Im Landkreis Stade fehlen bis 2020 etwa 265 Hektar an Gewerbe- und Industrieflächen. Das hat ein Gutachten ergeben, das vom Landkreis in Auftrag gegeben und in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Regionalplanung und Umweltfragen vorgestellt wurde.

Stade/Buxtehude. Grund für das Papier ist die Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsverfahrens (RROP) im Landkreis, mit dem die Gesamtentwicklung geplant wird. Ziel ist es, strukturelle und wirtschaftliche Standortpotenziale zu erkennen und zu steuern.

Derzeit sind etwa 175 Hektar Gewerbeflächen verfügbar. Das reiche nicht aus, sagte der Volkswirt Thilo Ramms im Ausschuss: "Insgesamt werden 440 Hektar benötigt. Der Landkreis ist wirtschaftsstark und entwickelt sich dynamisch. In den kommenden Jahren profitiert die Region von zusätzlichen Wachstumsimpulsen." Wegen der geplanten Autobahnen 26 und 20/22 sowie dem Ausbau des Seehafens Stade würden sich neue Unternehmen ansiedeln. Vor allem in Buxtehude und Stade steige die Nachfrage an neuen Industrie- und Gewerbeflächen, so Ramms. Sie benötigten jeweils 80 Hektar. Der Volkswirt hat 36 Gebiete im Landkreis untersucht. Um den Flächenbedarf optimal zu decken, sollten Ramms zufolge elf sogenannte Premium- und Qualitätsflächen in das RROP aufgenommen werden. Sie seien wegen ihrer Lage und Standorteigenschaften sowie wegen geringen Konfliktpotenzials besonders für die Industrie- und Gewerbenutzung geeignet. "In und um Stade gibt es fünf Premiumstandorte und wegen des neuen Elbtunnels einen in Drochtersen", sagt Ramms. Zu den Qualitätsstandorten zählen Himmelpforten, Hollern-Twielenfleth und Buxtehude-Dammhausen. Diese Flächen sollten Ramms zufolge Vorranggebiete werden.

Ob die Politikern diese Vorschläge tatsächlich umsetzen, ist noch offen. Auf jeden Fall scheint Diskussionsbedarf vorhanden zu sein. Verena Wein-Wilke (Grüne) sieht das Gutachten skeptisch: "So schnell wird es diese Nachfrage nicht geben, da die Autobahnen bis 2020 nicht fertig sind." Auch Gerd Lefers (Freie Wählergemeinschaft) aus Jork kritisierte das Papier, das Gewerbe- und Industrieflächen im Alten Land vorschlägt: "Wir Altländer wollen keine Industrie. Das Alte Land ist eine einzigartige Kulturlandschaft und hebt sich deutlich von der Geest ab, wo jedes Dorf beinahe gleich aussieht."

Kreisbaudirektor Lothar Gießler versuchte zu vermitteln, schließlich sei das Gutachten nur eine Stütze für künftige Planungen. "Das Thema wird auf uns zukommen. Wir müssen jetzt vorsorgen, denn die Planungshoheit liegt bei den Kommunen und beim Landkreis."