Zwei Stader Jungunternehmer betreiben ein Internetportal, in dem Festivals und Konzerte in der Region verzeichnet sind

Stade. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr stellten zwei findige Stader Jungunternehmer das Portal "Rock-Spot.de" ins Internet. Seither informiert die Plattform alle User kostenlos über Bands, Termine und Konzerte, bietet News, Reviews und Kritiken zu Alben und Live-Auftritten. Mittlerweile umfasst das Portal 300 000 Seiten. Monatlich kommen etwa 2600 neue Einträge im Terminkalender hinzu. Mehr als 15 200 Bands und 18 300 Konzerte sind bereits gelistet. Das Besondere an Rock-Spot sind der regionale Bezug und ein direkter Preisvergleich für Konzerttickets.

Plattform bietet einen Preisvergleich für Konzertkarten

Wer gute Musik hören will, muss keine weiten Wege auf sich nehmen. Engagierte Bands mit Potenzial finden sich nicht selten vor der eigenen Haustür. Das Problem: Die wenigsten wissen davon. Denn Vernetzung, Kommunikation und Pressearbeit vieler Freizeitmusiker lässt noch immer zu wünschen übrig. Christoph Patjens (22) und Felix Wunderwald (23) können davon ein Lied singen: "Uns hat das oft genervt. Bevor wir mit unserer Seite online gegangen sind, konnte man eigentlich nirgendwo ohne großen Aufwand erfahren, was im näheren Umkreis an interessanten Veranstaltungen stattfindet. Das wollten wir unbedingt ändern", sagt Christoph Patjens.

Schon in seiner Jugend tüftelte der Stader mit Schulfreund Felix an einer praktikablen Lösung. Ihr Ziel: Gute Musik aus der Region schnell und unkompliziert an die Leute zu bringen. "Unübersichtliche Seiten gab es schon damals genug. Davon wollten wir uns deutlich abgrenzen", erzählt Patjens. Das erste Ergebnis ging dann unter dem Namen "Norden-rockt.de" im Jahr 2006 ins Netz. Unter der Fahne des Portals organisierten Patjens und Wunderwald im gleichen Jahr ein Festival im Stader Industriegebiet. Zehn der besten Bands aus der Region spielten sich damals die Seele aus dem Leib und begeisterten 600 Fans aus nah und fern. "Das hat richtig gut gerockt", erinnert sich Patjens. "Der Plan ging auf. Und mich hat's an mein Ziel gebracht."

Vorläufer des Portals verschaffte dem Firmengründer einen Ausbildungsplatz

Dieser sogenannte "Plan" ist übrigens eine Randnotiz, über die der Jungunternehmer noch heute staunt: Patjens wollte nämlich mithilfe des Internet-Portals einen Ausbildungsplatz zum Veranstaltungskaufmann ergattern. "Ich wusste, dass ich dafür gute Referenzen brauche. Die Plattform war daher Mittel zum Zweck: "Mit ihr haben wir das Festival bekannt gemacht, das ich später für eine Bewerbung benutzen wollte." Doch dazu kam es gar nicht erst. Patjens wurde bereits auf dem Festival von seinem zukünftigen Arbeitgeber vom Fleck weg engagiert.

Während ihrer Ausbildungszeit fuhren Wunderwald und Patjens das Engagement für ihre Internet-Seite aus Zeitmangel zurück. "Das plätscherte dann nur noch so vor sich hin", erzählt Wunderwald. Doch die Nachfragen blieben nicht aus. Ganz im Gegenteil. Innerhalb kürzester Zeit wurde "Norden-rockt.de" weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt und beliebt. "Irgendwann stellte sich uns die Frage: Aufhören oder weitermachen?".

Im Herbst 2008 antworteten sie darauf mit dem Schritt in die Selbstständigkeit und gründeten "catchUp media", eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Der Firmensitz war zunächst der Keller von Familie Patjens. Dort feilten die beiden Geschäftsführer drei Monate lang an einem Firmenkonzept und bastelten an dem Nachfolger für Norden-rockt.de. Anregungen und Tipps gab es von Freunden und Veranstaltern. Als Ideenquelle dienten auch amerikanische Portale.

