Das Küstenmusum in Balje soll noch in diesem Jahr komplett umgestaltet werden. Ein geplanter Millionen-Neubau ist allerdings Geschichte.

Balje. Clivia Häse lächelt. Die Geschäftsführerin des Natureums wirkt sichtlich erleichtert und zufrieden. Nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen und Monate präsentiert sie das neue Konzept für das Küstenmuseum an der Ostemündung in Balje. Wenn alles gut laufe, könne es jetzt ganz schnell gehen und die neue Ausstellung schon Anfang 2013 eröffnet werden, sagt Häse.

Der ursprünglich geplante Neubau direkt am Ostesperrwerk ist Geschichte. Die Ausstellung "Küstenwelten" aber hat eine Zukunft. Geplant war bisher eine knapp 2100 Quadratmeter große Halle in Form einer "Meerassel". Doch das Millionenprojekt wurde immer teurer, zuletzt wurde mit Gesamtkosten von rund zwei Millionen Euro gerechnet. Am Ende fehlten die Sicherheiten für einen Kredit in Höhe von 600 000 Euro.

Clivia Häse ist bei der Vorstellung des neuen Konzepts dennoch betont optimistisch. "Wir werden das Beste aus der Situation machen." In diesem Zusammenhang verweist sie darauf, dass auch die alte Planung mit einigen Nachteilen behaftet gewesen sei. Zum einen hätte bei der Umsetzung des Neubaus das Risiko bestanden, das in die Jahre gekommene Hauptgebäude abzuhängen. Jetzt werden fällige Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten gleich miterledigt. Zudem hätte eine zweite, erheblich große Fläche mit einer Dauerausstellung unterhalten und gepflegt werden müssen. "Die Besucher wollen wechselnde Ausstellungen sehen", sagt Häse. Diese wird es weiterhin in der Rundbogenhalle geben.

+++ Geplatztes Projekt wird Glücksfall +++

Für den Neubau waren bereits erhebliche Fördermittel zugesagt worden. Um diese zu retten, wurde umgeplant. Doch wie sieht das neue Konzept konkret aus? Einen Neubau wird es trotzdem geben - wenn auch deutlich kleiner. Dieser soll den tristen Eingangsbereich aufwerten.

Darin untergebracht werden soll unter anderem ein öffentliches Café. Bislang mussten die Besucher stets Eintritt für das Natureum zahlen, selbst wenn sie nur einen Kaffee trinken wollten. Der Shop aus dem Haupthaus zieht ebenso in den Neubau wie die Kasse. Es entstehen außerdem zusätzliche Toiletten, ein Wunsch vieler Gäste.

Ein weiterer Baustein des neuen Konzepts ist eine Fahrradstation. Radtouristen können dort rasten und ihre Räder samt Gepäck wegschließen. Der Elbe-Radwanderbus fährt das Natureum als Endstation an. Außerdem ist es ein Endpunkt des Radwanderkonzeptes im Landkreis Stade. Das soll nun mit der neuen Fahrradstation auch entsprechend genutzt werden.

Weiterhin soll es einen sogenannten Mitmachbereich geben, in dem auch lebende Tiere untergebracht werden. In diesem Zusammenhang werden zugleich Flächen im Außenbereich geschaffen, auf denen Schulklassen etwas unternehmen und sich bei schlechtem Wetter auch unterstellen können. Angedacht ist zudem ein Sinnesgarten zum Thema "Tide". Dort sollen die Gezeiten erlebbar vermittelt werden.

Prunkstück des neuen Konzepts soll jedoch die etwa 700 bis 800 Quadratmeter große Dauerausstellung mit dem Arbeitstitel "Küstenwelten" werden. Im Haupthaus soll eine begehbare Landschaft entstehen, von der Elbmündung bis zur Küste Helgolands. Im Obergeschoss widmet sich die Ausstellung dem Vogelzug. Ein weiterer Leckerbissen soll die Besucher als Blickfang in die Ausstellung locken. In einem gläsernen Anbau soll ein Pottwalskelett ausgestellt werden. Dieser Pottwal strandete im Jahr 1997 in Cuxhaven und schlummert derzeit im Magazin des Museums.

"Wir verstärken zudem unsere Bemühungen, als außerschulischer Lernort anerkannt zu werden", sagt Häse. Inhaltlich seien die Voraussetzungen schon jetzt erfüllt, doch es fehlten geeignete Räume, in denen Schüler experimentieren können. Deshalb soll im Haupthaus auch ein Schülerlabor eingerichtet werden.

Das neue Konzept kommt gut an. Sämtliche Fördergeldgeber signalisierten bereits, das neue Konzept zu unterstützen. Der wissenschaftliche Beirat war ebenfalls zufrieden. Das gilt auch für das neue Kuratorium der Stiftung Natureum Niederelbe, dessen Vorsitzender übrigens Stades Landrat Michael Roesberg ist. Bislang war Roesberg kein ordentliches Mitglied des sechsköpfigen Kuratoriums.

Auch beim Kulturausschuss des Landkreises Stade stößt das Konzept auf Zustimmung. Parteiübergreifend wird Clivia Häse für die Pläne gelobt. Dadurch gestärkt gibt sie ein ehrgeiziges Ziel vor: Im Herbst sollen die Umbauarbeiten beginnen und bis Februar oder März 2013 abgeschlossen sein.