Im Landkreis Harburg achten ab sofort 50 ehrenamtliche Ordner auf mehr Sicherheit bei der Schülerbeförderung

Salzhausen. Die tägliche Fahrt Tausender Kinder, die mit dem Bus zur Schule und zurück nach Hause kommen, soll sicherer werden. Das ist das gemeinsame Anliegen der Polizei und der Schulverwaltung im Landkreis Harburg. Gestern übergaben die Behördenleiter, Polizeidirektor Uwe Lehne und der stellvertretende Landrat Heiner Schönecke, an 50 Schüler des Gymnasiums und der Haupt- und Realschule Salzhausen ihre Zertifikate als sogenannte Schulbuslotsen.

Die Siebt- bis Zwölfklässler sind die ersten Teilnehmer eines Pilotprojektes, an dem sich auch das Gymnasium und die Realschule Hittfeld beteiligen. Weitere Projektpartner sind die Verkehrswacht Harburg-Land sowie die beiden Verkehrsbetriebe KVG und VOG, die in Teilen des Landkreises Harburg die gesetzliche Schülerbeförderung übernommen haben.

"Schulbuslotsen sind für ihre Mitschüler Ansprechpartner am und im Schulbus", sagt Birgit Behrens, die Sprecherin der Winsener Kreisverwaltung. "Sie sollen dazu beitragen, Konflikte und Drängeleien vor und während der Fahrt zu vermeiden."

Um für ihre ehrenamtlich ausgeübte Aufgabe gewappnet zu sein, erhalten die freiwilligen Ordner eine Schulung. Tipps und Tricks verraten dort Mitarbeiter des Präventionsteams der Polizeiinspektion Harburg sowie speziell ausgebildete Lehrer. Und auch Berufskraftfahrer der KVG und VOG werden in das Training einbezogen.

"Die Schulbuslotsen stehen bei allen Tätigkeiten im direkten Kontakt mit dem Busfahrer", sagt Nina Tzschentke, die zuständige Projektreferentin bei der Deutschen Verkehrswacht. "Für die Fahrer ist es oftmals eine Entlastung, wenn ein Buslotse mitfährt und ihm hilft, falls eine konfliktgeladene Situation entsteht." Viele örtliche Gliederungen des Bundesverbands bieten Seminare für Busfahrer mit rechtlichen und psychologischen Inhalten zum Umgang mit Schulkindern an.

"Im Bus selbst passiert wenig, viel riskanter sind die Situationen an den Haltestellen und der Weg zum Bus", sagt Tzschentke. Auch die Lehrer seien aufgerufen, das Verhalten am Bussteig im theoretischen und praktischen Unterricht zu behandeln. Dazu zählt Tzschentke neben dem sicheren Überqueren der Fahrbahn nach dem Aussteigen auch das richtige Reagieren auf aggressive Mitfahrer.

Diesen Forderungen schließt sich der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) an. Der Verein hatte vor drei Jahren eine Studie herausgegeben, in der die Sicherheit in Schulbussen anhand bundesweiter Stichproben untersucht worden war. Die teilweise erschreckenden Ergebnisse hatten auch in der Region dafür gesorgt, dass sich Schul- und Verkehrspolitiker mit diesem Thema befassten.

Die KVG in Hittfeld tauschte bis Ende 2009 insgesamt 22 alte Busse gegen neue Fahrzeuge für den Schülerverkehr aus. Sie sind unter anderem mit Sicherheitsgurten an den Sitzplätzen ausgestattet. Eine Anschnallpflicht gilt aktuell allerdings nur für Reisebusse, nicht für den Linienverkehr. Das Thema Schulbuslotsen gelangte vor einem Jahr auf Initiative der CDU-Abgeordneten Martina Oertzen auf die Tagesordnung des Kreisschulausschusses. Vorbild dafür ist ein langjährig erprobtes Erfolgsmodell im Landkreis Fulda.

Die nächste Gruppe von Schulbuslotsen wird am Gymnasium Hittfeld ausgebildet. Genauso wie bei einem ähnlichen Projekt, das vor anderthalb Jahren im Landkreis Lüneburg anlief, tragen sie als erkennbares Zeichen für alle Mitschüler einen Armclip. Die Kosten für die Anschaffung von 500 dieser Clips wurden von der Verkehrswacht Harburg-Land übernommen.

"Weitere Schulen, die ebenfalls Schulbuslotsen ausbilden und einsetzten möchten, sind uns herzlich willkommen", sagt Friedhelm Stradtmann, zuständiger Mitarbeiter bei der Kreisverwaltung. Wer Fragen zum regionalen Schulbuslotsenprojekt hat, erreicht Friedhelm Stradtmann unter der Telefonnummer 04171/69 33 39 oder per E-Mail: f.stradtmann@lkharburg.de .