Engagierte Bürger wollen jetzt weiteren Bausünden mit einem klaren Ortsbebauungsplan den Kampf ansagen.

Jork. Jedes Mal wenn Detmar Kläschen auf der Straße "Westerjork" fährt und das Gebäude der Sparkasse Stade - Altes Land sieht, ärgert er sich über den Waschbetonbau. "Das Gebäude ist eine Beleidigung fürs Auge", sagt der Jorker, der sich im Bürgerverein für den Erhalt architektonischer Schätze des Alten Landes engagiert. "Es müsste optisch an das Ortsbild angepasst werden, etwa mit einer Verblendung."

Hans-Heinrich Quast, Pressesprecher der Sparkasse Stade - Altes Land, entgegnet: "Das Gebäude wurde 1976 eingeweiht, galt damals als modern und zweckmäßig. Zudem entsprach es, wie auch das Schulzentrum, den Bebauungsplänen der Gemeinde." Eine traditionelle Bauweise wie bei der Filiale in Leeswig (bei Cranz) mit Reetdach und Fachwerk hätte in der Größendimension des Jorker Hauptgebäudes jeden Rahmen gesprengt, so Quast. "Dass wir den Wandel zur Rückbesinnung anstreben, zeigt der Anbau, der 1990 neben dem Haupthaus im traditionellen Stil entstand."

Doch Kläschen will nicht locker lassen. Er fordert jetzt: "Schluss mit den Sonntagsreden und Absichtserklärungen. Für Neu-, An- und Umbauten an der Jorker Hauptstraße sollten strenge Vorschriften für Bauhöhe, Materialien und Dachformen in einem Ortsgestaltungsplan entwickelt werden." Damit solle sich der Gemeinderat in Abstimmung mit dem Landkreis befassen. "Bisher sind die Bauvorschriften ziemlich halbherzig", so der 70-Jährige, der seit 1980 in Jork lebt. "Erschreckend, welche Schätze seit den 50er-Jahren zum Teufel gegangen sind. Es ist höchste Zeit, radikal umzudenken." Überall in Jork fänden sich "Schandflecke" dieser Art.

"Das Bewusstsein, die traditionellen Gebäuden zu erhalten oder im alten Stil zu bauen ist zwar gewachsen", sagt Kläschen. Das reiche aber nicht aus. Die Jorker sollten sich künftig viel energischer um den Erhalt ihres Ortes bemühen. Dabei geht es Kläschen in erster Linie um den Ortskern entlang der Hauptstraße "Osterjork" und "Westerjork". In den anliegenden Straßen könnten Kompromisse erlaubt sein, auch der Industrie und dem Handel zuliebe. Kläschen: "Es geht mir nicht darum, Jork in ein Museumsdorf umzuwandeln. Das wäre unrealistisch." Gleichwohl lebt Jork nicht zuletzt auch vom Tourismus, und das Alte Land will den Titel "Weltkulturerbe" der Unesco beantragen."

Vorbilder gibt es nach Ansicht des Manns vom Bürgerverein in Jork bereits, besonders im privaten Bereich. "Das ehemalige Postgebäude mit roten Klinkern und weißen Fachwerkbalken zeigt, dass es geht. Es wurde ebenfalls in den 70er-Jahren gebaut, passt aber wunderbar in das Alte Land."

Positiv findet Kläschen auch, dass dank des Protestes der Anwohner und des Rates die alte Apotheke (Westerjork) nicht abgerissen wurde, sondern derzeit saniert wird. Auch das Jorker Rathaus (Gräfengericht) sei in den 70er-Jahren nur wegen des Protestes der Anwohner gerettet worden. "Der Rat und die Verwaltung hätten das Gebäude abreißen lassen." Kläschen hat auch die Hoffnung, dass die Verantwortlichen bei der Jorker Filiale der Sparkasse bereit sind, das Gebäude zu verschönern. "Die Sparkasse unterstützt das Museum Altes Land. Das zeigt ihren guten Willen und dass sie etwas für Jork tun."

In der Jorker Gemeindeverwaltung war trotz mehrfacher Abendblatt-Anfrage niemand für eine offizielle Stellungnahme zu erreichen.

Was sagen Sie dazu: Ist Jork in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wirklich hässlich geworden? Oder gehört zu modernen Zeiten auch ein moderner Baustil? Und was eigentlich macht Ihrer Ansicht nach eine gute Altländer Architektur aus? Schreiben Sie eine E-Mail an stade@abendblatt.de oder einen Brief an das Hamburger Abendblatt, Redaktion Stade & Buxtehude, Bahnhofstraße 40, 21629 Neu Wulmstorf