Jens Neumann ist Apensens erster hauptamtlicher Jugendpfleger. Ein Job unter schwierigen Bedingungen.

Apensen. Ob es um Ideen für die Sommerferien, Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz oder Probleme mit den Eltern geht - für diese Themen haben Jugendliche in der Samtgemeinde Apensen jetzt einen Ansprechpartner. Erstmals hat die Kommune einen hauptamtlichen Jugendpfleger eingestellt. Sein Name ist Jens Neumann. Seit Anfang des Monats arbeitet sich der 33-Jährige in seinen Job ein, für den er aus Sehnde bei Hannover nach Beckdorf gezogen ist.

"Ich weiß, dass eine Menge Arbeit auf mich zukommt", sagt der studierte Sozialpädagoge. Denn Neumann muss die Jugendarbeit in den Gemeinden Apensen, Beckdorf und Sauensiek weitgehend neu aufbauen. In den Jahren zuvor hatte der ehemalige Diakon der evangelischen Kirchengemeinde Apensen, Lars M., Angebote für Jugendliche organisiert. Einen Teil seiner Arbeit finanzierten die drei Gemeinden. Doch vor zwei Jahren wurde Lars M. vorgeworfen, Kinder während einer Ferienfreizeit sexuell missbraucht zu haben. Die Kirche entließ Lars M., für die Jugendarbeit war danach niemand mehr zuständig. Ein Gericht verurteilte Lars M. im vergangenen Sommer zu einer Geldstrafe und legte ihm auf, eine Therapie zu machen.

"Ich kann verstehen, wenn Eltern jetzt erst einmal Bedenken haben, Kinder an unseren Angeboten teilnehmen zu lassen. Ich kann nur hoffen, dass sie Vertrauen zu mir gewinnen", sagt Jens Neumann. Mit seiner neuen Stelle betritt er in mehrerer Hinsicht Neuland: Nach seinem Studium in Hannover und einem Jahr Arbeit an einer Schule tritt er seine erste Stelle als Jugendpfleger an. Die drei Gemeinden haben sich nach dem Weggang seines Vorgängers erstmals dazu entschlossen, eine volle Stelle für einen Jugendpfleger zu finanzieren. Angestellt ist er bei der Samtgemeinde. Ihr Direktor Peter Sommer sieht in dem Neustart Chancen: "Es ist eine gute Gelegenheit für Jugendliche, mit neuen Ideen zu uns zu kommen. Denn gerade jetzt ist ein guter Moment, sie auch zu realisieren."

Neue Ideen - aber welche? Was die Jugendlichen in der Region wollen, möchte Jens Neumann jetzt erst einmal mit einer Umfrage heraus bekommen. Darüber hinaus will er ein offenes Ohr haben: "Wenn jemand Ideen für die Sommerferien hat, kann er natürlich zu mir kommen." Darüber, wie Freizeit organisiert sein sollte, hat er eigene Vorstellungen: "Es geht heute darum, die Kids mal eine Weile von den Computern wegzubekommen. Ich finde es daher wichtig, Veranstaltungen wie Ausflüge und Kanufahrten anzubieten."

Neumann, der in seiner Heimat Celle schon beim CVJM Gruppen betreut hat, will aber nicht nur für die Freizeitgestaltung zur Verfügung stehen. "Ich will der erste Ansprechpartner für Jugendliche in den Gemeinden sein. Sie können zu mir kommen, wenn sie Probleme in ihrer Familie haben oder Hilfe beim Verfassen eines Bewerbungsschreibens brauchen." In Zukunft will Neumann Sprechzeiten in den Jugendräumen in Apensen, Beckdorf und Sauensiek anbieten.

Ob diese Räume allerdings für die Jugendlichen ausreichend sind, ist ein Streitpunkt in der Politik. Schließlich bietet die Gemeinde Apensen keinen eigenen Raum an, sondern nutzt lediglich einen Bereich des Hauses der Kirchengemeinde. Zu wenig, meint Roland Denien von der Grünen-Fraktion im Samtgemeinderat: "Unserer Meinung nach müsste es einen richtigen Jugendtreff geben, in einem dafür eingerichteten Haus. Dort könnte beispielsweise ein Reparaturbetrieb für Fahrräder eingerichtet werden." Laut Roland Denien könnte so ein Jugendhaus mit Mitteln der EU finanziert werden. Die Notwendigkeit begründet er mit dem zu erwartenden Wachstum der Gemeinde.

Peter Sommer zeigt sich diesen Überlegungen gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen. Er hält es für eine Möglichkeit, Räume in Apensen anzumieten - doch seiner Meinung nach werde das dieses Jahr "eher nicht" mehr passieren.