In einigen Gemeinden verweigern jetzt sogar SPD und Grüne ihre Zustimmung für neue Maschinen in den Windparks.

Landkreis Stade. In mehreren Gemeinden des Landkreises regt sich Widerstand gegen neue Windkraftanlagen. Das Neue daran: Mittlerweile sprechen sich nicht nur unmittelbar betroffene Bürger, sondern auch Politiker in den Räten und Mitglieder der Verwaltung gegen Neubauvorhaben aus.

Dabei handelt es sich oftmals nicht um Gegner der Windenergie - vielmehr betonen Ratsmitglieder über die Parteiengrenzen hinweg, dass sie eigentlich für die umweltfreundliche Energiequelle seien. Doch genauso parteienübergreifend ist die Einschätzung, dass die Gemeinde oder ein bestimmter Ortsteil keine weiteren Anlagen mehr verträgt.

"Bei uns ist die Schmerzgrenze erreicht. Wenn ich aus meinem Fenster blicke, sehe ich 17 Windkraftanlagen, die auf dem Gebiet unserer Gemeinde oder in unmittelbarer Nachbarschaft stehen. Das ist genug für die Gegend", sagt Friedrich Dammann, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Apensener Gemeinderat.

Mit insgesamt 21 Windkraftanlagen ist der Windpark, der auf dem Gebiet der Gemeinden Apensen und Harsefeld so wie der Stadt Buxtehude steht, einer der größten im Landkreis Stade. Doch nun will die Betreibergesellschaft WKN drei weitere, 150 Meter hohe Anlagen auf Apensener Gebiet bauen. Allerdings verweigern sowohl die Apensener CDU als auch die SPD und die Grünen ihre Zustimmung. "Natürlich sind wir grundsätzlich für die Windkraft. Aber für neue Anlagen gibt es bessere Stellen, auch auf dem Gebiet der Samtgemeinde", sagt Roland Denien von den Apensener Grünen. Zudem sollten sich auch andere Gemeinden im Landkreis solidarisch zeigen, wenn es um die Planung neuer Windfelder geht. Deutlicher wird Friedrich Dammann: "Wir haben genug Anlagen, jetzt sind mal die anderen dran. Zum Beispiel im Alten Land stehen noch keine Windräder."

Die Politiker haben der Samtgemeinde Apensen aufgetragen, ein generelles Konzept zu alternativen Energieträgern vorzulegen. Darüber wollten die Politiker im heutigen Samtgemeinderat sprechen - doch das Thema ist erst einmal vertagt worden. Zunächst soll jetzt eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung stattfinden, sagt Samtgemeindedirektor Peter Sommer, der die Haltung der drei Fraktionen zu dem Windpark teilt.

Auch in Ahlerstedt stößt das geplante Neubauvorhaben in einem Windfeld auf Widerstand. Hier plant der Betreiber des AWOMO-Bürgerwindparks ein sogenanntes "Repowering". Statt bisher 33 sollen in Zukunft 23 größere Anlagen in dem Windfeld stehen, dessen Anlagen auch auf dem Gebiet der Gemeinde Wohnste stehen. Doch Anwohner befürchten, dass von den Anlagen mehr Lärm ausgehen wird. Hans-Hinrich Dammann, Sprecher der Freien Wählergemeinschaft Ahlerstedt (FWG), hat Verständnis: "Meiner Meinung nach muss man die Bevölkerung mitnehmen. Und das ist in der Vergangenheit zu wenig geschehen."

Differenzierter klingt das Urteil von Ralf Lindemann: "Die Knackpunkte sind aus meiner Sicht die Beleuchtung der Anlagen und der Schall. Dazu brauchen wir noch Gutachten", sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Ahlerstedter SPD. Doch wenn diese Fragen geklärt seien, stehe dem Vorhaben "generell nichts im Wege. Wir müssen auch vor Ort etwas gegen die CO2-Reduzierung tun."

Mit der geplanten Erweiterung des Windfeldes befasst sich der Bauausschuss der Gemeinde Ahlerstedt, der heute Abend um 19 Uhr in der Festhalle Ahrensmoor tagt.