Der Buxtehuder Sportverein von 1862 feiert Geburtstag. Am 11. Mai kommt derFußball-Bundesligist FC St.-Pauli zu Gast ins Jahnstadion.

Buxtehude. Leibesübungen waren bis in das späte 18. Jahrhundert verpönt. So auch in Buxtehude. Niemand kam auf die Idee, sich freiwillig an eine Stange zu hängen, Kugeln zu schleudern oder die Fingerspitzen bis zu den Fußspitzen hinabzubeugen. Erst 1807 machte Turnvater Friedrich Ludwig Jahn die Verrenkungen des menschlichen Körpers zwecks allgemeiner Ertüchtigung gesellschaftsfähig.

Turnvereine schossen aus dem Boden, auch "um die patriotische Erziehung zur Vorbereitung auf den Befreiungskrieg" gegen Napoleon Bonaparte in die Wege zu leiten, wie der Sporthistoriker Julius Bohus feststellt. Turnen wurde wegen der Nähe zum Militär daher später zeitweise verboten. Der militärische Aspekt der Körperertüchtigung geriet aber im Laufe des 19. Jahrhunderts allmählich in den Hintergrund, 1871 wurde Turnen Schulfach.

In Buxtehude wurde bereits etwas früher geturnt. 15 Männer schlossen sich am 4. August 1862 zusammen und gründeten in der damals 2600 Einwohner zählenden Estestadt einen Verein, um "gemeinschaftlich den Turnsport auszuüben". Dieser erste Turnverein war die Keimzelle des Buxtehuder Sportvereins (BSV), der in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert. "Wir sind stolz auf die 150 Jahre, auf die Entwicklung, die dieser Verein genommen hat", sagt BSV-Präsident Wolfgang Watzulik.

In diesem Jahr erwartet er das 4000. Mitglied in den Reihen des Sportvereins, der etwa 40 verschiedene Sportsparten umfasst. Eine reine Männersache, so wie einst, ist der BSV nicht mehr. "Heute haben wir rund 2000 Frauen im Verein", sagt Watzulik nicht ohne Stolz. Und die Frauen sind auch das Aushängeschild. Die Bundesligamannschaft der BSV-Handballdamen sorgt immer wieder für Schlagzeilen und beschert dem Verein ein gutes Image weit über die Region hinaus.

Doch der Verein ist mehr als nur Handball. Auch Fußball, Boxen, Leichtathletik, Radsport, Schwimmen, Kampfsportarten, Tennis, Badminton und vieles mehr bieten Watzulik und die Mitarbeiter des BSV ihren Mitgliedern. "Wir suchen auch neue Trends und bieten viele moderne Sportarten an, bevor sie die meisten Menschen überhaupt kennen", sagt der Vereinspräsident und nennt als Beispiele Indiaca, Rope-Skipping, Floorball, Ultimate und Speed-Badminton.

"Wir verbreitern auch unser Angebot für ältere Vereinmitglieder", sagt Uwe Neuhaus, zuständig für das Marketing beim Buxtehuder Sportverein. Viele Menschen würden älter aber nicht fitter, daher sei es ein Ziel des Vereins, mehr und auch sinnvolle Angebote für Menschen ab 50 Jahre anzubieten.

Ein besonderes Augenmerk legt der Verein darauf, auch für Kinder und Jugendliche attraktiv zu sein. Das klappe, so Neuhaus sehr gut. Der Anteil der sportlich Aktiven bis 14 Jahre liege im Verein bei 43 Prozent und damit deutlich höher als im Rest Niedersachsens. Der Landesdurchschnitt liege, so Neuhaus, bei 26 Prozent.

"Wir bleiben weiterhin mit der Jugend in Kontakt", sagt Neuhaus. Dies unter anderem mittels Kooperationen des Vereins mit Buxtehuder Schulen. "Mit den nun kommenden Angeboten an Ganztagsschulen werden auch wir dort neue Angebote schaffen. Was wir genau anbieten werden, steht noch nicht fest", sagt Neuhaus. Es werde aber gemeinsam mit dem Landessportbund geprüft, welche Angebote realistisch geschaffen werden können.

Doch zunächst stehe, so Watzulik, das Feiern im Vordergrund. Dafür hat der Verein ein umfangreiches Programm zusammengestellt. Knapp 40 Veranstaltungen werden bis November angeboten. Viel Sportliches, aber auch Gesellig-Vergnügliches steht auf der Agenda.

Unter anderem wird am 24. Februar eine Wanderausstellung zur Geschichte des BSV im Stadthaus eröffnet, das extra zum Jubiläum in den Vereinsfarben Gelb und Blau beleuchtet werden soll. Dazu gibt es Musik und eine Talkshow mit Gästen aus dem Sport.

Am 10. und 11. März wird in der Halepaghenaula eine Tanzshow präsentiert, am 18. März gibt es einen Trendsporttag in der Sporthalle der Berufsbildenden Schule. Die Jahreshauptversammlung des Vereins ist für den 21. März im Kulturforum am Hafen angesetzt, am 30. April gibt es einen "Tanz in den Mai" für die BSV-Jugendlichen in der Diskothek "Garage". Für die große Feier hat der BSV die Band "Le Fly" engagiert, die live in der Garage spielen wird. Eine Radtour für Jedermann steht am 6. Mai auf dem Programm. Bei der Radtourenfahrt können alle Buxtehuder mit einem Drahtesel teilnehmen, die Routen gehen von 40 bis 150 Kilometer quer durch die Geest.

"Das absolute Highlight ist für uns der 11. Mai", sagt Watzulik. "Dann spielen die Seeräuber der Este gegen die Freibeuter der 2. Bundesliga." Der Fußball-Bundesligist FC. St.-Pauli, die Kultkicker vom Kiez, werden im Jahnstadion gegen die Fußballer des BSV-Buxtehude antreten. "Das wird eine ganz tolle Nummer", meint Watzulik.

Beim Altstadtfest am 9. Juni bietet der Verein ein ganztägiges Programm an, am 23. Juni laden die Skatspieler des BSV zur "1. Offenen Buxtehuder Stadtmeisterschaft im Skat" in das Sporthaus am Jahnstadion ein. Am 4. August steht dann der offizielle große Jubiläums-Festakt an, eine Zeitreise mit Gästen im Kulturforum am Hafen.

Fachlicher geht es am 15. September zu. Dann lädt der BSV zu einer Sportkonferenz zum Thema "Zwischen Kommerz und Ehrenamt - die Balance zwischen Kunden und Mitgliedern" ein und am 13. Oktober gibt es den Gala-Festball in der Schützenhalle. Watzulik verspricht: "Auch hier wird es ein großes Show-Programm geben."