Chemiekonzern gewährt Einblick in das Innenleben des drittgrößten Hafens Niedersachsens.

Stade-Bützfleth. Wer pro Jahr 2,5 Millionen Tonnen fertige Produkte in fast 350 unterschiedlichen Arten und Ladungsgrößen verschickt, der darf schon mal von einer "spannenden Aufgabe" sprechen. Jörg Renken ist beim Bützflether Dow-Werk für die gesamte Logistik verantwortlich und koordiniert zusätzlich die entsprechenden Aktivitäten aller deutschen Standorte des US-amerikanischen Chemiekonzerns. Einen Blick hinter die Kulissen erhalten Besucher beim "Tag der Logistik" am Donnerstag, 15. April (siehe Kasten).

Im größten niedersächsischen Chemiebetrieb sind 1500 Mitarbeiter und 130 Auszubildende tätig. Sie stellen Grund- und Spezialchemikalien für die Weiterverarbeitung in Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen her. Zu den Abnehmern zählt die Automobilindustrie ebenso wie Pharmafirmen oder Fensterhersteller. Grundlage für den Erfolg ist unter anderem eine ausgeklügelte Logistik.

Der Herr über Schiene, Straße und Schiff bei Dow ist Jörg Renken, der "Site Logistics Leader". Der 48-jährige Chemieingenieur ist seit 22 Jahren im Werk beschäftigt. Bereits während seines Studiums lernte er die Abläufe in Bützfleth kennen, schrieb hier seine Diplomarbeit. Bis vor gut einem Jahr war er Leiter der Forschung, seither steuert er zusammen mit 60 Mitarbeitern, die in seiner Abteilung im Schichtbetrieb arbeiten, die gesamte Logistik des Dow-Werkes an der Elbe. Gerade im vergangenen Winter war hier besonders viel los. Der Grund dafür: Eines der Dow-Produkte sorgt für die effektive Enteisung von Flugzeugen, und Eis gab es im vergangenen Winter bekanntlich mehr als genug.

Wenn Jörg Renken von der "spannenden Aufgabe Logistik" spricht, dann meint er damit vor allem die Dimension der Transporte, für die er verantwortlich ist. Tag für Tag werden 2000 Fässer mit den unterschiedlichsten Chemikalien in Bützfleth abgefüllt, 31 000 Lastwagen und 17 000 Waggons verlassen das Werk jedes Jahr. Beinahe gering nimmt sich da schon die Zahl von rund 700 Schiffen aus, die pro Jahr im eigenen Elbhafen beladen werden. Dabei macht der Schiffsverkehr zu Abnehmern im In- und Ausland den größten Anteil am Gesamtvolumen aus: 51 Prozent gegenüber 26 Prozent im Schienen- und 21 Prozent im Straßenverkehr, dazu kommen zwei Prozent, die per Pipeline befördert werden. Auf diese Zahlen ist man im Werk stolz. Schließlich werden im Bundesdurchschnitt der chemischen Industrie weit weniger Transporte auf dem Seeweg und weit mehr per Lkw abgewickelt. Der Bützflether Hafen ist der drittgrößte in Niedersachsen, an den Dow-eigenen Anlegern können Schiffe mit bis zu 250 Meter Länge und 14 Meter Tiefgang mit insgesamt 21 Verladearmen be- und entladen werden.

Bei den Transportaufgaben in Bützfleth werde, so Renken, auf Umweltverträglichkeit gesetzt, das Motto lautet "Green Logistics". Deshalb werden zunehmend mehr Schiffe und Eisenbahnwaggons eingesetzt, der Anteil des Lkw-Verkehrs hingegen wird begrenzt. Und wenn, dann soll die Sicherheit ganz groß geschrieben werden. Die Schlagzeile "Chemietransport verunglückt" wolle hier niemand lesen, sagt Renken. Entsprechend sorgfältig würden die Logistikpartner ausgewählt.

Die Sicherheit der Transporte sei genauso wichtig wie die Sicherheit im Werk: So überprüft die Wache am Tor, ob die Lastwagen der Spediteure in vorschriftsmäßigem Zustand sind, ob hinreichend Vorrichtungen zur Ladungssicherung vorhanden sind und ob der Fahrer den hohen Sicherheitsansprüchen genügt.

Spannend wird die Sache für Jörg Renken also auch weiterhin bleiben: "Die Prozesse sind schon sehr sicher, aber wir arbeiten ständig daran, sie noch weiter zu verbessern und zu vereinfachen".