügt hinzu: "Wir sind vor allem ein erster Ansprechpartner für die Jugendlichen in Drochtersen und sind für sie da."

"Unsere Möglichkeiten sind begrenzt, aber wird stecken unsere Köpfe nicht in den Sand", sagt Drochtersens Bürgermeister Bösch. Allerdings sei es schwierig, gerade diese Gruppe zu erreichen. "Es interessiert sie nicht, und sie wollen sich nicht ändern", sagt Bösch. Das Jugendcafé ist montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr und zweimal im Monat sonnabends von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Einige der Jugendlichen gehen dann nicht nach Hause. Sie besorgen sich Alkohol und betrinken sich.

"Dann entwickelt sich eine Gruppendynamik. Sie randalieren grundlos ohne Sinn und Verstand. Doch das lassen wir uns nicht bieten", sagt Bösch. Die Gemeinde werde sich auch weiterhin intensiv um diese kleine Gruppe Jugendlicher kümmern. "Wir lassen sie nicht allein", sagt Bösch. Sollten die Jugendlichen wieder straffällig werden, werde allerdings sofort die Polizei eingeschaltet. Der Bürgermeister lobt die Zusammenarbeit mit den örtlichen Beamten und freut sich besonders über die aktuellen Ermittlungserfolge.

Ob die Jugendlichen Straftäter nun angeklagt werden, entscheidet die Staatsanwaltschaft. Stades Polizeisprecher Rainer Bohmbach hofft, dass es Konsequenzen gibt und die Jugendlichen künftig auf dem richtigen Weg bleiben. In diesem Zusammenhang nimmt er die Eltern in die Pflicht. "Sie müssen sich stärker darum kümmern", sagt Bohmbach, "wo sich ihre Kinder herumtreiben und was sie machen."