Im Februar 2009 holten die beiden den Anwendungs-Entwickler Sebastian Kück (23) aus Gnarrenburg mit ins Boot. Heute gehört außerdem Community-Manager Pascal Wuttke (25) aus Stade zum festen Personalstamm. Darüber hinaus beschäftigen Wunderwald und Patjens etwa 35 freie Redakteure aus ganz Deutschland, die für das Rock-Spot-Portal Reviews und Konzertkritiken zur Verfügung stellen. "Die meisten habe ich persönlich noch nicht kennengelernt", erzählt Patjens schmunzelnd. Doch das könnte sich schon bald ändern: Der Rock-Spot-Festivalsommer steht wieder vor der Tür. "Demnächst bin ich dann zwölf Wochen lang unterwegs, reise von Veranstaltung zu Veranstaltung und werde sicher auch den ein oder anderen Mitarbeiter treffen."

Rock-Spot-Mitarbeiter reisen im Sommer von Festival zu Festival

Hinter dem Festival-Sommer verbirgt sich eine Medienkooperation der besonderen Art. Rock-Spot unterstützt die User des Portals bei ihrer Suche nach einem geeigneten Festival. "Ob groß oder klein, Kunst oder Kultur, Indie oder Metal - wir haben sie alle", so wirbt das Team auf der Homepage für die Aktion, die im vergangenen Jahr ins Leben gerufen wurde.

In diesem Jahr soll es allerdings ein paar Neuerungen geben. Diesmal werden nicht 30, sondern nur 21 ausgewählte Veranstaltungen vom Rock-Spot-Team besucht. Zusätzlich zu den obligatorischen Festival-Fotos sollen wahrscheinlich auch Videostreams online gestellt werden - als aktueller Service für den Nutzer.

Besonders stolz sind Wunderwald und Patjens auch auf die Qualität der Rock-Spot-Seite: "Mit 99-prozentiger Sicherheit findet man in unserem Terminkalender keinen Fehler", sagt Patjens. Nahezu alle Einträge würden vom Team überprüft. Darüber hinaus bietet das Team des Portals den Nutzern seit kurzem die Möglichkeit zum Preisvergleich an. In Kooperation mit den 15 größten Kartenvorverkaufs-Unternehmen in Deutschland werden Ticketpreise direkt angezeigt. "Viele wissen gar nicht, dass die Preise für Eintrittskarten von Anbieter zu Anbieter bis zu 15 Prozent variieren. Bei großen Konzerten springt dabei schon mal das ein oder andere Bier extra raus", sagt Felix Wunderwald.

Auch Sportveranstaltungen sollen bald auf der Terminliste stehen

In absehbarer Zeit soll zu jedem auf Rock-Spot gelisteten Termin ein Ticket angeboten werden. Die Möglichkeit des Preisvergleichs soll zudem auf andere Sparten wie Musicals, Sportveranstaltungen und mehr ausgedehnt werden. "In der Planung ist zudem ein Merchandise-Shop für Bands", erzählt Patjens.

Die Zukunft des Rock-Spot-Portals sehen die Stader übrigens im Ausland: "Wir würden das Angebot über kurz oder lang gern internationalisieren. Deutschland ist leider keine so große Konzert-Nation. Da geht in anderen Ländern viel mehr ab", betonen die beiden unisono.

Apropos mehr: In Sachen Musikveranstaltungen für die Jugend könnte der Landkreis Stade nach Meinung der beiden Fachleute noch eine Schippe drauflegen. "Hier in der Gegend passiert leider nicht besonders viel. Was vielleicht auch an der Nähe zur Großstadt Hamburg liegt", sagt Patjens. Die beste Party-Location im Umkreis von 50 Kilometern ist nach Wunderwalds Meinung übrigens die hanseatische "Astra-Stube" in der Max-Brauer-Allee 200 in Hamburg. Und musikalisch gibt der IT-Fachmann den Rock-Spot-Nutzern auch gleich eine Empfehlung mit auf den Weg: "Die Band Captain Planet ist meiner Meinung nach super. Die machen richtig gute Musik. Ruhig mal reinhören."