Bauer Peter Strampe will immer als Erster ernten. Dafür lässt er sich einiges einfallen. In diesem Jahr ist er so schnell, dass es ihn selbst überrascht.

Seit einer Woche tippt Peter Strampe zweimal am Tag eine Kurznachricht in sein Handy. Die Antwort kommt stets prompt: Der Absender Farm Control nennt dem Landwirt die Temperatur im Boden seines Spargelfeldes, und sobald die Zahl größer gleich acht ist, weiß der 43-Jährige: Die Stangen wachsen. In diesem Jahr so schnell, dass er bereits jetzt die ersten Kilogramm erntet.

Zwei Sensoren hat der Bauer in die Erde gesetzt, einen 20 Zentimeter tief und einen 40 Zentimeter, an der Wurzel des Gewächses. Seit Peter Strampe 1994 in den vor 50 Jahren gegründeten Betrieb seiner Schwiegereltern eingestiegen ist, drehen sich seine Gedanken vor allem um eines: den Zeitpunkt der ersten Ernte - ob Spargel oder Erdbeeren.

Der 43-Jährige hat Erfolg damit: Seit Jahren ist der Landwirt der Erste in der Region, der meldet: Der Spargel ist da. In diesem Jahr sogar viel früher als in den vergangenen Jahren, als die ersten weißen Köpfe regelmäßig Anfang April aus der Erde lugten.

+++ Quietschtest & Co.: Tipps rund um den Spargel +++

Diesmal steht noch März im Kalender, als Peter Strampe den Beginn der Ernte meldet. Das kann er, weil er sich wieder einmal etwas Neues ausgedacht hat, um die Stangen schneller wachsen zu lassen. Seit Jahren schon bedeckt er seine Bodendämme mit schwarzer Folie, darüber hat er Gestänge gebaut, die Kunststofffolie tragen: ein kleines Treibhaus über jedem Damm. Die Kosten der Konstruktion: rund 1,50 Euro pro Meter.

Bereits Ende Februar erledigen seine Leute die ersten Arbeiten der Spargelsaison, und in diesem Winter hatten sie eine zusätzliche Aufgabe zu erfüllen: Über den ersten Folientunnel haben die Männer jeweils über zwei Dämme ein zweites, größeres Gestänge gesetzt mit einer zweiten Folie darüber. Der Effekt: Auch die Luft zwischen zwei Reihen erwärmt sich. Treibhaus im Quadrat. Jede Sonnenstunde zählt.

Um 7 Uhr haben die Erntehelfer gestern Morgen mit dem Stechen der Spargelstangen begonnen, denn bis die Sonne am Himmel steht, müssen sie durch sein - sonst wird es zu heiß unter der Folie. Einen Tunnel, schätzt Richard Lachmanski, schafft er pro Stunde, das ergibt zurzeit rund 15 Kilogramm Spargel. Zwei Blechtragen.

+++ Erste Spargelernte – dank Bodenheizung +++

Ungefähr 160 Kilogramm haben seine Kollegen und er gestern geerntet, seit gut 25 Jahren arbeitet der Mann für Strampes. Und immer waren es seine Chefs, die als Erste in der Region meldeten: Der Spargel ist da. Vor exakt 50 Jahren haben die Schwiegereltern von Peter Strampe mit dem Spargelanbau begonnen, und bereits Mitte der 1980er-Jahre legte ihr Vater Folien auf die Äcker, erzählt Dagmar Strampe, 41. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemals ein anderer früher dran war."

Ab Oktober besucht sie gemeinsam mit ihrem Mann so gut wie jedes Seminar, jede Messe und jede Fortbildung, die es zum Thema Spargel gibt. Schließlich wollen die Spargel-Sprinter ihre jährliche Spitzenposition nicht verlieren. Und riskieren beim Versuch neuer kulturtechnischer Möglichkeiten auch mal einen Flop: Vor fünf Jahren präsentierte eine Firma eine gelbe Folie, die das Wachstum stärker beschleunigen sollte als die schwarze. "Die sah aber nur schick aus, gebracht hat sie nichts", erinnert sich Peter Strampe.

Gebracht hat dafür die eigene Konstruktion des Landwirtschaftsmeisters etwas: 19 Grad meldet seine Wetterstation mittlerweile bereits vormittags an der Wurzel, und selbst nachts, bei Frost, friert es unter dem Doppeltunnel nicht mehr - und wieder ist ein Stück Schnelligkeit gewonnen.

Dabei ist der Kältereiz unabdingbar für den Austrieb des Gewächses im Frühjahr, erklärt der Landwirt. Ein warmer Winter ohne Frost ist also kein Garant für eine frühe Spargelernte - im Gegenteil. "Wenn der Winter zu mild ist, kommt der Spargel in den ersten 14 Tagen nicht wie üblich", sagt er. "Wenn es aber zu lange zu kalt ist, ernten wir weniger Stangen der ersten Handelsklasse." Dann ist mehr aufgeblühtes oder auch hohles Gemüse dabei. "Bislang sieht die Ernte in diesem Jahr aber sehr gut aus."

14 Helfer sind schon jetzt auf Strampes Feldern unterwegs, stechen nicht nur Spargel, sondern putzen auch die Erdbeerpflanzen, damit die Familie auch die im Mai als Erste ernten können - denn auch die roten Früchtchen wachsen unter Tunneln. Im Mai sind dann mindestens 100 Erntehelfer für den Betrieb unterwegs, dann ist Großkampfzeit: Neben Tausenden von Erdbeeren schaffen sie rund 7000 Kilogramm Spargel pro Tag von den Feldern.

Froh und stolz ist Peter Strampe zwar, mit seiner Technik auch in diesem Jahr der Erste mit Spargel aus der Region zu sein, auf seine gesamten 50 Hektar anwenden will er das Doppeltreibhaus im nächsten Jahr aber nicht: "Die Tunnel sind sehr niedrig, die Arbeit darin ist sehr schwer. Das kann ich meinen Leuten auf Dauer nicht zumuten. Außerdem ist das Gestänge sehr windanfällig."

Für einen kleinen Abschnitt eines Feldes aber will Strampe seinen Versuch fortführen. Damit die Spargel-Sprinter auch nächstes Jahr wieder die Ersten am Markt sind.