Schwedenspeicher eröffnet neue Sonderausstellung. Es werden auch Teile des Schiffswracks von Bützfleth gezeigt

Stade. Das Peilschiff "Osterhöft" wird langsamer. Auf der Elbe in Höhe des Bützflether Industriegebiets etwa zwei Kilometer vom Stader Hafen entfernt bleibt es fast stehen. "Hier ist es", sagt Michael Luther. Der Vermessungsingenieur zeigt auf den Bildschirm. Auf dem Sonarbild sind die Umrisse eines Schiffswracks zu erkennen. Luther war es auch, der das Wrack eines gut erhaltenen Binnenschiffs aus dem 17. Jahrhundert im Jahr 2007 entdeckt hat. Noch liegt es am Grund der Elbe. Doch Teile des Wracks von Bützfleth sind Bestandteil der neuen Sonderausstellung im Stader Schwedenspeicher-Museum, die am Sonntag eröffnet wird.

Auf einer großen Leinwand im vorderen Bereich der neuen Sonderausstellung im Schwedenspeicher wird ein Film gezeigt. Dort sind Unterwasseraufnahmen vom Wrack vor Bützfleth zu sehen. Die Bilder lassen bereits erahnen, wie schwer die Erforschung des alten Binnenschiffes ist. Die Sichtverhältnisse in der Elbe sind schwierig. Der Film führt den Besucher ein in die Sonderausstellung "Versunken. Entdeckt. Gerettet. Schiffsfunde aus Mittelalter und Früher Neuzeit".

Es ist die erste Sonderausstellung im Stader Schwedenspeicher-Museum seit der Wiedereröffnung nach dem Umbau Ende Mai 2011. Neben dem Film und Fotos werden auch drei in Wasser ausgestellte Originalfundstücke vom Bützflether Wrack gezeigt, die Forschungstaucher nach der Entdeckung gerettet hatten. Das zwölf Meter lange Schiffswrack wurde bei einer Peilfahrt der Firma Niedersachsen-Ports entdeckt. Noch liegt es verborgen in Höhe von Tonne 99. Aber: "Wenn der Stader Hafen so erweitert wird wie geplant, muss das Schiff weg", sagt Stades Museumsdirektor Sebastian Möllers.

Wie es geborgen werden könnte, ist noch unklar. Strömung, Tide und die Nähe zur Fahrrinne erschweren die Arbeit am Wrack. Forschungstaucher Christian Howe hat im März dieses Jahres die Filmaufnahmen für das Schwedenspeicher-Museum in der Elbe gemacht. "Das Wrack ist ein Plattbodenboot, es liegt auf dem Kopf. Es ist zwar zum großen Teil erhalten, aber eine Bordwand ist kaputt", sagt Howe.

Doch das Bützflether Wrack ist nur ein kleiner Bestandteil der neuen Sonderausstellung, die vom 22. April bis zum 16. September im Stader Schwedenspeicher, Wasser West 39, gezeigt wird. Die Ausstellung beschäftige sich mit den "wichtigsten Schiffsfunden der vergangenen Jahrzehnte", sagt Kurator Herwig Kenzler. Die in Mittelalter und Früher Neuzeit versunkenen Schiffe gehören zum herausragend wertvollen archäologischen Kulturgut.

Die Wasserfahrzeuge und Gerätschaften, die Ladungen und Alltagsgegenstände an Bord blieben über Jahrhunderte unter Wasser konserviert. Während viele hölzerne Wrackteile noch auf den Abschluss der Jahre andauernden Konservierung warten, seien nun "zum ersten Mal die spektakulärsten nordeuropäischen Unterwasserfunde aus Mittelalter und Früher Neuzeit gemeinsam in einer Ausstellung zu sehen", sagt Stades Museumsdirektor Sebastian Möllers.

Die Ausstellung präsentiert die wichtigsten Regionen mit ihren zentralen Schiffsfunden. Der Vordersteven eines gehobenen Schiffs wird in voller Größe über zwei Etagen des Museums gezeigt. Darüber hinaus thematisiert die Ausstellung die aktuelle Diskussion zur Bezeichnung der unterschiedlichen Schiffstypen. Einige Fundstücke ermöglichen den Historikern Rückschlüsse auf das Alltagsleben an Bord der Schiffe. So wird beispielsweise erstmals eine Lederlaterne gezeigt, die laut Museumsdirektor Möllers als "weltweit einzigartiger Fund" gilt.

Zudem ermöglicht die Ladung der Schiffe vielfältige Rückschlüsse auf die jeweiligen Fernhandelsbeziehungen. Viele Funde geben preis, welche Fracht sich einst an Bord befunden hat und woher sie stammte. So sind in Stade unter anderem Fässer mit isländischem Schwefel, Rentiergeweihe und Kalkplatten aus Öland ausgestellt.

Weil das Museum Schwedenspeicher direkt am alten Hansehafen in Stade liege, sei es der ideale Ausstellungsort für dieses Thema. Denn bei der berühmten Stader Hafengrabung von 1989 wurden direkt neben dem heutigen Museum zahlreiche Schiffe entdeckt, die dort jetzt ausgestellt sind.

Die neue Sonderausstellung ist von Sonntag an dienstags bis donnerstags von 10 bis 17 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Öffentliche Führungen werden regelmäßig sonntags um 15 Uhr angeboten, Gruppenführungen können unter buchung@museen-stade.de oder Telefon 04141/797 73 50 gebucht werden.

In Kooperation mit dem Tidenkieker werden auch Touren zum Wrack von Bützfleth angeboten. Dort werden der Fundplatz und die Bedingungen der unterwasserarchäologischen Arbeiten begutachtet. Weitere Informationen gibt es unter www.museen-stade.de .