Die Stader Fastnachtsgilde organisiert für den 18. Februar einen Umzug durch die Innenstadt. Gruppen können sich ab sofort anmelden.

Stade. Einmal im Jahr fährt ein Schiff mitten durch die Stader Altstadt. Am Bug des blau-weißen Schiffes steht in großen Lettern "Gertrud" geschrieben. Doch die Hansestadt will weder Venedig Konkurrenz machen noch sind die Gassen nach einem Hochwasser geflutet. Die Schiffsbesatzung konzentriert sich auch nicht auf das Manövrieren ihres Gefährts. Stattdessen winkt sie ausgelassen den Menschen zu und wirft Bonbons über Bord. Das klingt zunächst ein wenig närrisch - ist es auch. Es ist Fastnacht in Stade.

Am Sonnabend, 18. Februar, ist es wieder soweit. Die Stader Fastnachtsgilde veranstaltet ihren mittlerweile traditionellen Fastnachtsumzug. Um 14 Uhr versammeln sich die Teilnehmer auf dem Platz am Sande. Dort gibt es Eierbier zur Einstimmung. Von 15 Uhr an geht es durch die Stader Innenstadt. Das Narrenschiff der Stader Fastnachtsgilde führt den Zug an, es folgen Musik- und Tanzgruppen. Sieben Spielmannzüge begleiten den Umzug. In der Regel fahren drei bis vier Festwagen mit und zwischen 30 und 40 verkleidete Gruppen ziehen fröhlich durch Stade.

Nach dem Umzug wird von 17 Uhr an im Parkhaus am Sande bis 21 Uhr mit Musik und Tanz weitergefeiert. Ein Discjockey legt die richtige Musik für gute Stimmung auf. Eintritt für die Party wird nicht verlangt. Für die Organisation des Umzugs ist Zugmarschall Martin Pape verantwortlich. Er freut sich über jede Gruppe, die teilnehmen möchte. Damit er besser planen kann, bittet er um eine Anmeldung unter der Telefonnummer 0171/320 88 30. Kleinere Gruppen können jedoch auch ohne Anmeldung mitlaufen.

Wer von Karnevalshochburgen spricht, denkt meistens an Düsseldorf, Köln oder Mainz. Die Hansestadt Stade taucht in dieser Reihe eher selten auf. Dabei hat auch die Fastnachtszeit oder auch der Karneval in Stade eine Tradition, die bis in das 16. Jahrhundert zurückreicht. Im Mittelpunkt stand seinerzeit die Stader Gaststätte Knechthausen. Dort, im Hause der Brauerknechte, entstand die Brauerknechtsgilde. Die ersten Erwähnungen der Gilde stammen aus dem Jahr 1550. Genau 29 Jahre später werden zum ersten Mal "Einnahmen von den Toten" erwähnt. Das ist ein Hinweis auf das Privileg des Totentragens. Über die Entstehung dieses Privilegs gibt es eine Sage.

Darin geht es um den Brauerknecht Peter Mennken. Er wollte Gertrud, Tochter eines reichen Brauers, heiraten. Die Erlaubnis bekam er jedoch erst, als er es mit seinen Gildebrüdern übernahm, während einer Pestepidemie die Toten zu begraben. Als zusätzlichen Dank dafür bekam die Gilde das Recht, die Toten zu Grabe zu tragen und auch die Fastnacht zu feiern. Ort der Feierlichkeiten war das Knechthausen. Um zu zeigen, dass die närrische Zeit angebrochen war, hingen sie aus einer Luke das "Petermännchen" heraus. Diese Tradition der Fastnacht lässt die Stader Fastnachtsgilde seit 1983 wieder aufleben. "Wie sind kein typischer Karnevalsverein, wir versuchen die Tradition zu bewahren", sagt Jürgen Ulrich, Pressesprecher der Stader Fastnachtsgilde.

Zunächst entstand sie als Unterabteilung vom Aktuellen Stade, im Jahr 1992 wurde die Stader Fastnachtsgilde zum eingetragenen Verein, der etwa 40 Mitglieder zählt. Vorsitzender ist zurzeit Holger Patzelt aus Stade. Jeden dritten Mittwoch im Monat treffen sie sich um 20 Uhr im Stader Ratskeller. Wer möchte, kann einfach dazukommen. Eine Mitgliedschaft im Verein kostet 25 Euro im Jahr. Der Verein teilt sich auf in die Gilde der Männer und die Frauen, die Marketenderinnen genannt werden. Sie entscheiden jeweils, wer in ihren Kreis aufgenommen wird.

Ein neuer Gildebruder wird am 11. November mit Schwingewasser getauft. Traditionell am 11.11. um 11.11 Uhr beginnt die Stader Fastnacht in historischen Kostümen vor dem Rathaus. Sie endet am Aschermittwoch, in diesem Jahr dem 22. Februar, mit traditionellem Rollenspiel und Matjesessen im Stader Ratskeller. Wer dabei sein möchte, kann sich bei Nicole Werk, Telefon 04141/93 13 18, oder per E-Mail unter n.werk@medienzentrum-stade.de anmelden. Es kostet 12 Euro, Getränke müssen extra gezahlt werden.

Während der Fastnachtzeit besuchen die Mitglieder der Stader Fastnachtsgilde auch Veranstaltungen von befreundeten Vereinen. "Wir besuchen auch die Stader Altenheime und erfreuen die Bewohner mit kurzen Auftritten", sagt Vereinsvorsitzender Patzelt. Eigentlich organisieren sie auch jedes Jahr einen Kinderkarneval, der in diesem Jahr jedoch aus finanziellen Gründen ausfällt. Im nächsten Jahr soll es jedoch wieder eine Veranstaltung für die Kinder geben. Höhepunkt ist jedoch der große Festumzug. Auch in diesem Jahr werden wieder die Anker des Narrenschiffs "Gertrud" gelichtet und die Karnevalisten grüßen die Menschen mit ihrem donnernden "Stade ahoi".