In unserer Serie “Leben am Fluss im Winter“ stellen wir heute den 74-jährigen Schiffs- und Landschaftsmaler Heinz G. Klug aus Buxtehude vor.

Anders sei das Arbeiten im Winter, ruhiger. Und wärmer, sagt Heinz G. Klug. Er steht nicht draußen am Deich, er sitzt drinnen in seinem Atelier. Der 74-Jährige ist Schiffs- und Landschaftsmaler. "Im Sommer bin ich produktiver", sagt er, "dann bin ich öfter draußen." Doch auch die kalte Jahreszeit hat ihren Reiz. Manchmal sorgen Eis und Schnee für Inspirationen, die sich dann in den winterlichen Bildern des Buxtehuder Künstlers widerspiegeln. Sie zeigen einen Leuchtturm im verschneiten Alten Land oder Eisgang auf der Elbe im Hamburger Hafen mit dem Blick auf die Köhlbrandbrücke.

Maritime Motive, Schiffe, Fluss- und Hafenszenen zählen zu Klugs Lieblingsthemen, was ein bisschen überrascht. Nicht die Schiff-, sondern die Luftfahrt bestimmte sein Berufsleben. Als Diplomingenieur für Flugzeugbau, der auf diesem Gebiet auch promoviert hat, war er bis zu seinem Ruhestand vor knapp zehn Jahren in Finkenwerder bei Airbus tätig. Als Projektingenieur musste er weit in die Zukunft denken. Schon 1967 hatten die ersten Vorüberlegungen für ein neues militärisches Transportflugzeug begonnen. Daraus wurde der Airbus A400M, der im Dezember 2009 zum Erstflug startete.

Wäre es da nicht naheliegend, spektakuläre Luftfahrzeuge aus einer fernen Zukunft, womöglich Überschallpassagierjets oder Weltraumschiffe, als Thema der eigenen künstlerischen Ausrichtung zu wählen? Während seiner beruflichen Laufbahn habe er sich mit Rumpfquerschnitten, mit der Anordnung der Passagierbestuhlung, mit Komfort, mit Maßen von Tragflächen und Triebwerken befasst. Doch die großen Veränderungen gegenüber heute gängigen Baumustern erwarte er in den nächsten 30 Jahre nicht. Vieles sei technisch weitgehend ausgereizt, der Überschallflug mit Passagieren sei zwar technisch machbar, aber ökologisch nicht vertretbar. So sei die Realisierung von Visionen eher unrealistisch, meint Klug.

Und überhaupt: Er ist ja jetzt Künstler, kein Konstrukteur mehr. Der sagt: "Die Welt, wie sie ist, ist vielseitig und interessant genug." So malt der aus Mainz stammende und seit 1967 in Buxtehude lebende Klug Ruderboote, Ewer, Kümos und Containerschiffe. Und als begeisterter Segler auch Segelboote und -schiffe aller Art. Sein eigenes Segelboot hat er selbst konstruiert und bei Schneidereit in Stade bauen lassen. Der geringe Tiefgang ermöglicht Törns entlang der Nebenelben und hinein in die kleinen Häfen an der Unterelbe, die Heinz G. Klug zusammen mit Ehefrau Hannelore unternimmt. Dabei bieten sich immer wieder lohnende Motive für Zeichnungen, Aquarelle und Fotos, doch die großen Bilder entstehen hier nicht.

Sich mit der Staffelei an den Deich setzen, zumal noch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, das ist Klugs Sache nicht. Vielmehr verbringt er die meiste Schaffenszeit im heimischen Atelier, zur Demonstration malt er mal eben eine Aquarellskizze, bringt in wenigen Minuten aus dem Kopf das Stader Museums-Kümo "Greundiek" zu Papier, samt winterlich-grauer Elbe und kecken Möwen am Himmel.

Schon als Junge fing Klug mit der Malerei an, auch sein Vater malte Bilder. "Ich bin mit Ölfarben und Staffelei aufgewachsen", erinnert er sich. Die Feinheiten brachte er sich selbst bei. Heute malt Heinz G. Klug seine Bilder anhand von Skizzen, die er in der Natur anfertigt. Auch Fotos und die eigene Erinnerung dienen ihm als Anhaltspunkte für seine Arbeiten. Mehrere Hundert Aquarelle, Zeichnungen und Gemälde sind auf diese Weise schon entstanden. Allein 70 Aquarelle hat er im Auftrag der Buxtehuder Reederei NSB angefertigt. Dort bekommen die in Ruhestand gehenden Seeleute zum Abschied stets ein Bild des Schiffes, auf dem sie zuletzt gefahren sind. Also zählen die Containerschiffe der NSB zu seinen Motiven, aber auch das Segelschiff "Rickmer Rickmers", der Dampfeisbrecher "Stettin" oder Kreuzfahrtschiffe wie die "Queen Mary 2", norddeutsche Landschaften von der Lüneburger Heide über Kehdingen bis Helgoland und Motive von Reisen in alle Welt.

Ein eigenes Kapitel ist der in Stade beheimateten "Greundiek" gewidmet. Acht Jahre lang arbeitete Klug als ehrenamtlicher Helfer auf dem Museumsschiff, zusammen mit zwei weiteren Seefahrtbegeisterten hat er das Buch "Kümo Greundiek" verfasst, das im Buchhandel erhältlich ist. Andere Bücher aus der Feder des vielseitigen Buxtehuder Künstlers haben dagegen keinen Verlag gefunden, und Geld dafür auszugeben, dass sie gedruckt werden, lehnt Klug ab. So bleiben Klugs Science-Fiction-Geschichten einem kleinen Leserkreis vorbehalten.

Dabei sind die Storys durchaus originell und spannend zu lesen. Unter dem Titel "Klimaveränderungen" hat Heinz G. Klug eine Serie kurzer Geschichten und eigener Illustrationen zusammengefasst, die sich der Frage widmen, wie die Welt und speziell die Unterelberegion in der Folge eines gravierenden Klimawandels künftig aussehen könnten. Da tummeln sich kleine Affen in den tropischen Bäumen am Fleth in Buxtehude und rosa Flamingos in der Elbe vor der Kugelbake in Cuxhaven, im Alten Land wachsen Bananen statt Äpfel, und das Natureum in Balje wird zum Zufluchtsort eines jungen Pärchens, das vor den Schrecken einer künftigen Diktatur entflieht.

Gelegentlich stellt Klug seine Bilder aus, das nächste Mal vom 23. Januar bis zum 25. April in der Geschäftsstelle der Buxtehuder Hospizgruppe (montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr, Stavenort 1.

www.hg-klug.de