Nach Etappensieg auf dem Weg zum Welterbetitel hoffen die Bewohner der einzigartigen Kulturlandschaft auf einen Erfolg für die Region.

Steinkirchen/Jork. Ob das Alte Land nach dem Jahr 2016 in einem Atemzug mit der Akropolis in Athen, der Altstadt von Prag, dem Yellowstone-Nationalpark oder der Freiheitsstatue vor New York genannt wird, steht bei dem langwierigen Auswahl-Prozedere für einen Welterbetitel der Unesco zwar noch in den Sternen.

Doch im Moment eint die Freude alle, die sich für einen Platz des Alten Landes auf der Niedersächsischen Tentativliste für den Welterbetitel stark gemacht haben. Als zwei einzigartige Kulturlandschaften wurden das Alte Land und die Rundlingdörfer im Hannoverschen Wendland für das Land Niedersachsen bei der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK) wie berichtet als Bewerber ausgewählt.

Kerstin Hintz, Vorsitzende des Vereins zur Anerkennung des Alten Landes als Welterbe der Unesco, nennt die Entscheidung der Jury "einen großen Schritt voran, auf dem Weg zum Ziel".

+++ Altes Land und Rundlingsdörfer im Rennen um Welterbetitel +++

Nach Jahren der Arbeit für die Bewerbung und der Argumente, um Skeptiker zu überzeugen, war die Entscheidung des Kultusministeriums eine hohe Anerkennung des Engagements. Gemeinsam mit der Jorker Archivarin Susanne Höft-Schorpp hatte Hintz den Bewerbungsantrag ausgearbeitet, um das Alte Land in seiner Besonderheit zu veranschaulichen. "Wir haben den Antrag mit 148 Seiten ganz bewusst sehr schlank gehalten", sagt Hintz.

Damit bewarben sich die Altländer um einen der zwei Listenplätze, die jedes Bundesland dann bei der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK) einreichen kann. Beworben haben sich neben dem Alten Land und den Rundlingsdörfern des Hannoverschen Wendlandes auch die Kulturlandschaft Lüneburger Heide, die Lüneburger Altstadt und die Sigwardskirche in Idensen, das zur Stadt Wunstorf bei Hannover gehört.

"Wir wollen mit unseren Vorschlägen für die Tentativliste den hohen Ansprüchen der Unesco gerecht werden. Deshalb haben wir alle fünf Bewerbungen in einem zweistufigen Verfahren durch Experten prüfen lassen", so die Kulturministerin Prof. Johanna Wanka (CDU). "Unsere beiden Kandidaten erfüllen das Unesco-Kriterium des außergewöhnlichen universellen Wertes und beide vertreten die bisher unterrepräsentierten Kategorie der Kulturlandschaften, was die Chance auf Berücksichtigung erhöht", begründete Wanka die Auswahl.

"Das war schon ein toller Moment der Freude in Hannover und ich bin dankbar für das Vertrauen der Kommission, die das Alte Land als einzigartig ansieht und hoch im Kurs auf der Anwärterliste für den Welterbetitel", sagt Jorks Bürgermeister Klaus Hubert. Auch sein Amtskollege aus der Samtgemeinde Lühe, Hans Jarck, strahlt vor Freude. "Wir sind stolz auf den Welterbeverein und vor allem auf die hervorragende Vorarbeit zur Bewerbung von Kerstin Hintz und Susanne Höft-Schorpp, mit der sie unser Altes Land der Jury sehr überzeugend vorgestellt haben."

Auch Jorks ehemaliger Bürgermeister Rolf Lühmann, der sich immer wieder für eine Bewerbung aller drei Meilen Altes Land engagiert hat und viele Initialzündungen mit dem Welterbeverein gab, sieht ein großes Etappenziel erreicht. "Es war ein langer Prozess bis zur gemeinsamen Bewerbung mit der Samtgemeinde Lühe. Wir wollen nun bis 2016 noch versuchen, unsere Freunde aus Holland, die ja vergleichbare Landschaftsstrukturen haben, mit ins Boot zu holen", sagt Lühmann.

In jedem Falle seien nun noch mehr Menschen auf das Alte Land aufmerksam geworden, freut sich Ana Breckwoldt, Geschäftsführerin der Tourist-Info Jork. "Es waren Mitbewerber auf hohem Niveau, und die Lüneburger Heide ist ja berühmt. Aber nun bekommen wir eine Chance und auf den Tourismus wird es sich sicher positiv auswirken", sagt Breckwoldt.

Gute Perspektiven für die Tourismusentwicklung sieht auch Birgit Heinrich, Floristin aus Hollern-Twielenfleth. "So ein Titel darf nur nicht zum Eigentor werden, wenn für Handel und Obstanbau Auflagen kommen. Das Einmalige des Alten Landes muss im Wandel der Zeiten bestehen." Zauberer Roberto, der im Feriendorf Alte Land als Animateur Urlauber betreut, sagt: "Das Alte Land hat es verdient, eine Chance auf den Welterbe-Titel zu bekommen."

Begeistert ist auch Ilona Stölken, Vorsitzende des Altländer Trachtenvereins. "Wertvolles haben alle Bewerber zu bieten, aber das Alte Land ist in seiner Gesamtheit einzigartig", sagt die Altländerin. "Viele Gäste werden schon jetzt den Blick bewusster auf unsere Kulturlandschaft und Sehenswürdigkeiten richten."