Der Umbau des Mehrgenerationenhauses könnte finanziell zum Fass ohne Boden werden. Die Verwaltung will deswegen jetzt nochmal neu rechnen.

Horneburg. Gerhard Froelians Dienstantritt nach seinem Urlaub war nicht ganz so erfreulich, wie es sich der Horneburger Samtgemeindebürgermeister gewünscht hätte. Im Rathaus lag eine aktuelle Kostenrechnung zum neuen Anbau für das Horneburger Mehrgenerationenhaus im alten Burgmannshof auf dem Schreibtisch. Kostenpunkt: rund 366 000 Euro.

Der SPD-Bürgermeister staunte nicht schlecht. Denn mit der Summe wären die ursprünglich eingeplanten Kosten um das Zweieinhalbfache angestiegen. Das Zahlenwerk hatte Bauamtsleiter Roger Courtault als Vorlage für den Bauausschuss der Samtgemeinde zusammengestellt. Froelian schlug jetzt dem Ausschuss vor, die Verwaltung solle das ganze Projekt nochmals durchrechnen, vielleicht mit einer weitaus "schmaleren Version für das Mehrgenerationenhaus". Anhand dieser immensen Kostenexplosion, die um ein Vielfaches die bislang vom Rat bereitgestellten Mittel übersteigen würde, sah sich der Ausschuss nicht in der Lage, ein Votum für oder gegen den neuen Anbau abzugeben.

+++ Storchencafé jeden Freitag im Mehrgenerationenhaus +++

Zur Erinnerung: Vor etwa zwei Jahren beschloss der Samtgemeinderat, das Mehrgenerationenhaus brauche einen Anbau. Bei mehr als 1700 Besuchern monatlich und etwa 400 Besuchern der Bücherei im Mehrgenerationenhaus platze die Horneburger Begegnungsstätte aus allen Nähten. Veranstaltungen und Kurse werden gut besucht. Der Horneburger Architekt Jens Wilke sollte erste Pläne erarbeiten.

Wilke zeichnete einen Anbau. Kostenpunkt: rund 185 000 Euro. Wilke: "Ich zeigte meine Pläne, und es kamen aus der Politik weitere Wünsche." Unter anderem sollte der Architekt ausrechnen, was ein zusätzlicher Wintergarten kosten würde - rund 30 000 Euro. Zu diesem Zeitpunkt waren der Samtgemeinde bereits Leader-Fördermittel für diese Erweiterung zugesagt worden.

Im Zuge eines Neubaus, so die Überlegung in der Samtgemeinde, könne auch über Umbauten im Bestand, der Burgmannshof ist etwa 500 Jahre alt, nachgedacht werden. Die zu kleine Küche sollte erneuert werden, eine neue Lampenanlage und eine Akustik-Ausstattung war gewünscht, der neue Anbau sollte statt des günstigeren Betonsockels einen Feldsteinsockel bekommen. In dem Wunschkonzert kamen immer mehr Extras dazu, die Wilke zusätzlich einplanen sollte, unter anderem war plötzlich die Rede von einer Profiküche. Und der Anbau sollte größer als die ursprünglich angedachten 75 Quadratmeter werden. Die Mehrkosten summierten sich. In den neuen Plänen, die Architekt Wilke der Horneburger Politik im Jahr 2010 präsentierte, gab es einen Preissprung von rund 35 000 Euro auf 220 000 Euro.

Aber nach oben sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt: Als die Samtgemeinde beim Landkreis Stade einen Bauantrag einreichte, fiel in der Kreisverwaltung in Stade auf, dass das Horneburger Mehrgenerationenhaus überhaupt keinen Brandschutz hat. So sei weder der Anbau genehmigungsfähig noch der Bestand weiterhin nutzbar, hieß es aus der Stader Amtsstube. Eine Außentreppe als Fluchtweg und Rauchmelder für jeden Raum wurden in die Planung aufgenommen.

Courtault: "Dann kam der nächste Schreck. Mit dem Bauantrag wurde auch ein Baugrund-Gutachten erstellt. Das ergab, dass eine leichte Gründung des Anbaus nicht, wie ursprünglich geplant, möglich ist. Wir mussten mit einer wesentlich teureren Pfahlgründung planen." Die Kosten für den Neubau und den Umbau des Bestands lagen inzwischen bei etwa 244 000 Euro. Da waren die zusätzlichen Kosten für den vom Kreis geforderten Brandschutz noch nicht mitgerechnet.

Dann kam die nächste Kostensteigerung. Mehr als 30 000 Euro sollte der Brandschutz kosten. Wilke plante die günstigste Variante: eine Stahltreppe an der Fassade des alten Burgmannshofes. Dann erreichte die Samtgemeinde die Kunde, dass die Leader-Fördermittel erheblich gesenkt würden.

Horneburgs Bauamtsleiter Roger Courtault und seine Kollegen rechneten noch einmal: "Jetzt kamen wir auf eine horrende Kostensteigerung und landeten bei rund 366 000 Euro. Mit der Profiküche und den Außenanlagen würden wir sogar bei rund 390 000 Euro landen." "Völlig illusorisch", sagte Bürgermeister Froelian jetzt in der Bauausschusssitzung. Er schlug vor, die ganze Rechnung noch einmal neu aufzumachen. Diesem Vorschlag stimmten die Ausschussmitglieder zu.