Agentur für Arbeit fordert Logistiker zur Kooperation auf, um Fachkräftebedarf künftig zu decken

Stade. Der Fachkräftemangel bei den Logistikern beschäftigt die Arbeitsmarktexperten im Landkreis. Zahlreiche Kammer- und Branchenvertreter haben sich auf einer Tagung der Agentur für Arbeit in Stade zu einem Gedankenaustausch über Fachkräfteengpässe getroffen. Die Agentur empfiehlt den Logistikern, stärker auszubilden

Ab dem kommenden Schuljahr wird es in Stade eine eigene Berufsschulklasse für Berufskraftfahrer geben. Dennoch ist die große Frage für Unternehmer, wie Betriebe mehr Kraftfahrer ausbilden und wie die Wege für Jugendliche in den Beruf vereinfacht werden können. Anlass für das Expertentreffen war unter anderem eine Betriebsumfrage unter Logistikbetrieben, deren Ergebnisse die Industrie- und Handelskammer in Stade in Zusammenarbeit mit der Quell-Bildungskonzepte Ende 2011 veröffentlicht hatte.

Die Studienergebnisse machen den Handlungsdruck im Verkehrsgewerbe sichtbar: Für die kommenden Jahre kündigt sich ein Generationenwechsel bei den Berufskraftfahrern an. So sind 42 Prozent aller Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer 50 Jahre oder älter. Gut ein Viertel von ihnen ist älter als 60 Jahre. Ein Fachkräftemangel droht.

In der Vergangenheit konnte das Logistikgewerbe sich darauf verlassen, Kraftfahrer-Nachwuchs vielfach aus Wehrdienstleistenden der Bundeswehr zu erhalten. Seit dem Ende der allgemeinen Wehrpflicht hat sich dies allerdings geändert.

Eine sinnvolle, aber bislang wenig genutzte Alternative für das gesamte Gewerbe ist laut der Agentur für Arbeit die Ausbildung von Kraftfahrern direkt im Betrieb. Ein Blick in die Ausbildungsstatistik der Agentur zeige, dass diese Ausbildung von den Betrieben in der Region zuletzt viel zu wenig angeboten wurde. Zum Stichtag 30. Juni 2011 registrierte die Agentur in ihrem Bezirk nur 45 Auszubildende im Kraftfahrergewerbe. Hochgerechnet sind dies 15 pro Ausbildungsjahr.

Lediglich elf Prozent der befragten Betriebe bilden aus. Als Gründe, warum in den vergangenen Jahren wenig in die Ausbildung des Nachwuchses investiert wurde, nannten die Tagungsteilnehmer einerseits den großen Umfang der Ausbildungsinhalte. Andererseits fehle es dem Beruf an einem positiven Image, sodass das Interesse der Jugendlichen bisher eher gering gewesen sei.

André Blank, Qualifizierungsberater Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer Stade, verweist als Lösung auf unterschiedliche Modelle der Ausbildung. So gebe es zum Beispiel die Kooperationsausbildung. "Man tut sich als Ausbildungsbetrieb mit einem anderen Betrieb zusammen, um die Auszubildenden in allen Bereichen zu qualifizieren. Im Falle einer fehlenden Werkstatt zum Beispiel."

"Um dem Fachkräftebedarf in Zukunft besser und frühzeitig zu begegnen, wird es notwendig sein, dass alle Akteure auf dem Arbeitsmarkt ihre jeweiligen Verantwortungsbereiche miteinander koordinieren", sagt Stades Agentur-Chefin Dagmar Froelich. "Wir wollen gemeinsam dafür sorgen, dass es auch in Zukunft genügend Brummifahrer gibt, die Lkw sicher durch unsere Straßen lenken."