Neues Konzept für die Samtgemeinde. Es fehlen Mietwohnungen und ein Ansprechpartner für die Wirtschaft

Harsefeld. Wie steht es im Moment um die Samtgemeinde? Wie könnte es im Jahr 2025 in Harsefeld aussehen? Diese Fragen stellten sich die rund 80 Besucher bei der Vorstellung des Handlungskonzepts für Gewerbe- und Wohnentwicklung in Harsefeld. Thilo Ramms von der Firma Regecon, Gesellschaft für regionalwirtschaftliche Forschung und Beratung, präsentierte seine Antworten vor Vertretern der Politik und Bürgern.

"Zunächst ist anzumerken: Die Samtgemeinde Harsefeld mit ihren rund 20 000 Einwohnern ist eine gut aufgestellte Samtgemeinde", sagte Ramms zu Beginn der Präsentation, an der er rund ein Jahr arbeitete. "Das konnten wir feststellen, als wir die Ist-Situation in den vier Mitgliedsgemeinden auswerteten. Anschließend arbeiteten wir gemeinsam mit der Verwaltung heraus, in welche Richtung Harsefeld sich bis 2025 entwickeln möchte und sollte." Der erarbeitete Leitfaden lautet: Harsefeld soll künftig eine wirtschaftsstarke Samtgemeinde und ein attraktiver Wohnort mit einem vielfältigen Kultur- und Infrastrukturangebot und hohem Lebens- und Freizeitwert sein.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssten kleinere und größere Maßnahmen umgesetzt werden, sagte Ramms. Insgesamt nannte der Projektleiter 30 Handlungsfelder und mehr als 90 Projekte. Das Investitionsvolumen für alle Maßnahmen würde laut Ramms Schätzung rund sechs Millionen Euro betragen. Daher sei es wichtig, eine Auswahl vorzunehmen, sagte der Gutachter.

Handlungsbedarf bestehe beispielsweise bei kleineren Projekten wie einer Neubürgerbegrüßung oder einer Vernetzung der Unternehmen. Als grundlegende Maßnahmen zählte Ramms überdies auf, einen Ansprechpartner für Wirtschaftsförderung zu benennen. Außerdem soll das Angebot an Mietwohnungen und -häusern, vor allem auch in den Mitgliedsgemeinden, ausgeweitet werden, damit nicht zu viele junge Leute abwandern, wenn sie ihr Elternhaus verlassen.

Damit soll auch dem demografischen Wandel, mit dem alle Gemeinden Deutschlands in den kommenden Jahren rechnen müssen, entgegen gewirkt werden. "Dass wir möglichst wenig weniger werden, ist eine Daueraufgabe der Räte und der Verwaltung", sagte Samtgemeindebürgermeister Rainer Schlichtmann. Ramms sieht die Entwicklung für Harsefeld diesbezüglich durchaus positiv. Er erwarte, dass die Samtgemeinde in der Lage sein wird, den Rückgang zu begrenzen - im Gegensatz zu anderen Landstrichen.

Des Weiteren hält es Ramms für sinnvoll, Dienstleitungszentren als zentrale Anlaufpunkte in den Ortschaften aufzubauen und einen Handwerkerhof mit einer Außenstelle der Hochschule 21 sowie eine Institution unter dem Titel "Wirtschaftsbetriebe Samtgemeinde Harsefeld GmbH" einzurichten.

"Besonders möchte ich Ihnen ans Herz legen, die Leitbranche Baugewerbe zu unterstützen", sagte Ramms. Diese sei eine wichtige Branche in und für die Samtgemeinde und erreiche einen Wert, der 4,5 Mal so hoch sei wie der Landesdurchschnitt.

Ramms Meinung teilt auch Dieter Meier. Der Dachdeckermeister ist seit 1992 Gewerbetreibender in Harsefeld. "Als Unternehmer kann ich mich nicht beklagen, die Auftragslage hier ist seit Jahren gut. Das weiß ich auch von Kollegen anderer Gewerbe." Besonders wichtig ist ihm die gute und fruchtbare Zusammenarbeit mit Vertretern des Rathauses und die gute Lage. "Wir kommen hier gut weg und können auch Aufträge in Stade, Buxtehude und Neu Wulmstorf annehmen." Für den Handwerker steht fest, seine Firma mit derzeit acht Mitarbeitern wird er bis zur Rente in Harsefeld betreiben. Deswegen besuchte auch Meier die Präsentation des Handlungskonzepts: "Ich finde es gut, zu sehen, wo der Hase hinläuft, aber nun müssen diese Projekte konkretisiert werden."

Dieses Vorantreiben der Projekte sei nun Aufgabe der Ausschüsse und Räte, sagte Bernd Meinke, erster Samtgemeinderat. Einiges, so betonte auch Rainer Schlichtmann, sei bereits in Angriff genommen worden. Um mehr Raum für Wohnungen und Gewerbe zu schaffen, sei beispielsweise eine Änderung des Flächennutzungsplanes vorgesehen, sobald konkrete Wünsche der Mitgliedgemeinden vorlägen. Außerdem stehe die Verwaltung bereits im Kontakt zu ansässigen Unternehmen, sagte Schlichtmann, und auch an einer neuen Internetpräsenz der Samtgemeinde werde gearbeitet. "Dort sollen auch Wohnimmobilien angeboten werden."

Insgesamt zeigten sich die Politiker zufrieden mit der 16 000 Euro teuren Auswertung: "Wir haben den richten Zeitpunkt für dieses Konzept gewählt, schließlich hat die neue Ratsperiode begonnen und die Räte können sich intensiv mit den Projekten auseinandersetzen", sagte Schlichtmann. Dieter Tomforde, Bürgermeister von Brest, stimmte ihm zu: "Das Konzept ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Bevor Probleme entstehen, wird hier daran gearbeitet. Geschäftsleute und Verwaltung sollten zusammen an einem Strang ziehen, dass das so bleibt."