Die Schiffstouren nach Lühe und Stadersand werden dafür mehr als doppelt so teuer. Deshalb protestiert jetzt der Touristikverband.

Stade/Lühe/Hamburg. Mit dem Hadag-Dampfer auf Niederelbe-Törn bis nach Stadersand zu fahren wird mit höheren Preisen in der Ausflugssaison ab 31. März keine Attraktion mehr im touristischen Programm der Hansestädte Stade und Hamburg sein. Das befürchten Tourismusexperten im Landkreis Stade. "Weniger Fahrten nach Stade und in das Alte Land und Preise, die sich für die Familienkarte um das Zweieinhalbfache verteuert haben, dürften für viele Urlauber keine Verlockung mehr sein", sagt Stefanie Scholl vom Tourismusverband Landkreis Stade. "Dass eine Familie mit einem Kind jetzt noch einen Dampferausflug für 60 Euro macht, der vorher 26 Euro kostete, dürfte wohl eher die Ausnahme werden." Die dramatische Anhebung der Hadag-Preise könne Urlauber verschrecken und die Zahl der Ausflügler deutlich vermindern, so Stades Landrat Michel Roesberg, der im Vorstand der Tourismus-Arbeitsgemeinschaft der Maritimen Landschaft Unterelbe agiert.

Als Grund für die Verdoppelung der Preise und das Halbieren des Fahrtangebots ins Alte Land nennt die Hadag-Geschäftsführerin Gabriele Müller-Remer "seit Jahren stetig sinkende Fahrgastzahlen". "Wir halten unsere Preise nicht für überteuert", sagt Müller-Remer. Vergleiche man, dass eine zweieinhalbstündige Hafenrundfahrt in Hamburg 16 Euro und eine doppelt so lange Niederelbtour 30 Euro kostet, eben sechs Euro pro Stunde, sei das angemessen, so die Hadag-Chefin. "Wir wollen diese touristische Tour zwischen den beiden Hansestädten Hamburg und Stade aufrechterhalten, müssen aber auch auf die Nachfrage reagieren."

Die Situation habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert: Mit der Verlängerung der Ausflugslinie über den Lühe-Anleger hinaus bis Stadersand vor zwei Jahren habe man bei der Reederei einen Fahrgaszuwachs von zehn Prozent erhofft, was jedoch ausgeblieben sei.

Möglicherweise habe sich auch das Freizeitverhalten gewandelt und deutlich weniger Leute haben Lust auf eine fünfstündige Elb-Schifffahrt. Abgesehen von den ausufernden Kraftstoffpreisen, seien Personalkosten und nicht ausgelastete Ausflugsdampfer im Verhältnis zu sehen, so Müller-Remer. "Nur etwa 80 Tagesgäste nutzen die Niederelbetour."

Die beiden Ausflugsschiffe "Falkenstein" und "Wolfgang Borchert", die das Alte Land und Stadersand ansteuern, hätten Kapazität für jeweils rund 250 Fahrgäste, führen also überwiegend mit zu geringer Auslastung. Um auf die Bedürfnisse der Touristen zu reagieren hat die Hadag die Abfahrten von den Landungsbrücken von einst 10 Uhr auf 11.20 Uhr verlegt. "Vielen war offensichtlich die frühe Abfahrt nicht angenehm", sagt Müller-Remer.

Ähnliche Beobachtungen machte wohl auch die Stadt Stade, die lange um die Schiffsverbindung gekämpft hatte. Dafür flossen jährlich 15 000 Euro an die Hadag, die nun auf 7500 Euro reduziert werden, so Egon Ahrens, Geschäftsführer der Stade Tourismus GmbH. Er sieht den klassischen Trip, Anreise mit dem ersten Schiff, mehrstündiger Aufenthalt in Stade und Rückreise mit dem zweiten Schiff kaum noch. Im letzten Jahr seien rund 80 Prozent der Schiffspassagiere von Stade mit der S-Bahn oder Metronom-Zügen zurück nach Hamburg gefahren. "Insofern erschien es uns sinnvoll, das eine Fahrtenpaar später und damit fahrgastfreundlicher anzubieten", so Ahrens.

Der wahre Grund für den Kahlschlag im Hadag-Fahrplan könnte auch darin liegen, dass geplante Fahrtzeiten oft nicht eingehalten werden konnten, was längere Arbeits- und Lenkzeiten bedeutete. Bei weiterhin zwei Fahrtenpaaren hätte daher der Personaleinsatz verstärkt werden müssen. Diese zusätzliche "Crew" hätte die Stadt Stade selbst zahlen müssen, so der Tourismus-Chef, der aber in jedem Fall noch einmal Gespräche zu den Fahrpreisen mit der Hadag führen will.

So schippern die Dampfer ab Saisonstart an Wochenenden und Feiertagen nur noch mit halbiertem Angebot einmal täglich über die Niederelbe.

Mit den nahezu verdoppelten Preisen kostet eine Hin- und Rückfahrt von Hamburg nach Stadersand für Erwachsene künftig 30 Euro statt bisher 16,60 Euro. Für eine Einzelfahrt hat sich der Ticketpreis sogar von 8,30 auf 20 Euro erhöht. Zudem verlängert sich die Fahrzeit von Hamburg nach Stadersand um eine knappe halbe Stunde, ist dem neuen Fahrplan zu entnehmen.