Rund 300 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes marschierten mit der FOrderung nach mehr Lohn durch Stade. Ver.di hatte zum Warnstreik aufgerufen.

Stade. Wer am Donnerstag in Buxtehude falsch parkte, muss sich jetzt wenig Sorgen wegen eventuell drohender Knöllchen machen. Die Mitarbeiterinnen der Buxtehuder Verkehrsüberwachung waren nämlich nicht in Buxtehude, sondern in Stade. Dort beteiligten sie sich an dem Warnstreik. Schon am Morgen hatten sich die Demonstranten im alten Postgebäude in Stade getroffen. Gegen 11.30 Uhr machten sie sich auf den Weg durch die Innenstadt, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di hatte niedersachsenweit und für Bremen zu Streiks im öffentlichen Dienst aufgerufen, um die Arbeitgeberseite unter Druck zu setzen. Ver.dis Forderung für die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst: 6,5 Prozent, mindestens aber 200 Euro Gehalt mehr.

"Wenn die IG Metall mit Recht 6,5 Prozent Lohnerhöhung für die Metaller fordert, stößt das in der Öffentlichkeit auf Akzeptanz. Fordern wir aber für die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst dasselbe, ist der Aufschrei groß", sagte Gunnar Wegener von Ver.di Nord-Niedersachsen vor den rund 300 Demonstranten nach dem Corso durch die Innenstadt während der Kundgebung auf dem Stader Pferdemarkt. Für Stader Verhältnisse sei diese Teilnehmerzahl "schon enorm", sagte ein Ver.di-Mitglied. In Großstädten sei es immer einfacher, so viele Menschen zu motivieren, als in ländlichen Gegenden.

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Völlig inakzeptabel, so Wegener weiter, sei das Verhalten der Arbeitgeberseite, die "von uns erwartet, dass wir von unseren Forderungen abweichen, ohne uns ein Angebot zu unterbreiten, über das geredet werden kann". Die Gewerkschaft verhandelt derzeit für rund 200 000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Ver.di fordert außerdem 100 Euro monatlich mehr für Auszubildende und die Garantie der unbefristeten Übernahme nach der Ausbildung. Wegener: "Der Aufschrei über unsere Forderungen ist groß. Wenn man aber bedenkt, wie viele Milliarden Euro der Bund in die Rettung der Banken investiert hat, sind diese Forderungen mehr als gerechtfertigt."

"Die Kollegen sind genervt, und die Stimmung ist wirklich gereizt", sagt Udo Alpers. Alpers ist Personalratsvorsitzender bei der Sparkasse Stade-Altes Land und beteiligt sich mit rund 100 Kollegen an diesem Warnstreik. Alpers: "Bislang haben sich gerade die Sparkassen-Mitarbeiter immer überaus bedeckt gehalten, wenn es ums Streiken ging, aber für uns ist jetzt der Punkt erreicht, an dem wir auf die Straße gehen." Die Sparkassen-Mitarbeiter seien, so der Personalratsvorsitzende, bei der Gehaltsentwicklung im Bankenbereich "ganz abgekoppelt". "Bei uns verdienen Berufseinsteiger rund 200 Euro weniger als beispielsweise bei der Deutschen Bank. Das ist nicht hinnehmbar", so Alpers. Mit seinen 100 Mitstreitern bei diesem Warnstreik, konnten Alpers und Ver.di rund ein Viertel der Sparkassen-Mitarbeiter im Landkreis Stade dazu motivieren, für mehr Lohn auf die Straße zu gehen. Im Demonstrationszug durch die Stadt marschierten unter anderen Mitarbeiter der beiden Stadtverwaltungen Stade und Buxtehude, Mitarbeiter der Stader Kreisverwaltung, Verwaltungsmitarbeiter aus Jork, Lühe und Horneburg, Erzieher und Müllwerker. In seiner Rede gab Wegener ein überaus deutliches Signal in Richtung Arbeitgeberseite: "Insgesamt demonstrieren heute rund 10 000 Kollegen in Niedersachsen und Bremen. Die Arbeitgeberseite sollte die Arbeitnehmer nicht länger unterschätzen. Am 12. und 13. März sind die nächsten Verhandlungstermine. Wenn dann nicht wirklich etwas auf den Tisch gepackt wird, dann legen wir richtig einen drauf. Dann werden Hunderttausende auf die Straße gehen." Ver.di-Landesleiter Detlef Ahting hatte das Verhalten der Arbeitgeberseite in der ersten Verhandlungsrunde am 1. März gar als "reine Provokation" bezeichnet.

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Insbesondere von den Löhnen für Berufseinsteiger, die im öffentlichen Dienst gezahlt würden, könnten die jungen Menschen bei einer 39 Stunden Woche zwar klarkommen, die "Gründung einer Familie ist von diesen Einstiegsgehältern aber völlig unmöglich. Und das kann es nicht sein. Da müssen die Arbeitgeber mehr auf den Tisch legen. Gute Löhne, das sind wir uns wert", sagte Gunnar Wegener.

Ohne Zwischenfälle löste sich der Demonstrationszug im Anschluss an die Kundgebung auf dem Pferdemarkt dann auf. Vor allem viele junge Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes hatten sich der Demonstration durch Stade angeschlossen.