Einen heftigen Schlagabtausch hat sich der Linke-Kreistagsabgeordnete Benjamin Koch-Böhnke mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Egon Ohlrogge und dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Richard Wilke in der jüngsten Kreistagssitzung geliefert.

Stade. Die Politiker diskutierten hitzig über den Antrag von Koch-Böhnke, eine Sozialkarte einzuführen, mit der Hartz-IV-Empfänger und Menschen mit geringem Einkommen zum Beispiel Eintrittskarten für das "Stadeum" mit einem 90-prozentigen Nachlass an der Abendkasse kaufen können.

Zum einen stritten sich über den Inhalt: Koch-Böhnke hatte sich bereits 2007 für die Karte eingesetzt, scheiterte aber und hat das Thema nun erneut zur Abstimmung gestellt. Zum anderen debattierten die Politiker über die Kreistagssitzung an sich. Die Fraktionsvorsitzenden der CDU, FDP, SPD, Grünen und Freien Wählergemeinschaft (FWG) hatten zuvor gemeinsam mit Landrat Michael Roesberg überlegt, die Kreistagssitzung ausfallen zulassen, weil keine wichtigen Punkte auf der Tagesordnungen standen. Doch Koch-Böhnke bestand darauf, jetzt über die Sozialkarte zu entscheiden.

Der Linken-Abgeordnete bezeichnete den Vorschlag, die Sitzung zu vertragen, als skandalös und griff Wilke an: "24 600 Menschen im Landkreis Stade leben unter der Armutsgrenze. Diese Menschen sind ihnen offensichtlich egal." Wilke hatte gegenüber dem Abendblatt gesagt, dass Geld verpulvert werde. Koch-Böhnke bezeichnete das als Heuchlerei: "Sonst ist es doch die Spezialität der CDU, Geld zu verpulvern."

Wilke reagierte weniger emotional, aber dennoch deutlich auf die verbalen Angriffe: "Sie haben 50 Personen von ihrer Arbeit abgehalten, und zwar mit einem Antrag, der nicht modifiziert wurde." Die erzwungene Sitzung koste den Landkreis bis zu 5000 Euro. Zudem sei dieser nicht für die Sozialkarte zuständig, weil er keine Institutionen habe, bei denen mit der Sozialkarte Rabatte gewährt werden könnte.

Dem stimmte Egon Ohlrogge zu, obwohl die SPD grundsätzlich für das Projekt sei. Rückendeckung für Koch-Böhnke gab es von den Grünen. Verena Wein-Wilke kritisierte allerdings den politische Ton des Linken-Politikers: "Er macht es einem nicht leicht, nach einem verbalen Rundumschlag dem in der Sache gutem Antrag zuzustimmen."

Wie es mit der Sozialkarte weitergeht, entscheidet jetzt der Kreisausschuss, der allerdings nicht öffentliche tagt. Das hatte die CDU beantragt - und die Mehrheit des Kreistages hat sich für diese Möglichkeit ausgesprochen.