Ziel ist es, das Bildungswesen im Landkreis zu vernetzen. Doch noch fehlen Büros und ein Mitarbeiter.

Stade. Nach dem holprigen Start geht es jetzt auch inhaltlich los: Das Bildungsbüro "Lernen vor Ort" des Landkreises Stade hat sein Konzept vorgestellt. Ziel ist es, das Bildungswesen im Landkreis regional zu vernetzen. "Es gibt vor Ort viele unterschiedliche Ansätze und Träger von Bildung, wie zum Beispiel Schulen, die Volkshochschulen und Kindergärten. Sie sollen jetzt verzahnt und verankert werden", sagt der Erste Kreisrat Eckart Lantz.

Das Stader Bildungsbüro nimmt mit diesem Konzept eine Vorreiterstellung ein. Es ist ein Projekt von bundesweit 40. 18 Landkreise und 22 kreisfreie Städte beteiligen sich an dem Förderprogramm "Lernen vor Ort" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Die Teilnehmer erarbeiten erstmals Modelle für die regionale Bildungslandschaft, die künftig andere Kommunen umsetzen sollen. Neu ist zudem, dass Stiftungen intensiver ins regionale Bildungswesen eingebunden werden sollen, so die Forderung des Bildungsministeriums. Das Stader Büro kooperiert daher mit der "Alles-Gute-Stiftung" der Kreissparkasse Stade.

Mehr Bildungsbeteiligung, Chancengleichheit und lebenslanges Lernen - das seien die Ziele des Stader Projekts, so Frauke Ilse, Leiterin des Bildungsbüros. Bevor das erreicht werden kann, muss eine Bestandsaufnahme gemacht werden. Das sogenannte Bildungsmonitoring ist eine Säule, für die Peter Falten verantwortlich ist. "Bislang gibt es bundesweit kein einheitliches Datenmaterial. Das muss sich ändern, denn sonst können keine Vergleiche gemacht werden, die wiederum eine Voraussetzung zur Überprüfung der Nachhaltigkeit sind", sagt der Erziehungswissenschaftler. So müsse zum Beispiel eine einheitliche Definition des Begriffs "Schulabbrecher" gefunden werden, um eine aussagekräftige Statistik zu erstellen.

An solchen Statistiken muss sich Elke Weh messen lassen. Die Mathematiklehrerin ist für den Bereich Wirtschaft, Technik, Umwelt und Wissenschaft zuständig und will unter anderem die Beteiligung von Mädchen an der Aktionen "Jugend forscht" von 20 auf 40 Prozent erhöhen. Außerdem plant sie Kooperationen zwischen Schulen und den beiden Hochschulen im Landkreis Stade sowie Betrieben, um bei Schülern die Begeisterung für Technik und Naturwissenschaften zu steigern.

Familienbildung und Elternarbeit stehen bei Ingeborg Wilkens im Mittelpunkt. Die Sozialmanagerin will zudem den Wechsel von Kindergärten zur Schule erleichtern. "Außerdem unterstütze ich Eltern, wenn sie in der Grundschule entscheiden müssen, auf welche weiterführende Schule ihre Kinder gehen sollen", sagt Wilkens. Das Besondere an ihrer Hilfe sei, dass sie neutral sei. Sämtliche Beratungen des Bildungsbüro seien neutral, betont Frauke Ilse: "Wir beraten trägerunabhängig, helfen weiter und informieren über zusätzliche Angebote."

Das Stader Büro hat mit fünfmonatiger Verspätung mit seiner Arbeit begonnen - bundesweiter Projektstart war der 1. September. Eine Laufzeitverlängerung ist dennoch nicht möglich. Die Fördersumme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung von 1,3 Millionen Euro muss bis Ende August 2012 aufgebraucht sein. Ob der Landkreis sich darüber hinaus das Bildungsbüro leisten wird, stehe noch nicht fest, so Lantz. Das ist sicherlich eine Kostenfrage. Denn bereits jetzt muss der Landkreis Stade etwa 150 000 Euro für die Bürokosten in das Projekt investieren. Derzeit spart die Kommune immerhin die Miete: Die Mitarbeiter des Bildungsbüros sind noch provisorisch bei der Kreisverwaltung in zwei Gebäuden untergebracht, weil noch keine passenden Räume gefunden wurden.

Außerdem ist der Landkreis noch auf der Suche nach einem Mitarbeiter. Die Stelle für das Übergangmanagement "Schule/Beruf und Weidereinstieg" ist noch nicht besetzt. Die Mitarbeiterwahl sorgt noch für weitere Diskussionen hinter den Kulissen. Der Personalrat liegt deshalb seit Wochen mit der Spitze der Kreisverwaltung im Clinch und hat nun Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. Der Erste Kreisrat wollte sich dazu nicht äußern: "Das ist ein laufendes Verfahren und daher kein Kommentar."

Das Stader Bildungsbüro "Lernen vor Ort" ist unter der Telefonnummer 04141/127 71 und per E-Mail unter lernenvorort@landkreis-stade.de erreichbar. Weitere Informationen gibt es auch im Internet. www.landkreis-stade.de