Helmut Ehlen (62) spricht sich für das Re-Powering aus - auch weil die Bundesregierung die Erneuerung der Windparks fordere.

Warum brauchen wir erneuerbare Energieformen, wie in unserem Fall die Windenergie? Unser Wohlstand beruht energietechnisch vor allem auf dem Verbrauch eines erheblichen Teils unserer über Millionen von Jahren entstandenen fossilen Ressourcen wie Öl, Gas, Kohle aber auch Uran in knapp einem Jahrhundert des Industriezeitalters. Jährlich bevölkern netto mehr als 80 Millionen Menschen zusätzlich unseren Planeten. Dies und die positive Entwicklung vieler Einkommen in den sogenannten Schwellen- und Entwicklungsländern ergeben jedes Jahr einen zusätzlichen und umfangreichen Energiemehrbedarf. Je nach Sichtweise kommt davor oder danach das Argument unseres Klimas, welches sich gravierend durch das Verbrennen von fossiler Energie für Strom, Wärme und Mobilität bereits heute geändert hat.

Es ist Fakt, dass wir vor allem im ersten Teil dieses Jahrhunderts die Energiegewinnung auf die Kreislaufwirtschaft mit den unerschöpflichen Quellen der Natur wie Sonne, Wasser, Wind und Biomasse umstellen müssen. Klima, Förderkosten und Verfügbarkeit an Rohstoffen sind und werden die Treiber dieses Prozesses sein. Mit der Windenergie an Land (Onshore) sind wir bei objektiver Zuordnung aller Kosten bereits heute schon ganz vorne dabei. Doch wie wird dies vorangetrieben und wie soll es umgesetzt werden, damit die Ziele von Kopenhagen, der Europäischen Union und anderen in reale Ergebnisse münden?

Mit dem Energieeinspeisungsgesetz hat der Gesetzgeber einen Rahmen geschaffen, der die Einspeisung regelt und Planungssicherheit sowie Investitionsanreize bietet. Desweiteren regeln Planungs- und Baugesetze was, wo und wie gebaut werden darf. Ohne derartige Rahmenbedingungen wäre eine Umsetzung nicht möglich, die vor allem vielen Mittelständlern, wie uns, den Zutritt gewährt.

Das von der Politik geforderte und geförderte Prinzip von "mehr Kilowattstunden von gleicher Fläche mit weniger Anlagen" ist mit dem technischen Fortschritt und größeren Bauhöhen erreichbar, da ab etwa 60 bis 70 Meter Höhe (tiefster Flügelpunkt) die Windanströmung nur wenig von Bäumen und Bauwerken beeinflusst wird. Die Umsetzung sieht bei uns so aus: In Wohnste und Ahrenswohlde/Ahrensmoor (AWOMO) ist ein landkreisübergreifender Umbau auf weniger und einheitliche Anlagen geplant. Statt 33 sollen dann 23 Anlagen zwei- bis dreimal so viel saubere und importunabhängige Kilowattstunden erzeugen, und das in einem einheitlichen Parkbild mit nur noch halb so vielen Umdrehungen wie heute. Mit angepassten Abstandsentfernung im vorhandenen Gelände wird sichergestellt, dass die gesetzlichen Vorgaben wie etwa für Schall und Schatten eingehalten werden. Ein Wehrmutstropfen bleibt die notwendige Nachtbefeuerung durch rote Blinklichter, die ab 100 Meter Gesamthöhe notwendig wird. Es werden aber alle verfügbaren Mittel der erlaubten Technik eingesetzt.

Wer setzt dies vor Ort um? Gesellschafter sind ausschließlich Bürger aus den Standortgemeinden. Neben dem Grundstückseigentümer ist auch die Projektierung, Realisierung und Betriebsführung hier vor Ort und somit bleibt der Großteil der Wertschöpfungskette vor Ort. Damit verbunden ist die Stärkung der Steuerkraft vor Ort und nicht, wie sonst häufig, am Standort der Konzerne und Investoren.

Desweiteren stellen die Grundstückseigentümer einen Teil ihrer Pacht über die Bürgerstiftung der Kreissparkasse den örtlichen Vereinen, sozialen Einrichtungen und Einzelfällen zur Verfügung. Wir sind stolz auf diese sehr breit aufgestellte örtliche Organisation und Beteiligungsstruktur, die nicht alltäglich ist.

Ich gehöre nicht zu den Atom-, Kohle-, Gas-, Wind- und Biogas-"Nein"-Sagern oder zu den "Ja, aber dann bitte nicht bei mir"-Sagern, die trotzdem Strom aus der Steckdose und in naher Zukunft auch im "Tank" des Autos haben wollen. Jede Kilowattstunde, die wir im Lande produzieren, muss nicht mehr aus zum Teil sehr fragilen Ländern importiert und mit Geld bezahlt werden, welches wir anderswo verdienen müssen.

Helmut Ehlen (62) ist Geschäftsführer des AWOMO-Bürgerwindparks zwischen Ahrenswohlde und Wohnste.