Immer mehr Urlauber buchen die Idylle am Elbdeich, aber eine große Erweiterung der Freizeit-Anlage ist derzeit nicht in Sicht.

Hollern-Twielenfleth. Die Saison ist eröffnet, seit Beginn der Osterferien pulsiert wieder das Leben im Feriendorf Altes Land. Direkt hinter dem Twielenflether Elbdeich gelegen, ist die gepflegte Siedlung mit den weiß getünchten, komfortablen Fachwerkhäusern für Urlauber ein beliebtes Reiseziel. In der Hauptsaison ist die Ferienanlage fast immer ausgebucht. Es könnten gut und gern noch ein paar Häuser mehr sein, die Verwaltungsgesellschaft des Feriendorfs in Twielenfleth würde jedenfalls gern erweitern. Aber das ist gar nicht so leicht. Zu viele unterschiedliche Interessen stoßen aufeinander. Schon um nur zwei weitere Häuser, die kleinste überhaupt nur denkbare Lösung, gibt es nun kontroverse Diskussionen zwischen dem Gemeinderat und der zuständigen Verwaltung der Samtgemeinde Lühe. Das Kuriose daran: Beide Instanzen stehen einer Erweiterung durchaus positiv gegenüber.

Das eigentliche Problem besteht darin, dass die für eine größere Erweiterung des Feriendorfs infrage kommenden Flächen einem privaten Eigentümer gehören, der offenbar gar nicht daran denkt, sie zu verkaufen. Heinz Ulrich Kraus, Geschäftsführer der Verwaltungsgesellschaft Feriendorf Altes Land: "Er weigert sich seit 1984, den schmalen Flurstreifen am Schöpfwerkskanal an uns zu verkaufen. Daran wird sich wohl in absehbarer Zeit kaum etwas ändern." Also favorisiert Kraus zum jetzigen Zeitpunkt eine kleine Erweiterung. Dafür ist er nicht auf die Gunst des Nachbarn angewiesen, das dafür vorgesehene Grundstück gehört bereits zur Anlage. Ein Parkplatz. "Mit wenigstens zwei Häusern wäre uns vorerst schon geholfen", sagt Heinz Ulrich Kraus.

+++ Das Machbare jetzt anpacken +++

Die Mitglieder des Bau-, Wege- und Planungsausschusses Hollern-Twielenfleth folgen seiner Argumentation. Das Gremium hat eine Empfehlung abgegeben, die Parkfläche für den Bau zweier neuer Häuser umzuwidmen. Damit befürworten die Ausschussmitglieder Timo Gerke und Klaus Jarck, beide Freie Wählergemeinschaft, Jürgen Meyer und Dirk Thobaben von der CDU, Stefan Schimkatis, SPD, und Edgar Schmidt als beratendes Mitglied der Grünen einen Antrag auf Änderung des Bebauungsplans.

Auch Hollern-Twielenfleths Gemeindedirektor Kai Schulz findet das sinnvoll. Er erklärt: "Da die Erschließung weiterer Flächen für eine deutliche Vergrößerung des Feriendorfes in Richtung Schöpfwerkskanal bis zur Straße Am Deich in den kommenden Jahren nicht ansteht, hat der Bauausschuss grünes Licht für die Nutzung des ursprünglich als Verkehrs- und Fahrzeugstellfläche ausgewiesen Areals gegeben."

Doch die Verwaltung der Samtgemeinde Lühe will bislang einer Änderung des Bebauungsplanes nicht zustimmen - weil ihrer Auffassung nach damit eine große Erweiterung für immer vom Tisch sei. Denn die Bebauung der Parkfläche mit zwei Ferienhäusern würde die Zufahrt blockieren, die für den Fall gebraucht werde, dass der Nachbar sein Grundstück eines Tages doch verkaufe, auf dem weitere Ferienhäuser entlang des Schöpfwerkskanals bis zur Straße "Am Deich" entstehen könnten. "Die Fläche ist wichtige Voraussetzung für eine weitere Vergrößerung des Feriendorf-Gebietes", sagt Rolf Riggers, Bauamtsleiter der Samtgemeinde Lühe. Auch wenn derzeit noch keine konkreten Planungen in dieser Richtung ein Thema seien, sei es nicht ausgeschlossen, dass es später doch zu einer Ausdehnung des Feriendorfes kommen könne.

Nun soll die Empfehlung des Bauausschusses der Gemeinde Hollern-Twielenfleth im Verwaltungsausschuss und Samtgemeinderat erneut unter allen Aspekten geprüft werden.

Die Feriengäste bekommen von all dem nichts mit, sondern genießen. "Wir sind schon zum achten Mal hier und können gar nicht genug von der Landschaft und den Hansestädten Hamburg und Stade bekommen", sagt Aline Esch aus Bonn. Und egal, wie das Wetter sei, hier könne man immer etwas mit den Kindern unternehmen, ergänzt ihr Mann Michael. Ihren Söhnen Konstantin und Christian gefallen die riesigen Schiffe auf der Elbe am besten.

"Wir sind das größte Hotel im Alten Land", sagt Geschäftsführer Kraus und belegt das mit den Buchungszahlen der vergangenen Jahre. Zwischen 28 000 und 35 000 liegt der Durchschnitt an Übernachtungen pro Jahr, Tendenz derzeit steigend. Das Gros der Gäste kommt wie die Eschs aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen, aber auch viele Niedersachsen buchten für einen Wochenendausflug oder Stippvisiten zu den großen Festen im Alten Land, in Hamburg oder Stade.

Das seit 1984 kontinuierlich gewachsene Feriendorf wird überwiegend von Familien gebucht. Ob beheiztes Freibad, kilometerlange Radwege oder Inline-Pisten am Elbdeich für Unternehmungslustige mit Kindern oder Hunden ist alles direkt vor der Ferienhaus-Tür. "Dazu Shoppen in Hamburg, Kultur in Buxtehude, Jork oder Stade - unsere Gäste entdecken immer Neues", sagt Dorothea Hassels von der Feriendorfverwaltung. "Unser Animateur Roberto sorgt zudem für ein abwechslungsreiches Sport- und Spiel-Programm, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen anspricht." So lasse sich erklären, dass etliche Stammgäste schon seit bald 30 Jahren die Treue halten.

Inzwischen buchen die Urlauber zu 70 Prozent über das Internet und informieren sich ausführlich vorab über besondere Höhepunkte unter www.feriendorf-altesland.de . So sind zu bestimmten Zeiten die 143 Ferienhäuser komplett ausgebucht.