Bürger und Politiker präsentieren heute Abend Pläne für die Zukunft. Doch die Details sind umstritten.

Stade. Eine Markthalle, Orgelklassen und Familienzentren - das alles soll es in zehn Jahren in Stade geben, wenn es nach den Strategen des Projekts "Stade 2020" geht. Bürger haben das Leitbild gemeinsam mit Ratsmitgliedern seit dem Juli 2007 erarbeitet. Jetzt wurde das sechsseitige Papier vom Stader Rat verabschiedet und soll den Politikern künftig als Leitfaden dienen.

Heute Abend stellen die mehr als 60 Teilnehmer den Leitfaden im Rathaus vor, der in die Schwerpunkte "Stade als Zentrum des Elbe-Weser-Dreiecks", "Historische Stadt" und "Stadt der Zukunft" eingeteilt ist. So soll Stade seine Stellung als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum im Elbe-Weser-Dreieck ausbauen. Mit der Stärkung der maritimen Wirtschaft wollen die Verfasser an die Geschichte der Hansestadt anknüpfen. Mit den Konzepten der Säule "Stadt der Zukunft" wollen die Projektteilnehmer mehr junge Leute nach Stade locken, damit die Bevölkerung um fünf bis zehn Prozent wächst.

Außerdem soll der Hochschulstandort ausgebaut werden. Zum Beispiel soll künftig die Bachelorausbildung zum Erzieher angeboten werden.

Die Vorhaben sind ambitioniert und interpretationsbedürftig. Obwohl sich alle Fraktionen an dem Papier beteiligt haben, bergen die Ziele Konfliktpotenzial. "Wir haben nur Leuchttürme formuliert, die den Weg weisen sollen, mehr nicht", sagt der SPD-Ratsherr Manfred Schulz, der die Arbeitsgruppe Kultur, Tourismus und Freizeit geleitet hat. Zwar sei der Ratsbeschluss richtungsweisend, doch einen genauen Zeitplan gebe es nicht. Zudem seien die Vorhaben nur grob abgesteckt.

In dem Leitbild heißt es etwa, dass Stade sich dazu bekenne, ein Industrie- und Energiestandort mit überregionaler Bedeutung zu sein. Doch wie diese Energie erzeugt werden soll, sorgt seit Monaten für Diskussionen bei den Politikern. Während sich die Gruppe aus CDU, Wählergemeinschaft (WG) und FDP, sowie die SPD für Kohlekraftwerke aussprechen, lehnen die Grünen diese ab. "Die Frage des Energiestandortes ist ein Beispiel, das diskussions- und interpretationsfähig ist", sagt Karsten Behr, Sprecher der CDU/WG/FDP-Gruppe. Zudem räumt der CDU-Ratsherr ein, dass die leeren Kassen die Umsetzung der Vorhaben erschweren würden.

Außerdem muss das Leitbild "Stade 2020" mit weiteren Konzepten in Einklang gebracht werden. Die Stadt Stade hat im vergangenem Jahr ein eigenes Arbeitsprogramm erstellt, das jährlich erneuert wird und verbindlich für die Verwaltung ist. Außerdem haben Jugendliche bei der Aktion "Jugend im Rat" eigene Ziele für ihre Stadt formuliert. "Es darf nichts gegeneinander ausgespielt werden", mahnt Uwe Merckens (Grüne).

Stades Bürgermeister Andreas Rieckhof begrüßt das Konzept grundsätzlich. Gemeinsam mit der Verwaltung wolle er "ernsthaft damit umgehen" und das Verwaltungskonzept daran anpassen. Doch bei der Umsetzung sieht er Probleme. Zum einen kritisiert Rieckhof, dass der Rat zuerst den Text verabschiedet hat und dass erst danach die öffentliche Diskussion stattfindet. Zum anderen sei die Umsetzung einiger Vorhaben, wie zum Beispiel der Markthalle, fraglich. Wie soll diese finanziert werden und wer soll sie wo bauen, fragt Rieckhof. Vielleicht gibt es heute Abend im Rathaus Antworten darauf.

Die Teilnehmer des Projekts "Stade 2020" stellen ihr Leitbild heute Abend von 19.30 Uhr an im Königsmarcksaal des Stader Rathauses (Hökerstraße 2) der Öffentlichkeit vor. Anschließend ist eine Diskussionsrunde geplant.