Die Chancen sind gut. Fredenbecks Politiker wollen den Weg frei machen, wenn es den Bedarf gibt.

Fredenbeck. Ein regelrechter Boom an Integrierten Gesamtschulen erfasst den Landkreis Stade. Die Stader IGS befindet sich bereits im Aufbau. Wenn genügend Eltern in Buxtehude für eine IGS stimmen, gibt es ab kommendem Jahr auch eine Gesamtschule in der Estestadt. Die Befragung läuft noch bis 14. Februar. Zeitgleich machen sich schon einige Eltern aus Fredenbeck für eine dritte IGS im Landkreis Stade stark.

Eine Informationsveranstaltung in Fredenbeck Anfang Januar, organisiert von der Buxtehuder Elterninitiative pro IGS, gab den Stein des Anstoßes. Monika Hoops begeisterte sich gleich für die Schulform. Sie verbrachte darauf eine schlaflose Nacht und entschied: "Bis 2012 muss auch in Fredenbeck eine IGS stehen, damit mein Kind sie besuchen kann."

In kurzer Zeit waren fünf weitere Mitstreiter für eine Elterninitiative gefunden: Karin Hanno, Ralf Ehlers, Katrin Hink, Monika Holst und Nicole Stamm. Sie alle wollen ihre Kinder nicht schon mit zehn Jahren in Schubladen stecken lassen. Ihr Nachwuchs soll lieber eine IGS besuchen, in der Haupt- und Realschüler sowie Gymnasiasten gemeinsam unterrichtet werden.

Die Eltern scheuen auch vor dem dreigliedrigen Schulsystem zurück, da es nach ihrer Meinung den Wechsel auf eine höhere Schulform erschwert. "Die Durchlässigkeit gibt es doch nur von oben nach unten", sagt Ralf Ehlers.

Die Kritik mancher IGS-Gegner, dass leistungsstarke Schüler in einer Gesamtschule unter ihrem Niveau arbeiteten, prallt an den Initiatoren ab. Sie verweisen auf das Kurssystem. "Die besseren Schüler bekommen auch andere Aufgaben", sagt Nicole Stamm.

Außerdem befürworten die Eltern aus Fredenbeck und Mulsum aus ganz praktischen Gründen eine IGS in Fredenbeck. Wenn ihre Kinder eine Gymnasialempfehlung haben, könnten sie lange Fahrzeiten von täglich zwei Stunden bis zu den Gymnasien in Stade oder Harsefeld vermeiden und die Schule im Ort besuchen.

Eine neue IGS in Fredenbeck bedeutet aber auch das Ende für die einzige Haupt- und Realschule im Ort. Dennoch käme dem Schulleiter Wolfgang Struck eine Umwandlung in eine IGS mehr als entgegen. Struck verspricht sich davon, dass der Schulstandort gestärkt würde. Denn sinkende Schülerzahlen versprechen derzeit keine verheißungsvolle Zukunft. Zurzeit besuchen noch 680 Kinder und Jugendliche zwei Haupt- und zwei Realschulklassen pro Jahrgang an der Geestlandschule. Langfristig geht Struck davon aus, dass nur noch drei Klassen pro Jahrgang an seiner Schule eingerichtet werden, obwohl sie Kapazitäten für eine Fünfzügigkeit hat. Auch sonst erfüllt die Einrichtung alle Voraussetzungen. Sie läuft bereits im Ganztagsschulbetrieb und hat eine Mensa. "Bauliche Veränderungen wären nicht nötig", sagt Struck.

Eine Hürde gibt es allerdings noch: Um die vorgeschriebene Mindestzahl von 780 Schülern in einer IGS zu erzielen, müssten Kinder aus den umliegenden Gemeinden wie etwa Himmelpforten die leeren Stühle in der Schule auffüllen. Das sei aber machbar, glaubt der Schulleiter.

Auch die Samtgemeinde und die Politik gibt grundsätzlich grünes Licht. "Für mich ist wesentlich, ob die Eltern den Wechsel wollen", sagt Ralph Löblich, zuständiger Fachdienstleiter in der Fredenbecker Samtgemeinde. Die Fraktionen haben den Eltern ihr Wohlwollen signalisiert. "Wenn die Eltern eine IGS wollen, sollten wir es nicht auf die lange Bank schieben. Dann sollte sie 2011 kommen", sagt CDU-Fraktionschef Gerhard Behrmann.