Der gerichtlich verhängte Baustopp für die Nordeuropäische Erdgaspipeline zeigt, wie unklug und teuer es am Ende ist, wenn bei Großprojekten stur nach dem Planungsrecht verfahren wird, ohne die Bürger freiwillig und frühzeitig mitzunehmen. Sie werden mehr denn je auf ihre Rechte pochen, wenn ihre Interessen berührt werden. Auch wenn Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren vom Normalbürger kaum zu durchschauen sind und Änderungen der Gesetze zu mehr Transparenz dringend nötig sind.

Das gilt nicht nur für den Bau von Verkehrswegen und Versorgungsleitungen, sondern etwa auch für Industrieanlagen, Kraftwerke, Mülldeponien und Agrarfabriken.

Inzwischen gibt es Bürger, die sich mit der Materie Bau und Planung von großen Vorhaben auseinandersetzen und so stärker als früher Widerstand dagegen organisieren. Das hat mit dem von den Medien so geliebten Begriff des "Wutbürgers" jedoch nichts zu tun. Vielmehr liegt das gesteigerte Interesse der Menschen an der Planung von Großprojekten darin begründet, dass Konflikte programmiert sind, weil Deutschland dicht besiedelt ist. Ohne die frühe Zusammenarbeit von Investoren mit den Bürgern werden künftig viele wichtige Vorhaben scheitern oder so teuer werden, dass es wirtschaftlich schmerzt.

Besonders vor dem Hintergrund der Energiewende stehen noch sehr viele Großbaustellen an. Windräder und Biogasanlagen müssen errichtet werden, was an zahlreichen Orten eine sensible Planung voraussetzt. Viele Stromtrassen sind nötig, um die neue Energie transportieren zu können.

Es ist Zeit für ein Umdenken hin zu mehr Bürgerbeteiligung und durchschaubarer Planung.