Jork strebt an, Weltkulturerbe zu werden. Doch Bürger fürchten, dass Bausünden das Ziel vereiteln könnten.

Jork. Drei Meilen Altes Land, Postkartenidylle in der Elbmarsch zwischen Este, Lühe und Schwinge, randvoll mit historischen Schätzen in alten Bauerntruhen, Kirchen und Museen. Dazu jahrhundertealte architektonische Schmuckstücke. Gute Voraussetzungen für eine Aufnahme auf die Liste des Unesco-Weltkulturerbe. Doch viele Altländer sind skeptisch und sagen, dass zu viele Bausünden das große Ziel vereiteln könnten und besonders Jork hässlich geworden sei.

Harsche Kritik übte Detmar Kläschen, der sich im Bürgerverein für ein schöneres Jork engagiert. "So wie Jork jetzt aussieht, mit diesen architektonischen Schandflecken, dürfte es wohl kaum als Welterbe in die Wertung kommen", fürchtet Kläschen. Damit hat er eine Diskussion eröffnet, in der sich die Jorker Bürger nun zu Wort melden.

Die Ortsansässige Anke Werner sagt zu dem Thema: "Unser Altländer Markt ist wahrlich kein Prunkstück. Hier muss Altländer Flair her, damit Einheimische und Touristen sich wohlfühlen. Echte Schmuckstücke sind die alten Fachwerkhäuser, die unbedingt erhalten bleiben sollen. Wenn das gelingt und das Hässliche vielleicht umgestaltet wird, hat Jork sicher auch Chancen, Weltkulturerbe der Unesco zu werden."

Ähnlich ausgewogen sieht es Loni Linder aus Jork: "Ich glaube, dass die vielen kostbaren Altertümer in den historischen Bauernhäusern beste Voraussetzungen sind, einmal ins Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen zu werden. Wir haben Tradition und Kultur immer gepflegt, zum Beispiel im Altländer Museum. Einzig die großen Bausünden wie die Sparkasse oder das Schulzentrum passen nicht zum historischen Stadtbild."

Am Altländer Markt stört sich Andrea Wiesing. Sie macht Vorschläge, wie das Ortsbild aufgewertet werden könnte: "Der Altländer Markt sollte zur Flaniermeile umgestaltet werden, mit viel Grün und Bänken. Lokale sollten die Außenfläche gastronomisch mit nutzen. Das würde nicht nur Touristen anziehen, auch für die Senioren im Altenheim wäre es ein schöner Anlaufpunkt. Es gibt also noch viel zu tun." Ideen zu dem Thema hat auch Dorothe Waetjen: "Auf dem Altländer Markt müsste vieles mit Tischen oder Bänken einladender gestaltet werden. Die Fassaden würden nach Altländer Bauweise schöner aussehen."

Ein Gegenbild zum Altländer Markt sind die noch erhaltenen historischen Obsthöfe mit weißem Fachwerkgiebeln und Motivklinkern unter Reet- oder Ziegeldächern. Diese sind, gemeinsam mit der historisch angelegten Landschaft, der Grund, aus dem Verbände, politische Gremien, Bürgervereinigungen und Tourismusexperten das Alte Land als Weltkulturerbe adeln wollen.

"An diesem Ziel halten wir natürlich fest", sagt Matthias Riel, stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Jork. Maßgabe dafür soll eine Gestaltungsfibel sein, die derzeit erarbeitet wird. An den Kosten von rund 30.000 Euro beteiligt sich die Gemeinde Jork mit 10.000 Euro. Überregional wolle man mit dem Weltkulturerbeverein gemeinsam mit der Samtgemeinde Lühe und der Hamburger Region Kulturlandschaftsanalysen erstellen.

"Natürlich sind Bereiche um die Sparkasse und den Altländer Markt, die in den 70er- und 80er Jahren entstanden, unsere Sorgenkinder und es gibt dort noch jede Menge zu tun", räumt Riel ein. "Mitte der 80er-Jahre gab es andere Bauvorgaben und große Wohnkomplexe für den sozialen Wohnungsbau waren gefragt."

Der Altländer Markt mit den derzeit vielen leerstehenden Läden, soll im Zusammenwirken von Politikern, eigens gegründeten Arbeitsgruppen, der Verwaltung und Investoren wiederbelebt werden. Zudem gelte seit dem Jahr 2000 gilt eine Gestaltungssatzung für historische Teile des Ortes, sagt Bauamtschef Thomas Bültemeier. Aber er sagt auch: "Natürlich können wir den Bürgern bei der Baugestaltung nicht alles vorschreiben." Wichtig sei der Blick aufs Gesamtensemble. Deshalb habe die Gemeinde Jork auf freiwilliger Basis ein Zuschusskonzept für den Erhalt denkmalgeschützter Gebäude bewilligt. Zuschüsse bis zu zehn Prozent können dafür von Hauseigentümern beantragt werden. "Für dieses Konzept sind 25.000 bis 50.000 Euro im Gemeindeetat eingeplant.