Schüler machen Zeitung: Diesmal schreibt Laura Hörstel aus der Realschule nord in Buxtehude einen Brief an einen alten Freund im Himmel.

Buxtehude. Jedes Jahr beteiligen sich Schulen an der Abendblatt-Aktion "Schüler machen Zeitung". In diesem Jahr ist auch die Klasse 10c der Realschule nord aus Buxtehude dabei gewesen. Die Schülerinnen und Schüler haben recherchiert und geschrieben. Eine Auswahl der Texte präsentieren wir jeweils auf dieser Seite. Heute der letzte Artikel: Der Brief an einen guten Freund im Himmel.

Lieber Freddi,

ich habe am Wochenende meine Fotos sortiert und dabei einige von dir wieder entdeckt, unter anderem auch mein Lieblingsbild: du liegst im Blumenkasten und nur dein Kopf schaut heraus. Du warst eine große, starke Katze (Kater) und es ist mir bis heute schleierhaft, wie du es geschafft hast, dich da rein zu quetschen. Das Foto ist so einzigartig wie du es warst.

Du warst nicht meine Katze, sondern das Haustier der Nachbarn. Du warst die erste Katze in unserer Hausreihe, hattest dadurch Stammrechte und hast dich nicht ins Bockhorn jagen lassen, sondern dich dick gemacht und geknurrt. Ja, du hast geknurrt wie ein Hund, lag das daran, dass deine Menschen auch einen Hund hatten, oder war das dein Markenzeichen? Ein weiteres Merkmal jedenfalls war deine aufdringliche, teilweise schmerzhafte Aufmerksamkeitserregung, um Streicheleinheiten zu bekommen.

Davon wolltest du viele und nicht nur von deinen Menschen, auch von anderen. Dann hast du deinen harten Schädel gegen unsere Schienbeine gerammt, zum Stein erweichen gemaunzt, dich auf den Rücken gelegt und geschnurrt. Manchmal hast du mir auf der Terrasse Gesellschaft geleistet, wolltest auf denselben Stuhl, warst beleidigt, wenn du weg geschoben wurdest.

Wenn du beleidigt warst, bist du wegstolziert, jeder Schritt hat Verachtung ausgedrückt, "Graf Freddi" hat meine Mutter dich dann genannt. Irre machen konnten wir dich mit dem Spiegelungstrick und sogar deine eigenen Besitzer haben dich damit reingelegt. Hast du mitbekommen, dass wir uns darüber amüsieren?

Du hast natürlich auch Mäuse gefangen und sie als Liebesbeweis auf die Fußmatte gelegt, manchmal konnten wir die "Freude" darüber hören und haben uns gefreut, dass die Maus nicht bei uns lag. Wenn dich das Jagdfieber gepackt hatte oder du auf der Flucht vor Hunden warst, hat dich dein Bauch (ein weiteres, unverkennbares Merkmal) nicht gestört. Du hast dich flach wie eine Flunder unter dem Zaun durchgequetscht oder bist elegant rüber gesprungen, obwohl ich immer damit gerechnet habe, dass du hängen bleibst. Der Bauch hat dir von einer nicht so freundlichen Nachbarin das Schimpfwort "Hängebauchschwein" eingebracht, aber sie war eh sauer auf dich, weil du ihrem Schäferhund die Nase angekratzt hattest.

Ja, verteidigen konntest du dich schon, aber manchmal haben wir dich auch beschützt und Hunde, die nichts in unseren Gärten zu suchen hatten, gnadenlos verscheucht. Die Besitzer ebenfalls. Nur nachts, wenn das Gejaule in den Gärten losging, wurdest du nicht verschont und es gab Wurfgeschosse und Wasser von oben. Wasser war nicht gut, aber Schnee auch nicht und du bist immer ganz schnell durch den Schnee gehopst, um auf die frei geräumten Wege zu kommen. Der Gang und das Schütteln der Pfoten sah so lustig aus, es war schwer, darüber nicht zu lachen.

Du mochtest Käse und Joghurt oder Pudding, was davon weiß ich nicht mehr so genau, aber du hast mal eine Schüssel, die draußen auf dem Tisch stand, leer geleckt. Das fand meine Mutter nicht so toll und du wurdest weggescheucht, was dich nicht im Geringsten beeindruckt hat, du hast geschnurrt und dich an ihren Beinen gerieben, halt als Dankeschön für das leckere Essen.

Als ich jünger war und wir Kinder draußen gespielt haben, hast du uns beobachtet, du warst fluchtbereit, denn wir waren viele und haben quer durch drei Gärten gespielt und es war eine Menge Wasser dabei. Das mochtest du gar nicht und bist mitten durch die tobende Kindermeute geflüchtet.

Wenn du mal am Abend nicht "rechtzeitig" zu Hause warst, brauchte man nur mit dem Schlüsselbund zu klappern und Minuten später kamst du in einem Tempo, was man dir gar nicht zugetraut hat, angaloppiert. Das funktionierte auch bei mir, aber ich war nicht so gemein und habe den Trick nur angewandt, wenn wir (meine Mutter und ich) bei dir und deinen Menschen eingehütet hatten. Gut, zweimal habe ich dich damit reingelegt, weil ich einfach sehen wollte, wie du angeflitzt kommst.

Du warst reinlich und hattest keine unangenehmen Überraschungen für die Zweitherrchen, nur einmal hast du im Keller den gelben Sack zerfetzt, war dir langweilig oder hatten wir nicht genug zu fressen in den Napf getan?

Du hast deine Besitzer über zwölf Jahre begleitet, am Ende deiner Lebenszeit warst du sehr krank und kaum noch draußen zu sehen und wenn ja, hast du dich bewegt wie ein alter Mann, was du ja auch so langsam wurdest.

An deinem letzten Tag - irgendwie wusstest du es - bist du zu uns in den Garten gekommen, hast dich vorsichtig auf den Rasen gelegt und wolltest gestreichelt werden. Meine Mutter meinte damals, dass du Schmerzen hast, weil du dich so bewegst und ich solle beim Streicheln vorsichtig sein.

Ganz sanft haben wir dich dann gestreichelt und hinter den Ohren gekrault, was du am liebsten mochtest, dabei hast du wie immer geschnurrt.

Abends hat uns dein Frauchen erzählt, dass du beim Tierarzt eingeschläfert wurdest, du warst dort schon lange in Behandlung. Es war wohl eine Erlösung für dich. Für mich war es ein kleiner Schock. Obwohl du nicht mein Haustier warst, war ich trotzdem traurig, und auch heute noch muss ich schlucken, wenn ich daran zurückdenke.

Aber dann schaue ich mir die Bilder von dir an und denke an die lustigen Situationen. Du warst anders als etliche Katzen und sicherlich habe ich nur ein Stück von deinem Leben miterlebt, aber das reicht aus, um sich positiv an dich zu erinnern.

Deine Einmaligkeit hat dazu beigetragen, dass deine Menschen bis heute keinen Nachfolger für dich haben. Das sagt doch alles, oder?

Freddi, mach's gut,

Deine Laura

Laura Hörstel geht in die Klasse 10c der Realschule Nord